Agrarpolitik110 Mio. € schweres Versorgungssicherungspaket

110 Mio. € schweres Versorgungssicherungspaket

offenen Geldkassette
Die Bundesregierung öffnet die Geldkassette für die Landwirte und will sie mit durchschittlich 1.000 Euro unterstützen. Das Geld wird allerdings erst zu Jahresende via AMA überwiesen.
Quelle: pixabay.com

Seit Wochen verhandelten die Regierungsparteien über ein eigenes Entlastungspaket für Österreichs Bauern. Der LANDWIRT hat darüber bereits am 9. Mai berichtet.

Aus dem angestrebten 100 Millionen €-Entlastungspaket ist letztlich ein 110 Millionen €-Versorgungssicherungspaket geworden. 80 Mio. Euro sollen flächenbezogen, basierend auf dem jeweiligen Dieselverbrauch je Hektar und 30 Mio. Euro, tierbezogen je nach Großvieheinheiten, abgegolten werden. Vorrangiges Ziel dabei: die bäuerlichen Familienbetriebe zu unterstützen, damit sie weiter produzieren und die Bevölkerung mit Lebensmittel versorgen können.

Alle Bauern, die einen MFA Flächen für 2022 gestellt haben, erhalten – auf Basis der beantragten beihilfefähigen Flächen und Großvieheinheiten – einen sogenannten Versorgungssicherungsbeitrag automatisch Ende des Jahres über die AMA ausgezahlt.

So setzt sich der Versorgungssicherungsbeitrag zusammen

Der Versorgungssicherungsbeitrag bemisst sich aus einer flächenbezogenen und einer tierbezogenen Komponente:

1.  Der tierbezogene Beitrag bemisst sich auf 14 Euro je Großvieheinheit (GVE).

2.  Der flächenbezogene Beitrag variiert je nach Flächennutzung:

  • 29,3 Euro pro Hektar Ackerfläche
    –  Zuschlag von 22,6 Euro pro Hektar Hackfrüchte, Feldgemüse, Gemüse im Freiland, Gartenbaukulturen, Blumen und Zierpflanzen im Freiland, Erdbeeren
    –  Zuschlag von 16,8 Euro pro Hektar Feldfutterbau
  • 82,5 Euro pro Hektar Dauerkulturen (z.B. Wein)
  • 38,6 Euro pro Hektar Mähwiese, Mähweide mit mind. 2 Nutzungen
  • 16,2 Euro pro Hektar einmähdige Wiesen und Kulturweiden
  • 5,1 Euro pro Hektar Almen, Bergmähder Hutweiden, Streuwiesen, Grünlandbrache

Mit welchen Summen Betriebe rechnen können

Laut Angaben des Landwirtschaftsministerium wird die durchschnittliche Unterstützung rund 1.000 Euro betragen.

Hier einige Beipielbetriebe:

  • Ein Ackerbaubetrieb mit 40 ha Ackerfläche und Zuschlag für 5 ha Hackfrüchte erhält demnach circa 1.285 Euro.
  • Ein Milchviehbetrieb mit 35 ha mehrmähdiger Wiese und 30 GVE Milchkühe erhält 1.771 Euro.
  • Ein Veredelungsbetrieb Schweinemast mit 30 ha Acker, Zuschlag für 15 ha Hackfrüchte und 60 GVE  Mastschweine erhält 2.058 Euro.
  • Ein Mutterkuhbetrieb mit 10 ha mehrmähdiger Wiese, 10 ha einmähdiger Wiese und 24 GVE Mutterkühe kann mit rund 885 Euro rechnen.

Abwicklung läuft automatisch über die AMA

Um den Versorgungssicherungsbeitrag zu erhalten, müssen die Bauern ihre Flächen und GVE nicht erneut angeben. Der einmalige Versorgungssicherungsbeitrag wird anhand des bei der AMA eingereichten MFA Flächen 2022 berechnet.

Die Antragstellung erfolgt in Form eines automatisierten Antrages.

Förderfähig sind alle Betriebe, die innerhalb der Meldefrist bis inklusive 9. Juni 2022 einen MFA Flächen abgegeben haben.

Alle Betriebe, die Flächen in Österreich oder Großvieheinheiten in der Tierliste/Rinderdatenbank gemeldet haben, erhalten eine Zahlung (unabhängig von der Betriebsart).

Die Auszahlung des Versorgungssicherungsbeitrages an die Bauern soll dann Ende 2022 via AMA erfolgen

Zusatznutzen für Bauern durch´s große „Geld zurück“-Maßnahmenpaket

Laut Bauernbund sollen die Landwirte zudem vom kürzlich durch die Bundesregierung vorgestellten 28 Milliarden €-Entlastungspaket profitieren. Diese Unterstützung zur Abfederung der Teuerungen wird gestaffelt in kurzfristige Maßnahmen für heuer und für das kommende Jahr sowie in langfristige strukturelle Maßnahmen. Einen großen Teil davon macht die auf Herbst verschobene Ökosoziale Steuerreform (umfasst u.a. die CO2-Bepreisung) mit gut 18 Milliarden Euro aus.

Folgende 5 Milliarden Euro sollen noch heuer wirken:

  • 180 Euro Familienbeihilfe als zusätzliche Einmalzahlung im August
  • Der Familienbonus (2.000 Euro) wird vorgezogen, der Kindermehrbetrag 2022 auf 550 Euro erhöht
  • 500 Euro-Bonus „für jeden und jede“: den 250 Euro Klimabonus sowie 250 Euro Bonus für alle Erwachsenen, je Kind gibt es die Hälfte (250 Euro)
  • Je 300 Euro erhalten besonders betroffene Gruppen wie Arbeitslose oder Mindestpensionisten
  • Der Digi-Scheck für Lehrlinge wird bis 2024 verlängert, somit gibt es bis zu drei Mal im Jahr 500 Euro
  • Für 2022 gilt ein erhöhter Absetzbetrag von 500 Euro
  • Die CO2-Bepreisung, die ab Juli starten sollte, wird auf Oktober verschoben.

Darüber soll es 1 Milliarde Euro als Sofortmaßnahmen für die (auch Land-)Wirtschaft geben. Dazu zählen eine Strompreiskompensation, eine Mitarbeiter-Prämie von 3.000 Euro (steuer- und abgabenfrei sowie SV-Beitragsfrei) und ein Direktzuschuss für energieintensive Unternehmen.

Strukturell und langfristig entlasten will die Bundesregierung das ganze Land auch mit satten 22 Mrd. Euro bis 2026. Darunter fallen:

  • die Abschaffung der sogenannten kalten Progression
  • die Valorisierung der Sozialleistungen und
  • die Senkung der Lohnnebenkosten (UV-Beitrag um 10 %, FLAF-Beitrag auf 3,7 %).

 

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