AgrarpolitikSie sterben, damit wir leben

Sie sterben, damit wir leben

In den Pfarren und Gemeinden werden dieser Tage Erntedankfeste gefeiert. Doch was feiern wir eigentlich? Dass wir (noch) genügend Lebensmittel produzieren, die wir schlussendlich in den Müllkübel werfen? Unfassbare 170.000 Tonnen wandern alleine in Österreich jährlich in den Müll. Mehr als die Hälfte dieser unsäglichen Verschwendung von Lebensmitteln findet in unseren Haushalten statt. Salat, Gemüse, Brot und vieles mehr.

Warum? Weil wir das Produkt eines jahrzehntelangen Entwertungs Marketings sind. Geiz ist geil; kauf‘ 3, zahl‘ 2; immer billig – das sind nur drei von vielen Werbeslogans aus den vergangenen Jahren. Das Resultat: Lebensmittel verlieren nicht nur an monetärem Wert, sondern auch an Wertigkeit. So kommt es eben vor, dass halbe Pizzas im Müllkübel landen, Salate im Kühlschrank vergammeln und Fleisch ohne Zögern weggeschmissen wird, wenn das Ablaufdatum überschritten ist.

Wir haben den Bezug zu Lebensmitteln verloren. Kaum jemand denkt an Hühner, wenn er bei McDonalds Chicken Nuggets kauft. Dabei hat ein Tier sein Leben lassen müssen. Wer schon einmal dabei war, wenn ein Schwein geschlachtet wird, überlegt es sich zweimal, das Fett als Geschmacksträger großzügig wegzuschneiden. Sie sterben, damit wir leben. Doch daran denken wohl die Wenigsten. Wie auch: Die Fleischhauer sind aus den Städten verschwunden, in den wenigen großen Schlachthöfen arbeiten überwiegend Arbeitsmigranten. Die Gesellschaft verschließt ihre Augen. Einmal dabei zu sein, wenn ein Tier sein Leben lässt, damit wir leben können, würde viele Augen wieder öffnen. Das wäre ein Bildungsauftrag.

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