RindMilchviehSchwierige Zeiten für Milchbauern

Schwierige Zeiten für Milchbauern

Für die Milchbauern ist der diesjährige Weltmilchtag am 1. Juni kein Feiertag. Zu groß sind die Sorgen derzeit.
Quelle: Taferner

Jetzt schon bleiben einem Milchbauern für eine Arbeitsstunde gerade einmal 5,70 Euro. Das macht inklusive EU-Ausgleichszahlungen im Monat magere 1.026 Euro netto pro Arbeitskraft aus. Seit 2012 haben 33 Prozent der Milchviehbetriebe in der Steiermark ihre Stalltüren für immer geschlossen. Diese Zahlen wurden am 31. Mai 2022 im Rahmen einer Pressekonferenz zum Weltmilchtag in Graz präsentiert.

Massiver Kostendruck

„Der Druck auf die Milchbauern ist massiv. Dankenswerterweise sind die in der Steiermark tätigen Molkereien in Vorlage getreten und haben in kleinen Schritten die Erzeugermilchpreise angehoben“, sagt der steirische Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher. Und weiter: „Doch diese Vorleistungen müssen von den Molkereien, die aktuell in zähen Verhandlungen mit dem Lebensmittelhandel stehen, erst erwirtschaftet werden. Daher wende ich mich mit Nachdruck an die Verantwortlichen des Lebensmittelhandels, den Molkereien vernünftige, betriebswirtschaftlich vertretbare Produktpreise zu bezahlen, um eine nachhaltige Milchwirtschaft in Österreich zu sichern.“

Der steirische LK-Präsident Franz Titschenbacher warnt angesichts des Kostendrucks: Tierwohl erfordert von den Bauern enorme Investitionen und laufende Kosten, daher kann es noch mehr Tierwohl nicht zum Nulltarif geben.
Quelle: LK/Danner

„Milchviehhaltung muss möglich bleiben!“

Unabhängig davon nimmt der LK-Präsident die Bundesregierung in die Pflicht, zumal der Staat an den höheren Betriebsmittelpreisen durch die Umsatzsteuer mitverdient. „Die Regierung muss mit einem Teuerungsausgleich gegensteuern, bei dem das Geld zielgerichtet und unbürokratisch bei den Betrieben ankommt. Sonst werden noch mehr Milchbauern aufgeben. “Das kann in Zeiten, in denen Versorgungssicherheit großgeschrieben wird, keiner wollen!“, mahnt Titschenbacher.

Milchbäuerin Silvia Prugger aus St. Johann am Tauern ärgert, dass Tierwohl häufig als Marketingbegriff verwendet wird. Sie betreut 15 Milchkühe, deren Kälber und die Nachzucht – insgesamt also 28 Rinder im Laufstall mit Weide und Auslauf.
Quelle: LK/Danner

Investitionen kaum noch leistbar

Zu den genannten Problemen gesellen sich noch weitere: Erstens werden durch die steigenden Baukosten Investitionen in höhere Tierwohlstandards fast unleistbar und zweitens spüren die Molkereien bereits, wie sich die teilweise doppelten Spritpreise auf das Konsumverhalten der Menschen auswirken: Die Konsumenten sind weniger dazu bereit, einen Aufpreis für Produkte mit höheren Tierwohlstandards zu bezahlen und greifen zum billigeren Angebot.

Gelebtes Tierwohl fördern

Silvia Prugger, Milchbäurin in St. Johann am Tauern, ist verärgert: „Es werden immer wieder Laufställe gefordert, doch abgesehen von der aktuellen wirtschaftlichen Situation ist es räumlich schlicht nicht möglich, bei jedem Hof im Berggebiet einen großen Laufstall zu bauen. Gelebtes Tierwohl ist auch bei Kombinationshaltung mit Anbindehaltung und Weidegang möglich. Milchviehhaltung muss möglich bleiben!“ Eine Aussage richtet die dynamische Bäuerin noch an die Menschen, die sich rein pflanzlich ernähren wollen: „Ich kann auf meinen alpinen Steilflächen kein Getreide anbauen und kein Gemüse produzieren. Ich kann nur Fleisch und Milch erzeugen und pflege nebenbei die Landschaft. Und wenn ich das nicht tue, macht es keiner.“

Die Milchbranche sieht sich einem enormen Kostendruck gegenüber. Gemeinsame Lösungen fordern: Jakob Karner (Obmann Obersteirische Molkerei), Präsident Franz Titschenbacher, Bergmilchbäuerin Silvia Prugger, Berglandmilch-Vorstand Hans Loibner und Andreas Radlingmaier (Aufsichtsratvorsitzender Ennstal Milch). (v.l.n.r.).
Quelle: LK/Danner

„Weniger Getreide, mehr Milchprodukte!“

„Wir haben genug Milch und Milchprodukte für die österreichische Bevölkerung. Ob wir bis zum Herbst noch genügend Gas haben werden, ist nicht sicher. Sicher ist jedoch, dass wir zu wenig Getreide haben werden, weil das verfügbare Getreide dringend in Ländern benötigt wird, wo Hunger herrscht. Essen wir weniger Getreide und mehr Milchprodukte“, meint Jakob Karner, Obmann der Obersteirischen Molkerei, augenzwinkernd. Die unsichere Lage bei der Verfügbarkeit von Gas sorgt jedoch bei ihm, wie auch bei seinen Kollegen Johann Loibner, Vorstand der Berglandmilch und Andreas Radlingmaier von Ennstalmilch für Sorgenfalten. Ein Großteil der Produktion in den Molkereien läuft mit Gas. Während alle Standorte von Berglandmilch bis 2024 ihre Energie aus Hackschnitzeln beziehen wollen, sind die anderen beiden Molkereien noch auf der Suche nach Notlösungen.

Sorge um die Gasversorgung

„Wir haben das Problem, dass unsere Betriebsstandorte im Stadtgebiet liegen. Wir bekommen keine Genehmigung für ein Biomasseheizwerk. Wir benötigen Dampf für die Produktion und der lässt sich nicht über eine Fernwärmeleitung transportieren. Darum wollen wir im Falle eines Gasstopps den Betrieb mit Heizöl aufrechterhalten“, erklärt Jakob Karner. Johann Loibner wirft ein: „Wenn es kein Gas gibt, können wir so vielleicht den Molkereibetrieb aufrechterhalten. In Kürze gibt es dann aber auch keinen Joghurtbecher und keine Milchpackung mehr. Ich glaube, wir stellen uns das alles ein bisschen einfacher vor als es dann wäre.“

Dreitägige Abholung aus entlegenen Gebieten

Loibner verteidigt auch das Vorhaben von Berglandmilch, Frischmilch von extrem entlegenen oder weit entfernten Betrieben nur mehr jeden dritten Tag abzuholen: „Sehr viele Kilometer zu fahren für wenig Milch ist weder aus Klimaschutz- noch aus Kostengründen sinnvoll. Davon sind etwa 120 Milchbauern betroffen, wovon der Großteil davon diese Maßnahme positiv sieht. Einige wenige müssen ihre Tankkapazitäten vergrößern und werden dabei von Berglandmilch unterstützt durch einen zinsenlosen Kredit, rückzahlbar auf zehn Jahre, was unbürokratisch von den Milchgeldabrechnungen abgezogen wird.“

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Das Problem ist das nicht die Menschen Zuviel Getreide essen, sondern die Wiederkäuer und dadurch zuviel Milch und Fleisch produziert wird!
Um das Klima zu retten müssen wir auch bei unsere Ernährung umdenken!

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