SchweinFerkelproduktionISN-Umfrage: „Brennt lichterloh in der Schweinehaltung“

ISN-Umfrage: „Brennt lichterloh in der Schweinehaltung“

60 % der deutschen Sauenhalter und 40 % der Schweinemäster wollen in den nächsten zehn Jahren aufgeben.
Quelle: ISN

Die Ende September 2021 veröffentlichten Ergebnisse einer Umfrage der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) unter rund 1.000 Schweinehaltern sind alarmierend:

  • Rund 60 % der Sauenhalter und 40 % der Schweinemäster wollen in den nächsten zehn Jahren aufgeben.
  • Lediglich 6 bzw. 8 % wollen ihre Sauenhaltung bzw. Schweinemast noch ausbauen.
  • Zusammengenommen wird sowohl der Sauen- als auch Schweinebestand in den nächsten Jahren um weitere 25 bis 30 % abgebaut werden.

Süddeutschland: Drei von vier Sauenhaltern wollen aufhören

Die Umfrageergebnisse zeigen zudem sehr deutlich, dass es kleinere Betriebe in Zukunft kaum noch geben wird. Denn je kleiner der Betrieb, desto eher denkt dieser laut Umfrage ans Aufgeben. Besonders im Süden Deutschlands ist die Lage der Schweinehaltung dramatisch – dort wollen fast drei Viertel der Sauenhalter und mehr als die Hälfte der Schweinemäster in den nächsten zehn Jahren ihre Schweinehaltung aufgeben.

 

Die Gründe dafür, warum deutsche Schweinehalter aus der Produktion aussteigen wollen:

  • Insbesondere die Summe der Auflagen
  • Fehlende Planungssicherheit
  • Der fehlende politische Rückhalt
  • Trotz der aktuell desaströsen finanziellen Situation der Betriebe wird die Ökonomie erst danach als Ausstiegsgrund benannt. Die ISN schlussfolgert: „Das zeigt, welche Bedeutung das (nicht) Handeln der Politik hat.“

Politische Baustellen schaden den Bauern

Heinrich Dierkes, Vorsitzender der ISN
Quelle: ISN

Der ISN-Vorsitzende Heinrich Dierkes kommentiert die Ergebnisse folgendermaßen: „Es brennt lichterloh in der Schweinehaltung, natürlich macht uns Schweinehalter die aktuell katastrophal schlechte Marktsituation arg zu schaffen. Aber dass so viele von uns aufhören, ist besonders auch eine Folge der fehlenden Perspektive und des fehlenden Rückhalts von Seiten der Politik. Wir müssen feststellen, dass in der abgelaufenen Legislaturperiode viel über die Umgestaltung der Schweinehaltung diskutiert wurde – mit durchaus richtigen Ansätzen im Rahmen der Borchert-Kommission. Doch die verschiedenen Parteien und Ministerien haben sich, wo es nur ging, gegenseitig Sand ins Getriebe gestreut. Geblieben sind viele Baustellen und noch mehr Fragen. Den Schaden haben wir Bauern.“

 

 

Torsten Staack, ISN-Geschäftsführer
Quelle: ISN

ISN-Geschäftsführer Torsten Staack sagt: „Beim Ordnungsrecht, also neuen Auflagen für die Betriebe, ist dagegen viel passiert – oft im deutschen Alleingang. Besonders fatal sind in diesem Zusammenhang immer wieder neue Nachforderungen aus der Politik, wie jüngst von Berlins Verbraucherschutzminister Behrendt, der die gerade verabschiedeten und für die Schweinehalter sehr weitreichenden Haltungsvorgaben vor dem Bundesverfassungsgericht wieder in Frage stellt. So nimmt man den Schweinehaltern auch noch die letzte Planungssicherheit. Welcher Schweinehalter soll auf der Basis noch investieren? Im Gegenteil, die Betriebe sind schlicht überfordert. Mit dieser Salamitaktik von Bund und Ländern muss endlich Schluss sein.“

Dierkes meint: „Und wenn sich dann Berufskollegen trotz aller Hemmnisse dennoch auf den Weg machen wollen, um ihre Ställe den gesellschaftlichen Erwartungen entsprechend umzubauen, werden sie bei der Umbaugenehmigung ausgebremst. Wen wundert es, dass dann das Vertrauen in die Versprechen der Politik schwindet“.

Produktion verlagert sich ins Ausland

Torsten Staack kritisiert: „Der gesellschaftspolitische Wunschzettel ist lang. Faktisch werden die schweinehaltenden Betriebe aber derzeit aufgerieben. Denn zwischen Wunsch und Realität, die sich in weiterhin mangelnder Preisbereitschaft der Konsumenten bei gleichzeitig immer höheren Produktionskosten durch strengere Haltungsvorgaben darstellt, besteht noch immer eine riesige Kluft“.

Laut Heinrich Dierkes verlagere sich die Schweinehaltung sich schon jetzt in andere Länder: „Während wir hierzulande unseren Sauenbestand massiv zurückfahren, wird er beispielsweise in Ländern wie Spanien in annähernd gleicher Zahl aufgestockt. Die neue Bundesregierung kann die Entwicklung nicht ignorieren und muss sehr schnell handeln. Es geht um viel – es geht darum, dass das Schweinefleisch auch zukünftig noch in Deutschland unter den hohen Standards in Deutschland erzeugt und nicht aus anderen Ländern mit geringeren Erzeugerstandards importiert wird.“

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