AckerbauKlöckner legt Ackerbaustrategie 2035 vor

Klöckner legt Ackerbaustrategie 2035 vor

Ackerbausstrategie
In einem Diskussionspapier beschreibt das Bundeslandwirtschaftsministerium seine Strategie für den Ackerbau der Zukunft.
Quelle: BMEL

Unter diesen Vorgaben hat das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) zusammen mit der Wissenschaft eine Ackerbaustrategie für 2035 erstellt und mit rund 1.000 Landwirtinnen und Landwirten diskutiert. Darin sind sechs Leitlinien festgelegt.

 

[LeitlinienAckerbau]

 

Handlungsfelder der Ackerbaustrategie

Neben diesen Leitlinien hat das BMEL auch zwölf Handlungsfelder aufgelistet und Maßnahmen zur Umsetzung beschrieben. Dazu gehören die Stärkung des Bodenschutzes und der Bodenfruchtbarkeit,  die Erhöhung der Kulturpflanzenvielfalt durch erweiterte Fruchtfolgen, die Verbesserung der Düngeeffizienz, die Intensivierung des integrierten Pflanzenschutzes und die Stärkung der Züchtung von klimaangepassten und widerstandsfähigen Pflanzen.

Das sind die Details zur Ackerbaustrategie 2035 (entnommen aus dem Diskussionspapier des BMEL):

[Handlungsfelder]


 

BODEN

AUSGANGSLAGE

Unser Boden ist die Produktionsgrundlage für die Landwirtschaft, Standort für die Erzeugung gesunder Nahrungsmittel und gleichzeitig mit 2,5 Mrd. Tonnen organischem Kohlenstoff der größte terrestrische Kohlenstoffspeicher in Deutschland. Über 90 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelproduktion hängen unmittelbar vom Boden ab, das zeigt seine große Bedeutung für die Ernährungssicherung. Mitteleuropa ist ein Gunststandort. Unsere Böden, insbesondere in Deutschland, sind teilweise sehr fruchtbar. Darüber hinaus sind die hier vorherrschenden Klimaverhältnisse besonders geeignet, um qualitativ und mengenmäßig hohe und sichere Erträge zu ermöglichen.

PROBLEMSTELLUNG

Boden ist eine nicht erneuerbare Ressource, die immer knapper wird. Die Böden in Deutschland sind vermehrt durch Wind- und Wassererosion bedroht. Dies ist zurückzuführen auf immer größere Flächenstrukturen, fehlenden Erosionsschutz und zunehmende Extremwetterereignisse wie anhaltende Trockenperioden oder Starkregenfälle. Zudem können Bodenverdichtungen durch nicht angepasste Bewirtschaftung und unerwünschte Einträge von Stoffen wie Pflanzenschutzmitteln oder Schwermetallen die Bodenfunktion beeinträchtigen und die Fruchtbarkeit und Produktivität der Böden vermindern. Die Konkurrenz um Agrarflächen ist erheblich, und die Preise für Ackerland sind in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen.

ZIELKONFLIKTE

Eine reduzierte Bodenbearbeitung geht mit einer Vielzahl von positiven Wirkungen wie z. B. einer Erhöhung des Humusgehaltes im Oberboden, einem verstärkten Erosionsschutz in besonders gefährdeten Lagen oder einer schnelleren Aufnahme von Wasser („Infiltrationskapazität“) einher. Jedoch ist eine wirksame Unkrautbekämpfung hierbei zurzeit häufig nur durch den Einsatz von Breitbandherbiziden möglich.

ZIELE

Bodenschutz weiter stärken und Bodenfruchtbarkeit erhöhen

  1. Die Bodenfruchtbarkeit einschließlich des Humusgehaltes, sowie die funktionelle und strukturelle Bodenbiodiversität müssen weiter gestärkt und, wo möglich, verbessert werden. Dabei ist auch die Düngewirkung vermehrt zugeführter organischer Substanz in den Boden zu beachten.
  2. Um die Produktions- und Lebensraumfunktion des Bodens zu erhalten, müssen schädliche Einflüsse auf den Boden durch Erosion (Verlust an fruchtbarem Boden), Bodenschadverdichtung und unerwünschte Einträge von Schadstoffen verringert werden.
  3. Ein stabiler Humusgehalt ist durch Zufuhr und Einarbeitung von organischen Reststoffen zu erhalten und sicherzustellen. Bis 2030 ist ein Humusgleichgewicht aller Ackerböden anzustreben.
  4. Der Flächenverbrauch in Deutschland durch außerlandwirtschaftliche Nutzung wie Siedlung, Verkehr, Industrie, Infrastruktur und Naturschutz muss reduziert werden.
  5. Der Vorrang der Ernährungssicherung muss gewahrt, sowie wertvolle Naturräume erhalten werden. Bis zum Jahr 2030 sollte sich die Flächeninanspruchnahme auf unter 30 Hektar pro Tag verringern und bis 2050 das Ziel Netto-Null (Flächenkreislaufwirtschaft) erreicht werden.
  6. Boden ist Ressource und keine Vermögensanlage. Ziele auf dem Bodenmarkt sind die Förderung einer breiten Streuung des Bodeneigentums und der Vorrang von Landwirtinnen und Landwirten beim Flächenerwerb.

INDIKATOREN

  • Ergebnisse der Bodenzustandserhebung Landwirtschaft (Humusvorrat landwirtschaftlicher Böden)
  • Bundesweites Erosionskataster (Erosionsereignisse)
  • Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche (Flächeninanspruchnahme)
  • Bodenschutzindikator (Veränderung der Bodenqualität einschließlich des Verlusts wertvoller Ackerböden durch Flächenverbrauch)

MASSNAHMEN

  1. Standortspezifische Handlungsempfehlungen zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit entwickeln, insbesondere zum Humusaufbau.
  2. Neue alternative ackerbauliche Produktionsverfahren im Rahmen des Integrierten Pflanzenbaus erproben und umsetzen; Schwerpunkte:
    1. Bodenbearbeitung
    2. erweiterte Fruchtfolgen
    3. optimierte Düngung
    4. reduzierter chemischer Pflanzenschutz
    5. vermehrter mechanischer und biologischer Pflanzenschutz
    6. notwendiger Strukturanteil für Nützlinge.
  3. Verfahren zur Mulch-/Direktsaat unter veränderter Pflanzenschutzsituation (z. B. Wegfall von Glyphosat ab 2023) erproben.
  4. Ganzjährige Bodenbedeckung fördern, durch
    1. mehrjährige Kulturen
    2. Zwischenfruchtanbau
    3. Untersaaten
    4. Einarbeitung von Ernte- und Zwischenfruchtrückständen.
  5. Schutzmechanismen vor Bodenverdichtung durch angepasste Fahrzeugparameter fördern: z. B. Reifendruckverstelltechnik.
  6. Flurbereinigungsverfahren stärker auf Bodenschutz und Erosionsminderung ausrichten.
  7. Bodenrecht novellieren zur breiten Streuung des Bodeneigentums, des Vorrangs von Landwirtinnen und Landwirten beim Flächenerwerb, um Bodenerwerb durch außerlandwirtschaftliche Investoren zu minimieren.

WIRTSCHAFTLICHKEITSBEWERTUNG

Maßnahmen für einen verbesserten Bodenschutz und Humusaufbau zeigen erst mittel- bis langfristig Wirkung. Sie sind für die landwirtschaftlichen Betriebe zunächst mit zusätzlichen Aufwendungen verbunden. Diese sollten insbesondere in den ersten Jahren der Umstellung aufgefangen werden. Langfristig dürften sich die Investitionen aufgrund einer höheren Bodenfruchtbarkeit sowie einer geringeren Erosionsanfälligkeit amortisieren.

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KULTURPFLANZENVIELFALT UND FRUCHTFOLGE

AUSGANGSLAGE

In den vergangenen Jahrzehnten wurde das Anbauspektrum aufgrund ökonomischer Rahmenbedingungen und des erfolgreichen Züchtungsfortschritts einzelner Pflanzenarten stark eingeschränkt. Es konzentriert sich aktuell auf wenige Kulturen. Die vier wichtigsten Kulturen Winterweizen, Mais, Wintergerste und Winterraps haben dabei einen Anteil an der Ackerfläche von fast 70 Prozent.

PROBLEMSTELLUNG

Die Einengung des Anbauspektrums führt zunehmend zu Problemen in der Praxis. In der Folge haben sich beispielsweise bestimmte Unkräuter und Schadorganismen verstärkt ausgebreitet und müssen nun intensiver bekämpft werden. Zudem fördert die Verengung des Anbauspektrums die Entstehung und Verbreitung von Resistenzen gegenüber Pflanzenschutzmittelwirkstoffen. Ein Beispiel ist das vermehrte Auftreten von Ackerfuchsschwanz, der gegen Herbizidwirkstoffe resistent ist. Der Effekt ist umso stärker, je weniger Pflanzenschutzmittel mit unterschiedlichem Wirkmechanismus zur Verfügung stehen.

Dieses Problem hat in den vergangenen Jahren zugenommen, da die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln schwieriger geworden ist. Diese müssen unbedenklich für die Gesundheit von Menschen und Tieren sowie für den Naturhaushalt sein. Umso wichtiger ist die Orientierung an wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Wirkungen der Pflanzenschutzmittel.

Auch sogenannte Quarantäneschadorganismen der Pflanzen, die in der Regel nur schwer bekämpfbar sind, können in engen Fruchtfolgen verstärkt auftreten. Quarantäneschadorganismen sind zum Beispiel Organismen wie Insekten, Milben, Nematoden, Bakterien oder Pilze, die in einem Gebiet, in dem sie bislang noch nicht aufgetreten waren, stark schädlich sein können. Ein Beispiel sind der Kartoffelkrebs oder Kartoffelzysten, die gegenwärtig neue Virulenzeigenschaften entwickeln und Kartoffelerträge zu mindern drohen. Gegen beide gibt es keine chemischen Bekämpfungsmittel.

ZIELKONFLIKTE

Fehlende Absatz- und Vermarktungsmöglichkeiten und der hohe Kapitalbedarf für Investitionen in notwendige Aussaat- und Erntetechnik für alternative Kulturen stehen der Erweiterung des Pflanzenspektrums beziehungsweise der Erweiterung bestehender Fruchtfolgen entgegen. Die Nicht-Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln kann zu einer Verengung von Fruchtfolgen führen.

ZIELE

Kulturpflanzenvielfalt erhöhen und Fruchtfolgen erweitern

  1. Fruchtfolgen müssen mit einem ausgewogenen Anteil an Blatt- und Halmfrüchten unter Beachtung von Anbaupausen erweitert werden, um die Stabilität der Anbausysteme zu stärken, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und resiliente Pflanzenbestände zu erreichen. Vielfältige Fruchtfolgen bieten auch Lösungsansätze für viele umwelt- und klimapolitische sowie produktionstechnische Herausforderungen. Erweiterte Fruchtfolgen tragen dazu bei, die Biodiversität in der Agrarlandschaft zu erhalten und zu fördern. Eine betriebs- und standortgerechte Umstellung von Fruchtfolgen kann daher sowohl zu pflanzenbaulichen, ökonomischen als auch ökologischen Vorteilen führen. Voraussetzung dafür ist, dass die angebauten Kulturarten wirtschaftlich sind.
  2. Um das Kulturpflanzenspektrum auszudehnen, sind pflanzenbaulich und ökonomisch geeignete Kulturpflanzen zu identifizieren und in Fruchtfolgen zu integrieren. Beispiele sind Triticale, Dinkel, Emmer, Soja, Erbsen, Bohnen. Ziel ist es, das Kulturpflanzenspektrum bis 2030 auf mindestens fünf verschiedene Kulturpflanzen je Ackerbaubetrieb zu erhöhen, auch unter Einbeziehung von Zwischenfrüchten, Untersaaten und Mischanbau. Die gegenwärtige Praxis variiert von Betrieb zu Betrieb stark. Manche Betriebe haben ein Anbauspektrum von zwei oder drei, andere bereits von mehreren Kulturen.
  3. Nachwachsende Rohstoffe für die energetische oder die stoffliche Nutzung wie etwa die Durchwachsene Silphie als Alternative zum Mais könnten für eine Erweiterung des Anbauspektrums besonders geeignet sein. Eine schrittweise Erweiterung des Pflanzenspektrums durch Einführung von neuen, mehrjährigen Kulturen, die sich v. a. durch hohe Erträge bei vergleichsweise geringem Ressourceneinsatz auszeichnen (sogenannte „low-input-Pflanzen“), ist geboten – auch im Licht einer sich entwickelnden Bioökonomie, also des Einsatzes nachwachsender Rohstoffe für die energetische und stoffliche Nutzung.
  4. Weitere Kulturarten werden sich im Anbau nur etablieren lassen, wenn sie ausreichende und stabile Erträge liefern und die Erzeugnisse am Markt nachgefragt werden. Daher sind diese Kulturarten züchterisch zu verbessern und geeignete Anbauverfahren zu entwickeln. Soweit nicht vorhanden, sind gleichzeitig Absatzmärkte mit stabiler Nachfrage zu erschließen. Dies ist zuvorderst Aufgabe der Wirtschaftsbeteiligten – der Staat kann allenfalls Hilfestellungen bei der Erschließung neuer Märkte geben. Dies erfolgt z. B. bereits im Rahmen der Eiweißpflanzenstrategie durch Förderung von Verbundvorhaben zu Lupinen, Ackerbohnen, Erbsen oder Sojabohnen.

INDIKATOREN

  • Anbauflächen unterschiedlicher Kulturpflanzen
  • Anbauspektrum in den einzelnen Betrieben

MASSNAHMEN

  1. Anbauversuche im Hinblick auf die Erweiterung des Kulturpflanzenspektrums in Fruchtfolgen fördern.
  2. Entscheidungshilfen für Landwirtinnen und Landwirte zum standortgerechten Anbau von Kulturpflanzen entwickeln.
  3. Modell- und Demonstrationsvorhaben zu regionalen Bioenergie- bzw. Bioökonomiekonzepten fördern, auch unter Berücksichtigung fortschrittlicher, mehrjähriger nachwachsender Rohstoffe.
  4. Nach dem Vorbild der Eiweißpflanzenstrategie künftig auch Absatzmärkte für (neue) Kulturpflanzen im Rahmen von Projekten über die gesamte Wertschöpfungskette – also von der Züchtung über die Produktion bis zum Handel und zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern – erschließen.
  5. Spektrum an nachwachsenden Rohstoffen für die stoffliche und energetische Nutzung erweitern, als Alternative zu Mais und Raps. Förderung z. B. auch als Agrarumwelt- und Klimamaßnahme.

WIRTSCHAFTLICHKEITSBEWERTUNG

Für eine dauerhaft höhere Anbauvielfalt und breitere Fruchtfolgen müssen Absatzmärkte für neue und bislang wenig genutzte Kulturen durch die Erzeuger im Zusammenspiel mit den Waren­händlern und der Politik besser erschlossen werden. Auch hier ist es notwendig, insbesondere die Umstellung der Betriebe umfangreich zu unterstützen. Sind entsprechende Absatzmärkte und Vermarktungsmöglichkeiten gegeben, kann ein höheres Kulturartenspektrum auch ohne weitere Fördergelder sukzessive möglich werden.

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DÜNGUNG

AUSGANGSLAGE

Eine bedarfsgerechte und präzise Düngung ist eine wichtige Voraussetzung, um das Ertragspotential der Kulturen auszuschöpfen, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten, treibhausgasrelevante Emissionen zu vermeiden und die für den Markt erforderlichen Produktqualitäten zu erzeugen. Für eine effiziente Düngung ist es entscheidend, dass die Nährstoffe in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander vorliegen. Mit Mineraldüngern ist dies vergleichsweise einfach zu realisieren, über Wirtschaftsdünger und andere organische Düngemittel jedoch deutlich anspruchsvoller, da diese stark in ihrer Nährstoffzusammensetzung und deren Verfügbarkeit variieren. Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes 2018 überarbeitet die Bundesregierung derzeit die Düngeverordnung von 2017, um die Nitratbelastung des Grundwassers zu senken.

PROBLEMSTELLUNG

Derzeit überschreiten 28 Prozent der von den Ländern gemeldeten Grundwassermessstellen unter landwirtschaftlich genutzten Flächen den Grenzwert von 50 mg Nitrat/l. Hierzu trägt die landwirtschaftliche Bewirtschaftung durch eine nicht-bedarfsgerechte Düngung infolge intensiver Tierhaltung, die regionale Konzentration von Biogasanlagen und Gebiete mit hohem Gemüsebauanteil bei. Darüber hinaus gibt es auch außerlandwirtschaftliche Ursachen wie beispielsweise die geringen Grundwasserneubildungsraten in Trockengebieten. Der regional konzentrierte hohe Anfall organischer Düngemittel, der im Wesentlichen eine Folge betrieblicher und räumlicher Spezialisierung der Tierhaltung ist, stellt ein besonderes Problem dar. Der Transport von flüssigen Wirtschaftsdüngern ist aufgrund geringer Nährstoffkonzentrationen über größere Entfernungen kaum wirtschaftlich, was zu übermäßiger Ausbringung in unmittelbarer Nähe der Erzeugung führen kann.

Darüber hinaus sind die Emissionen von Ammoniak in die Luft u. a. mit den Folgen von Feinstaubbildung oder ungewollten Nährstoffeinträgen in den Boden zu reduzieren. Um die Minderungsverpflichtungen nach der neuen NEC-Richtlinie (Reduzierung der Ammoniakemissionen um 29 Prozent gegenüber dem Basisjahr 2005) einzuhalten, müssen nach derzeitigem Stand rund 200 Kilotonnen Ammoniak bis zum Jahr 2030 gemindert werden. Rund 95 Prozent der Ammoniakemissionen stammen aus der Landwirtschaft, hauptsächlich aus der Tierhaltung. Allerdings haben auch die stickstoffhaltigen Mineraldüngemittel, und hier insbesondere die Harnstoffdüngemittel, ihren Anteil.

ZIELKONFLIKT

Eine ausreichende und bedarfsgerechte Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen kann einer wirksamen Reduktion von Nährstoffausträgen in Boden, Wasser und Luft entgegenstehen.

ZIELE

Düngeeffizienz erhöhen und Nährstoffüberschüsse verringern

  1. Ziel ist es, Kulturpflanzen bedarfsgerecht mit Nährstoffen zu versorgen sowie die Nährstoffeffizienz zu verbessern. Dabei sind Nährstoffüberschüsse und damit verbundene Austräge in nichtlandwirtschaftlich genutzte Ökosysteme, Gewässer und Luft zu reduzieren. Nitratbelastungen im Grundwasser müssen entsprechend der Nitratrichtlinie auf unter 50 mg Nitrat/l reduziert werden.
  2. Insbesondere ist eine Steigerung der Effizienz des Einsatzes organischer Düngemittel erforderlich. Dazu ist auch die Entwicklung bzw. Verbesserung innovativer und emissionsarmer Anwendungs- und Ausbringungstechnologie erforderlich. Ein Beispiel ist der Einsatz der Nahinfrarotspektroskopie zur Abschätzung der Nährstoffgehalte in organischem Dünger. Der Schutz der Biodiversität von an Ackerflächen angrenzenden Gewässern und sensiblen Biotopen kann durch Schutzstreifen verbessert werden.
  3. Im Gemüsebau wollen wir darüber hinaus eine intensive Entwicklung und Erprobung von nährstoffeffizienten Gemüsesorten und von neuen Düngungsstrategien anreizen.

INDIKATOREN

  • Stickstoffüberschuss (Flächenbilanz)
  • Stoffstrombilanzierung
  • Nitratgehalt im Grundwasser

MASSNAHMEN

  1. Bundesprogramm Nährstoffmanagement erstellen und durch konkrete Förderprogramme umsetzen. Aktuelle Maßnahmenvorschläge hierfür sind:
    1. Bau von Güllebehältern zur Erweiterung der Lagerkapazität auf 10 Monate,
    2. Abdeckung von Lagerbehältern,
    3. Die bodennahe, stickstoffverlustarme Aufbringung von Gülle verbessern (Schleppschlauchtechnik, Schlitztechnik, Schleppschuhtechnik),
    4. Techniken zur Separierung zur Erhöhung der Nährstoffeffizienz und Transportwürdigkeit von Gülle,
    5. Gülleansäuerung mit Schwefelsäure bei der Ausbringung,
    6. NIRS (Nahinfrarotspektroskopie)-Verfahren zu Nährstoffanalytik,
    7. Teilflächenspezifische Düngung (Förderung moderner Exaktstreuer),
    8. Aufbau eines Qualitätssicherungssystems für Gülle.
  2. Verstärkung der Forschung zum Stickstoffkreislauf.
  3. Bundesweites Früherkennungssystem für Nitrateinträge ins Grundwasser einrichten.

Aufbauend auf dem in einigen Bundesländern laufenden Modell- und Demonstrationsvorhaben des Bundes „Indikatoren zur Früherkennung von Nitratfrachten im Ackerbau“ soll ein bundesweit harmonisiertes Nitratmonitoringkonzept erprobt werden. Hier sollen die Änderungen der Nitratfrachten in Testgebieten der Bundesländer auf Basis bewährter wissenschaftlicher Mess- und Bilanzierungsmethoden möglichst einheitlich erfasst werden. Der so erfasste jährliche Ist-Zustand bildet die Basis, um Entwicklungstrends abzubilden und Entwicklungen in die Zukunft zu modellieren.

WIRTSCHAFTLICHKEITSBEWERTUNG

Um die Emission von Treibhausgasen zu verrin­gern, ist es notwendig, effizienter zu düngen. Hierzu bedarf es einer verbesserten Ausbrin­gungstechnik. Dazu sind Investitionen in neue Technik und innovative Applikationsstrategien erforderlich. Sie können dazu beitragen, Dünge­mittel einzusparen und externalisierte Kosten wie Trinkwasseraufbereitung zu verringern, wenn die Grundwasserbelastungen zurückgehen. Präzise Düngeapplikation führt auch in den Ackerbaubetrieben zu sinkenden Kosten.

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PFLANZENSCHUTZ

AUSGANGSLAGE

Gesunde und leistungsfähige Pflanzen sind Grundvoraussetzung für einen nachhaltigen Ackerbau. Ihr Schutz vor Schadorganismen ist wesentlich für die Sicherung von Höhe und Qualität der Erträge. Dafür stehen größtenteils effiziente Pflanzenschutzmittel zur Verfügung.

PROBLEMSTELLUNG

Viele der eingesetzten chemischen Pflanzenschutzmittel haben als biologisch aktive Substanzen auch unerwünschte Umweltwirkungen und sind mitverantwortlich für Verluste an Biodiversität. Auch Rückstände von Pflanzenschutzmitteln im Erntegut und Nachweise von Pflanzenschutzmitteln und deren relevanten Metaboliten in Grund- und Oberflächenwasser sowie im Boden zählen zu den unerwünschten Wirkungen. Diese Nebenwirkun­gen sind auch Gegenstand öffentlicher Kritik.

Aufgrund der aktuellen Zulassungssituation im Pflanzenschutz ist in den nächsten Jahren ein weiterer Rückgang der zur Verfügung stehenden Pflanzenschutzmittel vorhersehbar. Besonders eklatant wird dies im Insektizid- und Fungizidbereich sein. Zusätzlich ist gegenüber den wenigen dann noch vorhandenen Wirkstoffen mit verstärkt auftretenden Resistenzen zu rechnen. Diese Resistenzen werden voraussichtlich alle Bereiche der landwirtschaftlichen Produktion tangieren.

ZIELKONFLIKT

Der Einsatz von effizienten chemischen Pflanzen­schutzmitteln zur Ertrags- und Qualitätssicherung und zum Klima- und Bodenschutz in Verbindung mit reduzierter Bodenbearbeitung steht dem Wunsch von Verbraucherinnen und Verbraucher nach einer Reduktion des Einsatzes chemischer Pflanzenschutzmittel entgegen.

ZIELE

Integrierten Pflanzenschutz stärken und unerwünschte Umweltwirkungen reduzieren

  1. Ziel ist es, bis 2030 die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln, die nicht als „Low-risk-Produkt“ im Sinne des EU-Pflanzenschutzrechts eingestuft sind, deutlich zu reduzieren.
  2. Ziel ist es auch, bis Ende 2023 aus der Anwendung glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel auszusteigen.
  3. Pflanzenschutz ist deshalb künftig auch im konventionellen Landbau im Gesamtsystem des Ackerbaus zu sehen. Dazu sind neu zu bewerten und zu optimieren.
    1. Bodenbearbeitung
    2. Sortenwahl
    3. Kulturpflanzenvielfalt und Fruchtfolge
    4. Düngung
    5. direkte Pflanzenschutzmaßnahmen
  4. Die Entwicklung bzw. Aktualisierung von Entscheidungshilfen und geeigneten Prognosemodellen für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ist mehr als zuvor dringend erforderlich, um das notwendige Maß der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln besser einhalten zu können.
  5. Es sollen die neuen Möglichkeiten, die die Digitalisierung und andere moderne Techniken eröffnen, konsequent erforscht werden, um geeignete Systeme zeitnah für die Praxis zu entwickeln.
  6. Die Resistenzzüchtungsforschung soll weiterhin verstärkt vorangetrieben werden, um frühzeitig zu verhindern, dass sich bei Schadorganismen resistenzbrechende Eigenschaften bilden.
  7. Die Wirksamkeit und Wirkungssicherheit der nicht-chemischen Pflanzenschutzverfahren müssen durch verstärkte Forschung verbessert werden, um die Voraussetzungen für einen Pflanzenschutz ohne chemische Pflanzenschutzmittel zu schaffen.
  8. Es sind Maßnahmen zur ökonomischen Absicherung von Ertragsrisiken im Pflanzenbau zu verbessern, die aus der Reduktion der Verwendung chemischer Pflanzenschutzmittel resultieren. Die Risikioinstrumente der Gemeinsamen Agrarpolitik, die Direktzahlungen und nationale Maßnahmen sind hierfür die Grundlage.

INDIKATOREN

  • Pflanzenschutzmittelabsatz und enthaltener „Low-risk-Anteil“

MASSNAHMEN

  1. Entwicklung biologischer und anderer nicht-chemischer Mittel und Verfahren im Pflanzenschutz intensiver fördern. Beispiele sind die Ansiedlung von Nützlingen und Schaffung ihrer Lebensräume, thermische Unkrautbekämpfung oder mechanische Verfahren.
  2. Computergestützte Prognosen und Entscheidungshilfen im Pflanzenschutz aktualisieren und weiterentwickeln.
  3. Sorten- und erregerspezifische sowie wirkstoffgruppenspezifische Schadschwellen erarbeiten.
  4. Modell- und Demonstrationsvorhaben Integrierter Pflanzenschutz plus („IPSplus“) etablieren, aufbauend auf dem Modell- und Demonstrationsvorhaben Integrierter Pflanzenschutz.
  5. Alternative und zuverlässig wirksame Pflanzenschutzverfahren für die konservierende, erosionsmindernde Bodenbearbeitung entwickeln und Verfügbarkeit sicherstellen.
  6. Prognose- und Schadschwellenmodelle zur Nutzung von Low-risk-Produkten im Pflanzenschutz entwickeln bzw. überarbeiten.

WIRTSCHAFTLICHKEITSBEWERTUNG

Für die Weiterentwicklung des Pflanzenschutzes ist der Systemwechsel des Ackerbaus hin zu einem resilienten System mit robusteren Kulturpflanzen Grundvoraussetzung. Gleichwohl wird der Einsatz resistenter Sorten und nicht-chemischer Pflanzenschutzmittel oder Verfahren mit zusätzlichen Aufwendungen und Investitionen in neue Technik verbunden sein. Synergien sind mittelfristig in den Betrieben zu erwarten.

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PFLANZENZÜCHTUNG

AUSGANGSLAGE

Der Pflanzenzüchtung kommt eine besondere Bedeutung bei der Bewältigung zukünftiger Herausforderungen zu. Die Züchtung war in den vergangenen Jahrzehnten sehr erfolgreich: Heute sind von vielen Kulturarten Sorten mit deutlich verbesserten Resistenz- und Toleranzeigenschaften am Markt verfügbar. Eine Weiterentwicklung der etablierten Züchtungstechniken wie auch die neuen molekulargenetischen Züchtungsmethoden käme dem ackerbaulichen Bedarf an neuen Sorten entgegen.

PROBLEMSTELLUNG

Sich verändernde Umweltbedingungen machen eine kontinuierliche züchterische Anpassung für landwirtschaftlich genutzte Kulturarten notwendig, insbesondere im Hinblick auf Resistenz- und Toleranzeigenschaften sowie verbesserte Ressourceneffizienz. Die Züchtung konzentriert sich aktuell auf wenige Kulturen. Für die Erweiterung des Anbauspektrums wäre jedoch auch die züchterische Bearbeitung neuer, vernachlässigter oder bisher wenig genutzter Kulturarten erforderlich.

ZIELKONFLIKTE

Die „Neuen molekularbiologischen Züchtungstechniken (NZT)“ bieten die Chance, schnellere Züchtungserfolge zu erzielen. Mit Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) werden die NZTwie CRISPR/Cas jedoch als Gentechnik eingestuft und restriktiv gemäß EU-Gentechnikrecht behandelt. Dadurch ist in Deutschland und Europa die Anwendung dieser Methoden in der Züchtungspraxis bislang nicht möglich.

ZIELE

Widerstandsfähige und standortangepasste Arten und Sorten entwickeln und nutzen

  1. Ziel ist die züchterische Verbesserung von Kulturpflanzen, insbesondere im Hinblick auf Ressourceneffizienz sowie auf Resistenz- und Toleranzeigenschaften. Dies ist eine wichtige Maßnahme, um den integrierten Anbau zu fördern. Dabei ist die züchterische Bearbeitung neuer, vernachlässigter oder bisher wenig genutzter Pflanzenarten ein weiteres wichtiges Ziel und sollte durch die öffentliche Forschungsförderung weiterhin unterstützt werden. Dies bietet Möglichkeiten, das Kulturpflanzenspektrum zu erweitern, wenn sich wirtschaftliche Chancen für neue Produkte eröffnen.
  2. Um den notwendigen Züchtungsfortschritt zu beschleunigen, sind innovative Züchtungs- und Selektionsmethoden weiter zu entwickeln und zu nutzen. Diese ermöglichen es, die Kulturpflanzen schnell an Veränderungen der Anbaubedingungen und des Schadorganismenspektrums anzupassen.
  3. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft engagiert sich in einem gesellschaftlichen Diskussionsprozess zum regulatorischen Umgang mit „Neuen molekularbiologischen Züchtungstechniken (NZT)“ – sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene. Für den Umgang mit NZT benötigen wir rechtssichere Forschungs-, Anwendungs- und Transparenzregeln, wobei auch ökologische und soziale Aspekte berücksichtigt werden müssen.
  4. Daneben gilt es auch weiterhin, Züchtungsfortschritte unter Einsatz von etablierten Züchtungsverfahren anzustreben, die nicht unter das aktuelle EU-Gentechnikrecht fallen.
  5. Bei der Sortenwahl sind im Wesentlichen immer noch die Ertragsleistung sowie die Qualitäts- und Inhaltsstoffe für Landwirtinnen und Landwirte entscheidend; hier muss eine stärkere Anbauberatung im Hinblick auf regional spezifische, die Gesamtleistung positiv beeinflussende und somit den Ertrag sichernde Faktoren (Resistenzen, Frosthärte, Trockentoleranz) erfolgen. Die Wertprüfungssysteme der staatlichen Sortenprüfung, die zugleich Ergebnisse für eine neutrale Sortenberatung der Landwirtschaft liefern, müssen hinreichend flexibel sein, um neue Sorteneigenschaften angemessen zu berücksichtigen.

INDIKATOREN

  • Anzahl der neu zugelassenen Sorten, die den Zielkriterien entsprechen

MASSNAHMEN

  1. Politische Gestaltungsoptionen zu neuen molekulargenetischen Züchtungsmethoden entwickeln.
  2. Züchterische Verbesserung von Kulturpflanzen im Hinblick auf Toleranz-, Resistenz- und Effizienzeigenschaften fördern.
  3. Züchtung neuer und wenig genutzter Kulturpflanzen wie z. B. Leguminosen, Emmer, Dinkel, Hirse, Amarant oder Buchweizen fördern.
  4. Aufnahme neuer beschreibender Sorteneigenschaften (beispielsweise Toleranz gegen biotische und abiotische Schadursachen, Nährstoffeffizienz insbesondere Stickstoffeffizienz) im Sortenprüfwesen und jeweilige Gewichtung bei der Bewertung der wertbestimmenden Eigenschaften prüfen.

WIRTSCHAFTLICHKEITSBEWERTUNG

Für die Landwirtschaft entstehen nur geringe Kosten. Die Betriebe werden aber durch Kosteneinsparungen von neuen Arten und Sorten profitieren, weil diese widerstandsfähiger und ertragsstabiler sind.

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DIGITALISIERUNG

AUSGANGSLAGE

Sensoren und digitale Assistenten tragen bereits heute zur Arbeitsvereinfachung, zur Effizienzsteigerung und zur Schonung der Ressourcen und der Umwelt im Ackerbau bei. Mit der Digitalisierung verbinden sich auch weitergehende Erwartungen in den Bereichen Düngung, Pflanzenschutz, Umweltschutz (Boden, Gewässer, Luft), Klimaschutz, Biodiversitätsschutz, Nachhaltigkeit, Qualitätssicherung und Rückverfolgbarkeit vom Produkt zum jeweiligen Ackerbaubetrieb.

PROBLEMSTELLUNG

Landmaschinen, die entsprechend digital ausgerüstet sind, ziehen nur zögerlich in die praktische Nutzung ein. Hohe Investitionskosten, fehlende Schnittstellenkompatibilität und teilweise fehlende Kenntnisse der Landwirtinnen und Landwirte verhindern eine zügige Einführung. Es gibt Verbesserungsbedarf: Die Handhabung muss noch vereinfacht werden, die Kosten digitaler Techniken zurückgehen, der Zugang zu Daten erleichtert werden (z. B. diverse amtliche Daten wie Geodaten, Fernerkundungsdaten, GPS-Korrektursignale). Die Mobilfunkabdeckung auf dem Land muss sich verbessern, ebenso der Schutz betrieblicher Daten, die Ausbildung und Beratung sowie auch verschiedene rechtliche Rahmenbedingungen, zum Beispiel für den Einsatz autonomer Systeme.

ZIELKONFLIKTE

Der Schutz und die Sicherheit betrieblicher Daten steht der für die Einführung neuer digitaler Techniken erforderlichen Bereitstellung betrieblicher Daten häufig entgegen. Die Kosten für die Anschaffung neuer digitaler Technik übersteigen häufig die ökonomischen Möglichkeiten kleiner landwirtschaftlicher Betriebe.

ZIELE

Ackerbauliche Potentiale mithilfe der Digitalisierung optimal nutzen

  • Bestehende digitale Verfahren, die zur Steigerung der Nachhaltigkeit beitragen, sollen in der Breite umgesetzt und angewandt sowie neue Verfahren zur Verbesserung der Ressourceneffizienz entwickelt werden. Hierbei sind die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Dazu gehören eine flächendeckende Mobilfunkabdeckung sowie eine lückenlose Abdeckung für Real Time Kinematic-GPS-Verfahren zum Aufmessen oder Abstecken von Punkten mit Hilfe von satelliten­gestützten Navigationssystemen. Zudem sind die Datenhoheit und der Datenschutz zu klären. Nicht jede technische Neuerung im Bereich der Digitalisierung führt auch zu einem Nutzen für die Praxis. Insofern gilt es, neue Entwicklungen unabhängig zu bewerten und der Landwirtschaft die Ergebnisse zugänglich zu machen.

INDIKATOREN

  • Mobilfunkabdeckung für die Landwirtschaft
  • Marktdurchdringung im Ackerbau für digitale Unterstützungssysteme

MASSNAHMEN

  1. Es gibt große Qualitätsunterschiede bei digitalen Anwendungen für die Landwirtschaft. Ein unabhängiger „Qualitäts-TÜV“ zur Prüfung könnte den Landwirtinnen und Landwirten nützen.
  2. Entwicklung innovativer und digitaler Technik für mögliche Verfahren und Arbeitsweisen zur Anwendung im Ackerbau; insbesondere bei der Bodenbearbeitung, der Düngung und im Pflanzenschutz zur Verbesserung der Bodengesundheit sowie der allgemeinen Effizienzverbesserung dieser Sektoren.
  3. Digitale Technologie fördern, auch für kleine und mittlere Betriebe und den überbetrieblichen Einsatz.
  4. Rechtliche Rahmenbedingungen für den Einsatz der Digitalisierung schaffen (für autonomes Fahren etc.).
  5. Flächendeckende Abdeckung für RTK-GPS einführen sowie den Zugang zu öffentlichen Daten für Landwirtinnen und Landwirte gewährleisten.
  6. Digitale Experimentierfelder auf landwirtschaftlichen Betrieben bundesweit etablieren und so flächendeckend über nachhaltige digitale Technologien informieren.
  7. Voraussetzungen prüfen, wie die in der Landwirtschaft erzeugten Daten der Kontrolle („Datenhoheit“) des Landwirts unterliegen können und ausreichend vor unbefugtem Zugriff abgesichert sind.

WIRTSCHAFTLICHKEITSBEWERTUNG

Digitale Technik ist gegenwärtig noch mit teilweise hohen Anschaffungskosten verbunden. Die Anschaffung digitaler Technik muss daher unterstützt werden, um eine zügige Verbreitung zu forcieren. Im Zuge des Einsatzes und der Nutzung der digitalen Techniken und Verfahren sind Kosteneinsparungen im ackerbaulichen Produktionsprozess zu erwarten.

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BIODIVERSITÄT

AUSGANGSLAGE

Biodiversität hat einen hohen Eigenwert als Teil der Natur und erfüllt vielfältige Funktionen, u. a. für die Bodenfruchtbarkeit, die Schädlingsregulation, die Bestäubung unserer Nutzpflanzen und aller übrigen Pflanzen in der Natur. Es gibt einen starken Verlust an Artenvielfalt bzw. Biodiversität, was beispielsweise der Nachhaltigkeitsindikator Artenvielfalt Agrarland zeigt. Zwar liegen in einigen Bereichen bereits erste Erkenntnisse vor, der Gesamtbereich der Landwirtschaft bzw. des Ackerbaus ist jedoch im Hinblick auf seine Auswirkungen auf die Biodiversität noch nicht ausreichend bewertet.

PROBLEMSTELLUNG

Die Ursachen für den Rückgang der biologischen Vielfalt der Agrarlandschaft sind vielfältig und regional unterschiedlich. Ein umfassendes nationales Monitoring – nicht nur für Insekten, sondern für die Biodiversität der Agrarlandschaft insgesamt – befindet sich im Aufbau.

Als Hauptursachen für den Rückgang der Biodiversität werden genannt:

  • die intensive landwirtschaftliche Nutzung,
  • die Zerschneidung und Zersiedelung der Landschaft,
  • Ausbau von Verkehrswegen,
  • der Wegfall kleinräumiger Strukturelemente,
  • die Versiegelung von Flächen,
  • die Lichtverschmutzung,
  • großräumige Schadstoffeinträge.

ZIELKONFLIKTE

Grundsätzlich verfolgt der Anbau von Kulturpflanzen auf landwirtschaftlichen Nutzflächen das Ziel, deren Entwicklung zu fördern und sich gegen ihre Konkurrenten und Schadorganismen durchzusetzen. Maßnahmen zur Steigerung und Förderung der Biodiversität in der Agrarlandschaft stehen diesem Ziel zunächst entgegen.

ZIELE

Biodiversität in der Agrarlandschaft verstärken

  1. Der Rückgang der Artenzahl in der Agrarland­schaft muss aufgehalten und die Artenvielfalt wieder erhöht werden. Ökosystem- und Struktur­vielfalt trägt dazu bei. Dieses Potential gilt es, konsequent zu nutzen. Es sind vernetzte Lebens­räume für Fauna und Flora herzustellen, beispielsweise durch Streifen mit insekten­freundlichen Pflanzen am Ackerrand und in der Fläche.
  2. Für eine Förderung der Biodiversität der Agrarlandschaft sind folgende sechs Maßnahmen förderlich:
    1. mehrjährige Strukturelemente, z. B. Feldhecken oder Blühstreifen
    2. kleinere Schlaggrößen
    3. hohes Vorkommen von Saumbiotopen im Übergang von einer zu anderen Kultur
    4. mehrgliedrige Fruchtfolgen
    5. verringerte Produktionsintensitäten auf den dafür vorgesehenen Flächen
    6. eine möglichst ganzjährige Bodenbedeckung und das Vorhandensein verschiedener Kulturarten und -sorten.
    7. Für eine effektive Planung der Maßnahmen sollten regionale Ziele definiert und durch ein geeignetes Monitoring evaluiert werden. Dazu gehört auch, Hemmnisse zu identifizieren und zu überwinden, die die Akzeptanz von Biodiversitätsmaßnahmen mindern.
    8. Nutzungsänderungen zur Förderung der Biodiversität in der Agrarlandschaft sind ökonomisch zu bewerten und möglichen Synergieeffekten gegenüber zu stellen. Nutzungsänderungen müssen gesetzlich so abgesichert werden, dass sie reversibel sind. Eine dauerhafte Umnutzung bestimmter Flächen und die Festlegung einer anderen Nutzungsart für diese Flächen dürften keine Akzeptanz finden und schaden dem Vertrauensschutz.

INDIKATOREN

  • Systematisches, bundesweites Monitoring in der Agrarlandschaft (Monitoring Verbundvorhaben des BMEL (MonViA))
  • Nachhaltigkeitsindikator Artenvielfalt Agrarland
  • Agrarumweltförderung (geförderte Fläche)
  • Entwicklung der Biodiversität in beispielhaften Zielgebieten

MASSNAHMEN

  1. Systematisches, bundesweites Monitoring zur biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft (Monitoring Verbundvorhaben des BMEL MonViA) durchführen.
  2. Regionale Biodiversitätsziele festlegen und biodiversitätsfördernde Maßnahmen über die Betriebsgrenzen hinaus besser vernetzen.
  3. Regionale Stakeholderverbünde aus Landwirtschaft, Umwelt und örtlicher Verwaltung zur Planung und Umsetzung von regional abgestimmten biodiversitätsfördernden Maßnahmen und Biotopverbundsystemen aufbauen – in Anlehnung an das „Niederländische Modell“.
  4. Fruchtfolgeglied „Biodiversität“ einführen, beispielsweise Förderung als AUKM (Agrarumwelt- und Klimamaßnahme).
  5. Administrative Hindernisse abbauen, administrativen Aufwand bei der Teilnahme an biodiversitätsfördernden Maßnahmen minimieren.
  6. Strukturelemente zur Unterteilung von großen Schlägen schaffen.

WIRTSCHAFTLICHKEITSBEWERTUNG

Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität in der Agrarlandschaft sind in vielen Fällen mit Nutzungseinschränkungen verbunden. Es können sich aber auch Synergien mit dem Ackerbau, z. B. durch Bestäubung, Schädlingskontrolle etc. entwickeln. Maßnahmen und Aufwendungen, die auf einem landwirtschaftlichen Betrieb durchgeführt werden, müssen entsprechend finanziell entlohnt werden.

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KLIMAANPASSUNG

AUSGANGSLAGE

Der Klimawandel wird insbesondere den Ackerbau vor große Herausforderungen stellen, da er von den prognostizierten Änderungen wie höheren Temperaturen, veränderter Niederschlagsverteilung, höheren CO²-Konzentrationen in der Luft sowie häufigeren und intensiveren Extremwetterlagen und -ereignissen direkt betroffen ist.

PROBLEMSTELLUNG

Der Ackerbau muss sich in Zukunft noch stärker auf die zu erwartenden klimatischen Änderungen einstellen. Das schließt verlängerte Vegetationsperioden, verkürzte Entwicklungsverläufe, höhere Spätfrostrisiken, mehr Starkregen, längere Trockenheits- und Hitzeperioden, größere Risiken eines Humusabbaus sowie ein verstärktes Auftreten neuer Schadorganismen mit ein. Zukünftige Klimaänderungen werden – wie auch die bereits beobachteten Veränderungen – regional und saisonal unterschiedlich ausgeprägt sein. Dementsprechend ist auch die Betroffenheit der jeweiligen Regionen unterschiedlich.

ZIELKONFLIKTE

Der Ausbau von Beregnungs-/Bewässerungskapazitäten kann durch das lokal verfügbare Wasserangebot begrenzt sein.

ZIELE

Klimaangepasste Anbaukonzepte entwickeln

  1. Um auch künftig die Versorgung mit Lebensmitteln, Futtermitteln und biobasierten Rohstoffen zu gewährleisten, ist die regionale Betroffenheit von Klimaänderungen zu ermitteln. Daraus müssen pflanzenbauliche Anbausysteme und Anpassungsoptionen, beispielsweise hinsichtlich Pflanzenarten- und Sortenwahl, Bewirtschaftungsmethoden und Bewässerungs­potentialen entwickelt werden, die auch unter veränderten Klimabedingungen produktiv und nachhaltig sind. Dafür sind regionale Optimierungskonzepte vom Anbau bis zur Verarbeitung erforderlich. Auf staatlichen Versuchsflächen sollten gezielte und langfristig angelegte Experimente und Exaktversuche durchgeführt werden, um insbesondere neue Verfahren und Systeme individuell erproben zu können.
  2. Im Hinblick auf vermehrte Trockenheit in den Hauptwachstumszeiträumen müssen Beregnungskapazitäten auch für den Ackerbau dringend geplant und ausgebaut werden. Dazu sind Flurbereinigungsverfahren und andere Strukturmaßnahmen verpflichtend so umzusetzen, dass sie dem Aufbau einer geeigneten Beregnungsinfrastruktur nicht entgegenstehen. In typischen Beregnungsregionen ist die Beregnungsinfrastruktur im Rahmen laufender Flurbereinigungsverfahren direkt aufzubauen. Dies gilt auch für geplante Wasserentnahmen, die grund- und oberflächenwasserschonend zu organisieren sind. Die Durchführung einer bedarfsgerechten Beregnung erfordert umfang­reiche Kenntnisse. Daher sind die Offizialbera­tung und eine Begleitforschung in potentiellen Beregnungsregionen aufzubauen. Es wird darauf ankommen, mit der endlichen Ressource Wasser effizient und sparsam umzugehen.
  3. Es müssen Monitoringprogramme entwickelt werden, die die Gefährdung verschiedener Regionen und die entsprechenden Anpassungs­strategien Regionen spezifisch ermitteln und darstellen. Dafür kommen zahlreiche Anpassungsoptionen in Frage, wie:
    1. Diversifizierung der Fruchtfolge unter Einbeziehung
    2. neuer, gegenüber Hitze- und Trockenstress toleranter Kulturpflanzen
    3. Integration bodenstrukturverbessernder Kulturen in die Fruchtfolge
    4. gezielte Auswahl von standortangepassten Sorten
    5. veränderte Bestandsführung
    6. Anbau von Zwischenfrüchten und mehrjährigen Kulturen
    7. Zweikulturanbau unter der Voraussetzung ausreichender Wasserverfügbarkeit
    8. Mulch- und Direktsaat
    9. bodenschutzgerechte Flurgestaltung zum Schutz vor Erosion
    10. Anpassung der Düngezeitpunkte
    11. Anpassung der Zu- und Abfuhr organischer Substanz
    12. Anpassung von Bodenbearbeitungsverfahren
  4. Für den Transfer der Anpassungsstrategien in die Praxis ist Beratung erforderlich.

INDIKATOREN

Auswirkungen der veränderten Klimabedingungen auf die landwirtschaftlichen Produktionsmengen und Qualitäten

MASSNAHMEN

  1. Regionale Betroffenheit evaluieren und regionalspezifische Empfehlungen für einen an den Klimawandel angepassten Ackerbau ableiten (Kulturarten, Sorten und Fruchtfolgen, Bewirtschaftungsmethoden, Bodenbearbeitung, Erosionsschutz).
  2. Maßnahmen zur Klimaanpassung im Pflanzen­bau erproben und integrieren.
  3. Auf- und Ausbau zusätzlicher Bewässerungskapazitäten, unter Berücksichtigung von bundes­weiten Grundsätzen, z. B. zur Wasserentnahme.
  4. Ausbildung und Beratung zu klimaangepasstem Ackerbau entwickeln (s. a. Handlungsfeld Bildung und Beratung).

WIRTSCHAFTLICHKEITSBEWERTUNG

Die Anpassung an veränderte klimatische Bedingungen macht teilweise kostenträchtige Maßnahmen notwendig. Auf lange Sicht werden sich diese Anpassungen positiv auf die Betriebsergebnisse auswirken, da die Anbausysteme resilienter und ertragsstabiler werden.

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KLIMASCHUTZ

AUSGANGSLAGE

Im Ackerbau sind die wichtigsten treibhausgasrelevanten Emissionen Stickstoffemissionen (hauptsächlich in Form von Lachgas) insbesondere aus der Düngung, der Umsetzung von Ernterückständen und organischen Düngern sowie der Mineralisierung von Moorböden. Dazu kommen Kohlendioxidemissionen aus entwässerten landwirtschaftlich genutzten Moorstandorten sowie aus dem direkten Energieverbrauch. Während der direkte Energieverbrauch verhältnismäßig geringe CO²-Emissionen verursacht, birgt die angepasste Nutzung von Moorstandorten ein weitaus größeres Klimaschutzpotential.

PROBLEMSTELLUNG

Im Jahr 2017 war die deutsche Landwirtschaft für die Emission von rund 66 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenten verantwortlich. Das sind 7,3 Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen. Im Vergleich dazu emittiert der Energiesektor 34 Prozent, die Industrie 23 Prozent und der Verkehr 19 Prozent. Für die Emissionen von Ammoniak war die Landwirtschaft in Deutschland mit 640 Tausend Tonnen die Hauptquelle.

ZIELKONFLIKTE

Wirksamer Klimaschutz im Ackerbau erfordert langfristige und nachhaltige Lösungsstrategien. Diese können jedoch im Widerspruch zu einem hohen Produktionsniveau stehen sowie Produktionsverlagerungseffekte verursachen. Die stärkere Anwendung von mechanischen Verfahren im Pflanzenschutz durch den Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel führt zu höheren CO²-Emissionen.

ZIELE

Klimaschutz im Ackerbau ausbauen und Synergien nutzen

Die im Ackerbau produzierten umwelt- und klimarelevanten Emissionen müssen minimiert werden. Hierbei spielen auch der Erhalt und die Speicherung von Kohlenstoff in landwirtschaftlichen Böden eine wichtige Rolle. Da Humus einer der größten terrestrischen Speicher für organischen Kohlenstoff darstellt, muss der Humusgehalt in organischen und mineralischen Böden erhalten und, wo sinnvoll und möglich, weiter aufgebaut werden. Für organische Böden sind Bewirtschaftungskonzepte erforderlich, die eine Reduktion von umwelt- und klimarelevanten Emissionen, z. B. durch Humusabbau, bedingen. Auch die Bewirtschaftungspraktiken im Ackerbau müssen hinsichtlich ihrer Energieeffizienz weiterentwickelt werden, etwa durch Reduzierung der Bodenbearbeitungsgänge. Eine höhere Effizienz bei der Stickstoffausbringung zur Reduktion der N-Emissionen ist ebenfalls notwendig. Ferner soll auch der Acker-bau einen Beitrag zur Erreichung der Energie-, Umwelt- und Klimaziele leisten und den Anteil erneuerbarer Energien erhöhen.

INDIKATOREN

  • Treibhausgasberichterstattung Landwirtschaft

MASSNAHMEN

  1. Vorhaben zur Messung und Reduzierung von THG-Emissionen im Ackerbau fördern.
  2. Bewirtschaftungskonzepte für organische und mineralische Böden im Hinblick auf den Klimaschutz erarbeiten.
  3. Landwirtschaftliche Betriebe bei Maßnahmen zur Kohlenstoffspeicherung im Boden unterstützen (s. Handlungsfeld Boden).

WIRTSCHAFTLICHKEITSBEWERTUNG

Vermehrter Klimaschutz im Ackerbau kann für die landwirtschaftlichen Betriebe mit teilweise hohen Kosten verbunden sein. Hierzu wird eine Unterstützung insbesondere bei Investitionen in entsprechende Technik notwendig sein.

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BILDUNG UND BERATUNG

AUSGANGSLAGE

Eine fundierte Sachkenntnis über ressourcen­schonende Produktionstechnik in der landwirtschaftlichen Praxis ist die Voraussetzung für einen nachhaltigen Ackerbau. Innovative Beratungs- und Weiterbildungskonzepte, welche verstärkt die Aspekte der Nachhaltigkeit und des Umwelt- und Ressourcenschutzes umfassen, sind daher ein wichtiger Baustein.

PROBLEMSTELLUNG

Eine unabhängige Offizialberatung ist aktuell in vielen Bundesländern nicht gegeben.

ZIELKONFLIKTE

Bildung, einschließlich Berufsausbildung, und Beratung sind hoheitliche Aufgaben der Länder. Bund und Länder müssen eine Konsenslösung erarbeiten, um in der landwirtschaftlichen Bildung und Beratung neue Wege der Zusammenarbeit zu entwickeln, ohne die Zuständigkeiten der Länder zu verletzen.

ZIELE

Bildung und Beratung stärken

  1. Die qualifizierte Aus- und Weiterbildung von Landwirtinnen und Landwirten sowie die Stärkung des Wissensaustauschsystems (Vernetzung) zwischen den entscheidenden Akteurinnen und Akteuren aus Landwirtschaft, Wissenschaft, Beratung, Unternehmen und Ausbildung sowie die Stärkung der landwirt­schaftlichen Offizialberatung sind daher als zentrale umweltpolitische Maßnahmen anzusehen. Beratung kann in Verbindung mit Förder- oder Investitionsprogrammen dazu beitragen, dass sich umweltschonende Produktionstechniken in den landwirtschaftlichen Betrieben schneller etablieren. Forschungsergebnisse müssen schneller an die Praxis vermittelt werden. Die Umsetzung innovativer Forschungsergebnisse sollte langfristig gewährleistet sein.
  2. Die landwirtschaftliche Berufsausbildung und Weiterbildung sollte die Vielfalt der im Rahmen der Ackerbaustrategie beschriebenen Zielstellungen berücksichtigen. Dies gilt insbesondere für die biodiversitäts- und klimarelevanten Aspekte. Dazu müssen innovative Beratungs- und Weiterbildungskonzepte entwickelt werden, die verstärkt die Aspekte der Nachhaltigkeit und des Ressourcenschutzes umfassen. Zur Demonstration sind geeignete Modellanlagen zu er-stellen, die für einen intensiven Wissenstransfer an die Landwirtinnen und Landwirte genutzt werden können.

INDIKATOREN

  • Nachfrage nach Seminarangeboten bzw. Akzeptanz der Angebote der Ackerbaustrategie
  • Einbindung der erstellten Informationsmaterialien und deren Inhalte in die tatsächliche Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie in die Beratung

MASSNAHMEN

  1. Seminare für Beratung und Lehrende im Hinblick auf Maßnahmen/Optionen der Ackerbaustrategie entwickeln und anbieten.
  2. Informationsmaterial zu Maßnahmen/Optionen erstellen, die über die Ackerbaustrategie angeboten werden.
  3. Einzelne Maßnahmen im Rahmen der Leitbetriebe Pflanzenbau demonstrieren.
  4. Zeitnahe Übermittlung von Forschungsergebnissen in die Praxis/Beratung intensivieren, langfristige Umsetzung gewährleisten.
  5. Flankierende Maßnahmen des Bundes zur Stärkung der Offizialberatung der Länder.

WIRTSCHAFTLICHKEITSBEWERTUNG

Landwirtschaftliche Betriebe werden von einer verbesserten Bildung und Beratung profitieren. Die im Rahmen dieser Strategie aufgezeigten Entwicklungsoptionen für den Ackerbau der Zukunft müssen in die landwirtschaftliche Ausbildung schnell und zuverlässig eingebracht werden. Dadurch werden die Maßnahmen der Ackerbaustrategie für die Landwirtinnen und Landwirte plausibler und ihre Akzeptanz sollte dadurch deutlich erhöht werden. Durch optimierte Prozesse lassen sich Betriebsmittel einsparen, durch nachhaltigeres Wirtschaften sinken auch externalisierte Kosten.

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LANDWIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT

AUSGANGSLAGE

Die Landwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten, wie andere Wirtschaftsbereiche auch, durch die schnell fortschreitende Technisierung und den Wettbewerbsdruck stark verändert. Der Anteil der Bevölkerung, der in Städten lebt, steigt seit Jahrzehnten. Immer weniger Menschen kennen moderne Landwirtschaft aus eigener Anschauung. Fehlender Respekt und Wertschätzung für die Arbeit in Stall und Feld werden durch den Berufsstand an die Gesellschaft adressiert. Dies war auch die Basis für einen Agrargipfel im Bundeskanzleramt im Dezember 2019.

PROBLEMSTELLUNG

Moderne ackerbauliche Produktionsverfahren werden von der Gesellschaft teilweise kritisch betrachtet. Glyphosat, Gülle oder „Monokulturen“ sind geradezu zu Reizwörtern geworden. In einem wohlhabenden Land wie Deutschland wird die zentrale Bedeutung des Ackerbaus – zur sicheren Nahrungsmittelversorgung in Deutschland und weltweit beizutragen – unterschätzt, da auftretende Engpässe in der heimischen Produktion leicht durch Importe vom Weltmarkt ausgeglichen werden können.

Aber durchaus sind auch die negativen, allerdings noch nicht im Detail bestimmbaren Umweltwirkungen der intensiven ackerbaulichen Produktion, wie Nitratbelastungen des Grundwassers oder der Rückgang der Biodiversität in der Agrarlandschaft, ausschlaggebend für eine fehlende gesellschaftliche Akzeptanz des Ackerbaus.

ZIELKONFLIKTE

Ein zunehmender Teil von Verbraucherinnen und Verbrauchern fordert eine Bewirtschaftung, die alternative Pflanzenschutzmethoden, Berücksichtigung der Artenvielfalt und andere ökologisch nachhaltige Methoden verfolgt. Auf der anderen Seite müssen landwirtschaftliche Betriebe kostendeckend wirtschaften und haben oft wenig Spielraum, um die Anforderungen der Gesellschaft umzusetzen. Zwischen diesen Positionen gilt es, zu vermitteln, aufzuklären und auszugleichen.

ZIELE

Mehr Wertschätzung für Landwirtinnen und Landwirte

  1. Um eine verbesserte Akzeptanz der Landwirtschaft in der Gesellschaft zu erreichen, müssen seine negativen Auswirkungen verringert werden, z. B. indem Grenzwertüberschreitungen bei Nitrat im Grundwasser deutlich abnehmen und Biodiversität in der Agrarlandschaft messbar zunimmt. Dies könnte Grundlage einer verbesserten Kommunikation sein. Die Abläufe in modernen Betrieben müssen auch der breiten Öffentlichkeit plausibel und transparent vermittelt werden, beispielsweise in Demonstrationsbetrieben (Leitbetriebe Pflanzen­bau). Es gilt, Verbraucherinnen und Verbraucher dafür zu sensibilisieren, dass ihr Verhalten beim Einkauf von Lebensmitteln im direkten Zusammenhang mit der Ausgestaltung der Produktionssysteme steht und dass eine Landwirtschaft mit Ackerbau und vielfältiger Nutztierhaltung auf einem Hof im Rahmen der Globalisierung nicht mehr wettbewerbsfähig ist. Mittelbar wird der Gesellschaft die Vermeidung von Umweltschäden, die Ressourcenschonung (Wasser, Klima) und die Zukunftssicherung der Landwirtschaft einen hohen Gewinn bringen.

INDIKATOREN

  • Kontinuierliche Marktanalysen/Meinungsumfragen zur Wahrnehmung des Ackerbaus in der Gesellschaft
  • Marktanteile von zertifizierten Produktionsformen

MASSNAHMEN

  1. Ein permanentes Netzwerk aus ackerbaulichen Betrieben („Leitbetriebe Pflanzenbau“) etablieren, das den aktuellen Status quo des innovativen Ackerbaus praktiziert und öffentlichkeitswirksam demonstriert. Diese Betriebe praktizieren bereits viele der Maßnahmen und Techniken, die in der Ackerbaustrategie vorgeschlagen sind. Sie können auch Ansprechpersonen für interessierte Berufskolleginnen und -kollegen sein.
  2. Transparenz für Verbraucherinnen und Verbraucher am Markt schaffen (Labels/Zertifizierung für nachhaltige/biodiversitäts­freundliche Produktion im Ackerbau). So könnten Verbraucherinnen und Verbraucher im Supermarkt auf einen Blick erkennen, ob Getreide oder andere Feldfrüchte aus einem besonders die Artenvielfalt förderndem Ackerbau kommen.
  3. Lern- und Infomaterialien für alle Adressaten­kreise und Altersgruppen entwickeln und bereitstellen, um das gegenseitige Verständnis und die Wertschätzung zu erhöhen . Dazu gehört unter anderem, dies auch an die Kultusminister­konferenz zu adressieren.
  4. Als Teil des im Januar 2020 beginnenden, deutschlandweiten Dialogprozesses mit der Gesellschaft zur Landwirtschaft, wird auch das Thema Ackerbau intensiv behandelt. Als Teil der Öffentlichkeitsarbeit spielen auch die Leitbetriebe Pflanzenbau eine wichtige Rolle.

WIRTSCHAFTLICHKEITSBEWERTUNG

Der wesentliche Beitrag, landwirtschaftliches Handeln in modernen Ackerbaubetrieben begreifbar und erlebbar zu machen, soll durch ein bundesweites Betriebsnetz von „Leitbetrieben Pflanzenbau“ erfolgen. Die teilnehmenden Betriebe werden für ihre Aufwendungen im Hinblick auf Öffentlichkeitsarbeit und Demonstrationsprojekte auf ihren Flächen entlohnt. Hierfür sind zusätzliche Finanzmittel erforderlich. Einzelmaßnahmen sind hinsichtlich ihrer Kosten zu bewerten.

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BEGLEITUNG DER UMSETZUNG

AUSGANGSLAGE

Der Ackerbau konzentriert sich heute aufgrund des wirtschaftlichen Drucks auf wenige wirtschaftlich interessante Kulturen. Weizen, Silomais, Wintergerste und Winterraps machen zwei Drittel des Anbaus in Deutschland aus. Für eine Erweiterung des Anbauspektrums sowie für weitere neue Anforderungen haben die ackerbaulichen Betriebe in Deutschland aufgrund stark schwankender und tendenziell sinkender Einkommen und der starken Konkurrenz vom Weltmarkt zunehmend weniger Spielraum für kostenträchtige Veränderungen.

PROBLEMSTELLUNG

Eine konsequente Umsetzung der Leitbilder und Ziele dieser Strategie macht Veränderungen im Ackerbau erforderlich. Entsprechende Veränderungen, beispielsweise bei der Anwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, weitere Fruchtfolgen, stärkere Berücksichtigung von Biodiversitätsbelangen und Umweltanforderungen sind mit Mehraufwand verbunden. Dem gegenüber stehen aber auch Kosteneinsparungen aus der Anwendung des Prinzips des Integrierten Anbaus und der Vermeidung von bislang externalisierten Kosten durch Umweltschäden (Nitratbelastungen im Trinkwasser, Gewässerverschmutzungen, Biodiversitätsverlust). Kostenbelastungen und Synergieeffekte sind gegeneinander abzugleichen und mit entsprechenden Programmen zu begleiten.

ZIELKONFLIKTE

Die Anforderungen der Verbraucherinnen und Verbraucher an die Gemeinwohlleistungen des Ackerbaus stehen dem Wunsch nach niedrigen Preisen für Lebensmittel entgegen.

ZIELE

Umsetzung der Ackerbaustrategie politisch und finanziell begleiten

  1. Um die Ziele der Ackerbaustrategie zu erreichen, bedarf es insbesondere in der Start- und Übergangsphase gezielter Förderprogramme, um die dafür notwendigen Aufwendungen und Investitionen zu unterstützen und zu ermöglichen. Gezielte Unterstützung ist beispielsweise im Rahmen der GAK möglich, wie auch in Förderprogrammen des Bundes.
  2. Grundsätzlich muss die ganze Gesellschaft einen Beitrag für die von ihr geforderte Umstellung des Ackerbaus leisten. Viele der geforderten Leistungen der Landwirtschaft liegen über den gesetzlichen Standards (z. B. im Bereich Umwelt- und Klimaschutz) und werden nicht über den Markt durch entsprechende Produktpreise honoriert. Anforderungen an den Ackerbau, die oberhalb gesetzlich verankerter Leistungen liegen und dem Allgemeinwohl dienen, müssen monetär bewertet werden. Steigende ökologische und klimapolitische Anforderungen und eine wettbewerbsfähige Pflanzenproduktion dürfen sich jedoch nicht ausschließen und der angestrebten Einkommenssicherung muss gleichermaßen Rechnung getragen werden.
  3. Da der Ackerbau in Deutschland in den europäischen Markt eingebunden ist, müssen künftig auch einheitliche Anforderungen an die Weiterentwicklung des Ackerbaus auf europäischer Ebene entwickelt und mit Maßnahmen unterstützt werden. Ziel ist die internationale Vernetzung der Ackerbaustrategie, um weitgehend einheitliche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.

INDIKATOREN

  • Kontinuierliche Marktanalysen/Meinungsumfragen zur Wahrnehmung des Ackerbaus in der Gesellschaft
  • Marktanteile von zertifizierten Produktionsformen

MASSNAHMEN

  1. Vorschläge zum Umbau der Agrarförderung erarbeiten, u. a. zugunsten einer angepassten Entlohnung ackerbaulicher Gemeinwohlleistungen.
  2. Einzelmaßnahmen dieser Strategie fortlaufend ökonomisch bewerten.
  3. Folgenabschätzung der ökonomischen und ökologischen Effekte der Strategie durchführen, Ökosystemleistungen, zu erwartende Synergieeffekte und mögliche Kostendegressionseffekte (hinsichtlich Boden, Fruchtfolgewirkungen, Biodiversität, Klima etc.) überwachen und bewerten.
  4. „Ständigen Begleitausschuss Ackerbaustrategie“ einrichten.
  5. Ackerbaustrategie im fünfjährigen Turnus evaluieren.

WIRTSCHAFTLICHKEITSBEWERTUNG

Parallel zur Umsetzung der Ackerbaustrategie sind die Kosten der jeweiligen Einzelmaßnahmen zu ermitteln und synergistische Effekte zu bewerten. Darüber hinaus analysiert ein Begleitgremium die ökonomische Wirkung der Ackerbaustrategiemaßnahmen und schlägt dem BMEL notwendige Verbesserungen vor.

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