AckerbauBauernsterben verlangsamt, Kostendruck bleibt

Bauernsterben verlangsamt, Kostendruck bleibt

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (rechts) und Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas präsentierten die Daten der Agrarstrukturerhebung 2020 und die landwirtschaftliche Gesamtrechnung 2021.
Quelle: BMLRT/Gruber

Alle zehn Jahren müssen die EU-Mitgliedsstaaten die sogenannte „Agrarstrukturerhebung“ durchführen. Diese wurde nach 2010 auch 2020 durchgeführt. Die Ergebnisse wurden von Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas und Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig vorgestellt.

Die Ergebnisse im Überblick

Die Datenauswertung der Agrarstrukturerhebung 2020 zeigt folgende zentrale Ergebnisse:

  • Langsameres Bauernsterben: 2020 gab es in Österreich exakt 154.593 land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Damit hat die Anzahl der Betriebe im vergangenen Jahrzehnt um 11 % abgenommen – und damit fast um die Hälfte weniger als im Jahrzehnt davor. 2010 waren es rund 20%.
  • Land- und Forstwirtschaft sichert Arbeitsplätze: 2020 waren in den heimischen Agrarbetrieben über 420.000 Menschen beschäftigt.
  • Bio-Landwirtschaft stark gestiegen: 24.809 Betriebe oder 22,4 % wirtschafteten 2020 nach biologischen Richtlinien. 2010 waren es erst 15,1 %.
  • Betriebsführung wird weiblicher: Die Anzahl an Frauen-geführten Betrieben stieg gegenüber 2010 leicht um einen Prozent auf 35 %.
  • 93 % Familienbetriebe: vier von fünf Arbeitskräften auf den Höfen sind Familienangehörige.
  • Nebenerwerb überwiegt: 58 % der Betriebe werden im Nebenerwerb, 36 % im Haupterwerb geführt.
  • Strukturen bleiben klein: Die Land- und Forstbetriebe sind nach wie vor klein strukturiert, auch wenn der Trend zu leicht größeren Betrieben anhält. Die durchschnittlich landwirtschaftlich genutzte Fläche (Ackerland, Dauerkulturen, Dauergrünland) stieg von 18,8 ha auf 23,6 ha. Zum Vergleich: Deutschland 63 ha, Dänemark 75 ha, USA 180 Hektar.
  • Tieranzahl pro Betrieb leicht gestiegen: Zum Erhebungszeitpunkt 2020 hielten 82.001 Betriebe Nutztiere. Im Schnitt werden 34 Rinder oder 112 Schweine pro Betrieb verzeichnet. Zum Vergleich: In Deutschland sind es Deutschland 85 Rinder bzw. 1.300 Schweine. In den Niederlanden sind es schon 3.400 Schweine pro Betrieb.

Einkommen 2021: Leichtes Plus gegenüber 2020

Vor dem Hintergrund einer sehr dynamischen Preisentwicklung für pflanzliche Erzeugnisse bei gleichzeitig deutlich gestiegenen Produktionskosten war 2021 ein Anstieg der Bauerneinkommen zu verzeichnen.

Vorläufigen Ergebnissen der landwirtschaftlichen Gesamtrechnung 2021 zufolge erhöhte sich das landwirtschaftliche Faktoreinkommen, welches die Entlohnung der Produktionsfaktoren Boden, Arbeit und Kapital misst, je Jahresarbeitseinheit real um 6,4 % (2020: +0,2 %). Der Nettounternehmensgewinn je nicht entlohnte Jahresarbeitseinheit nahm real um 5,7 % zu, nach einem Zuwachs um 2,9 % im Jahr zuvor.

 

Totschnig sieht Politik bestätigt, Moosbrugger indes warnt vor Kostenlawine

Für Landwirtschaftsminister Totschnig zeigen die Ergebnisse, dass die agrarpolitischen Maßnahmen, wie das ÖPUL oder das Bergbauernprogramm, wirken. „Der Strukturwandel ist in allen wirtschaftlichen Bereichen Realität. Unser Erfolgskonzept ist der ökosoziale Weg, der im Kern die bäuerlichen Familienbetriebe hat. Diesen Weg wollen wir erhalten und stärken. Das erreichen wir mit der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2023“, gibt der Landwirtschaftsminister einen Ausblick.

Der oberste Bauernvertreter im Land, LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger sieht die Ergebnisse nüchterner. Zwar gab es 2021 ein leichtes corona-bedingtes Einnahmeplus. Neidreflexe sind aber keinesfalls angesagt, denn damit liegt Österreichs Landwirtschaft nicht mal auf dem Niveau von 2011. Um wieder dauerhaft Luft zu bekommen, dürfen die Kostenwellen seit Ende 2021 das Plus aber nicht sofort wieder zunichte machen. So sind – neben der generellen Inflation – auch die Preise für unverzichtbare Betriebsmittel wie Treibstoffe, Energie, Futtermittel, Maschinen etc. enorm gestiegen, stellte Moosbrugger fest.

 

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