BioBio-MarktWohin geht der Bio-Getreidemarkt?

Wohin geht der Bio-Getreidemarkt?

Dinkel
Dinkelpreise bleiben attraktiv.
Quelle: Archiv

Positiver Trend bei Speisegetreide

Martin Pinczker
Martin Pinczker
Quelle: Pinczker

MARTIN PINCZKER
Bioprodukte Pinczker GmbH

Die Ernte im Sommer 2021 war in Österreich durchschnittlich. Regional zeigen sich große Unterschiede. Im Weinviertel hatten wir im langjährigen Vergleich höhere Erträge. Im Burgenland brachten die Felder weniger als in den Vorjahren.

Futtermarkt unterversorgt

Durch die fehlenden Umstellungsflächen in Österreich kann Futtergetreide besser vermarktet werden. Es ist eingetreten, was seit langem prophezeit wurde: eine Unterversorgung des Futtermarktes. Das darf aber nicht nur auf die geringen Umstellungsflächen zurückgeführt werden. In den letzten Jahren waren die Futterpreise unattraktiv. Daher haben die Landwirte kaum Futtergetreide angebaut. Doch auch wenn der Markt derzeit saugt, gilt die Parole: möglichst wenig Futtergetreide anbauen. Denn wir wissen aus langjähriger Erfahrung, dass der Futtermarkt nur zwei Extreme kennt: entweder einen starken Überschuss oder eine große Nachfrage. Man hat es nie geschafft, einen für alle Beteiligten akzeptablen und fairen Preis zu finden und vor allem auch zu halten. Auch der Mais profitiert vom steigenden Futterpreis.

Österreich profitiert von guten Speisequalitäten

Bei Speisegetreide gibt es in Österreich weiterhin Steigerungen bei der Inlandsverarbeitung und beim Inlandsverbrauch. Die positive Preisentwicklung bei Speisegetreide ist getragen von einer niedrigen Qualität bei geringen Ernten in Frankreich, Deutschland und der Schweiz. Mehr als sonst gilt österreichisches Bio-Getreide dieses Jahr als Exportschlager aufgrund der hohen Qualitäten. Das ließ die Preise steigen. Für die nächsten Jahre sehen wir dieses Auszahlungsniveau gefestigt. Bei Speisegetreide ist Potenzial nach oben möglich.

Gute Entwicklung bei Soja, Mais & Co

Der komplette Ölfrüchtekomplex erlebt seit längerem Preissteigerungen. Soja, Sonnenblume, Lein und Raps gehen nach oben. Speziell bei Soja hat eine richtige Preisrallye eingesetzt. Hier weiß man noch nicht genau, was die Hauptgründe dafür sind. Einerseits wird die europäische Eiweißlücke immer größer. Andererseits kommt weniger Ware aus Indien und China. Der Grund dafür sind fehlende Frachtkapazitäten und dramatisch gestiegene Frachtpreise auf der Route Asien-Europa.

Bioprodukte Pinczker GmbH vermarktet Erzeugnisse aus biologischer Landwirtschaft. Abnehmer befinden sich hauptsächlich in Österreich, Deutschland und der Schweiz. www.bio-pinczker.at

Bio-Dinkel bleibt attraktiv

Martin Ziegler
Martin Ziegler (rechts)
Quelle: Ziegler

MARTIN ZIEGLER
EZG Bio-Getreide

Die Getreideernte 2021 begann in Oberösterreich Ende Juni vielversprechend. Die Erträge bei Bio-Gerste lagen im guten Durchschnitt und machten für die restlichen Kulturen durchaus Hoffnung. Leider erfüllte sich diese Hoffnung nicht, denn die Erträge von Triticale und Roggen bleiben unter den Erwartungen zurück. Ebenso bei Weizen, wobei die Qualitäten positiv überraschten. Die Ackerbohne hat sich im Wachstum gut entwickelt. Allerdings spielte das Wetter nicht mit. Es war eine sehr feuchte Sommerwitterung, mit zahlreichen Starkregenereignissen und regional auftretenden Hagelunwettern. So blieben Qualität und Ertrag bei der Ackerbohne unter dem Durchschnitt.

Positive Preisentwicklung

Besser gestalteten sich hingegen die Preise. Bekam man für die Tonne Futtergetreide im Vorjahr ab Lager rund 200 Euro, so sind es aktuell über 300 Euro. Auch im Speisebereich zogen die Preise deutlich an. So war bei Bio-Roggen der Preis im Vorjahr mit 150 bis 200 Euro auf konventionellem Niveau. Guter Roggen liegt aktuell bei 300 Euro. Interessant ist auch, dass Bio-Dinkel trotz gestiegener Anbauflächen preislich sehr attraktiv bleibt. Ob sich diese positive Stimmung im nächsten Jahr fortsetzen wird, ist schwer abzuschätzen. Aufgrund der guten Entwicklungen im Veredelungsbereich kann man zumindest für Futtergetreide optimistisch nach vorne blicken. Die angelaufene Herbsternte ist vor allem wettertechnisch bisher zufriedenstellend. Die Sojaerträge sind leider, ähnlich wie beim Getreide, geringer als erhofft. Dafür hat sich das schon bisher gute Sojapreisniveau von rund 650 bis 700 Euro weiter nach oben entwickelt. Wie beim Getreide sind auch hier Preissprünge von 100 Euro und mehr zu erwarten. Bei Bio-Mais bescherte das nasskalte Frühjahr einen zögerlichen Aufgang. Zudem war das Beikraut schwer zu regulieren. Überdurchschnittliche Erträge zeichnen sich daher wohl auch hier nicht ab. Wie bei sämtlichen anderen Kulturen, hat sich auch beim Bio-Mais die Preissituation markant verbessert. Sehr gut nachgefragt und preislich attraktiv sind Sonnenblumen, sowohl high-oleic (HO) als auch linoleic (LO).

Die EZG Bio-Getreide ist eine von Bio-Bauern gegründete gemeinsame Plattform für den professionellen Vertrieb ihrer Produkte. www.bioerzeugergemeinschaft.at

Soja-Nachfrage übersteigt Angebot deutlich

Gerhard Bruckner
Gerhard Bruckner
Quelle: Bruckner

GERHARD BRUCKNER
LANDWIRT Redakteur

Der Getreidemarkt in Deutschland zeigt feste Preise. Mengen und Qualitäten haben aber enttäuscht. Die Bestände kamen gut ins Frühjahr und ließen hohe Erträge erwarten. Das kühle Frühjahr und der verregnete Erntesommer haben die Ernteaussichten jedoch getrübt. Tatsächlich ist die Bio- Getreideernte pro Hektar unterdurchschnittlich ausgefallen. Bei Futtergetreide bewirkt das einen leichten Preisanstieg. Sowohl A-Ware als auch U-Ware ist gesucht. Die Preise für Futterweizen sind eher stabil und liegen im Süden frei Futtermühle laut AMI (Agrarmarkt Informations- Gesellschaft mbH) bei 340 bis 350 Euro pro Tonne für Verbandsware. Generell gibt es jedoch bei allen Futtergetreidearten eine hohe Nachfrage. Das gilt auch für Bio-Speiseweizen, der in diesem Jahr oft niedrigere Eiweißgehalte aufweist. Qualitätsweizen mit hohen Klebergehalten kommen seltener vor, entsprechend höher sind die Preisaufschläge. Auch Dinkel ist gut nachgefragt. Auch der Bedarf an Leguminosen ist groß. Das liegt zum einen am hohen Eiweißbedarf für die Fütterung und zum anderen an den geringen Erntemengen bei Ackerbohnen oder Erbsen. Auch bei Soja übersteigt die Nachfrage das Angebot deutlich. Die Erntemengen blieben vielfach unter den Erwartungen, was meist an der kühlen Witterung lag. Es fehlte schlicht die Wärme. Auch aus Südosteuropa werden keine großen Mengen erwartet. Für A-Ware werden laut AMI 800 bis 850 Euro frei Lager bezahlt. Auch bei Sonnenblumen sind Preissteigerungen zu erwarten.

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