Sojasorten 2023

Quelle: Böck

Langfristig zählt die Sojabohne in Gebieten mit ausreichend Niederschlag, aber eher kühlen Temperaturen zu den Gewinnern des Klimawandels. In den wärmeren Anbaulagen im Osten wird dagegen die Trockenheitstoleranz der Sorten bzw. die Auswahl ausreichend tiefgründiger Standorte für den Anbau immer wichtiger. Das zeigen auch die regionalen Durchschnittserträge aus dem sommertrockenen Jahr 2022: OÖ:  34,9 dt/ha, NÖ: 24,3 dt/ha, Bgld: 19,9 dt/ha (Statistik Austria). Die züchterische Arbeit in Europa wird intensiver, vor allem auch in Österreich. Aktuell befinden sich 86 Sojabohnensorten auf der österreichischen Sortenliste. Sie unterscheiden sich in Jugendentwicklung, Reifezeit, Standfestigkeit, Krankheitseigenschaften, regionalen Ertragsleistungen und im Qualitätsprofil (hoher Protein- oder hoher Ölgehalt).

Gute Bioeignung

In Ostösterreich hat Bio-Sojabohne bereits eine größere Ausdehnung erreicht als der konventionelle Anbau. Im Bioanbau sind rasche Jugendentwicklung mit schnellem Reihenschluss, eine zumindest mittlere Wuchshöhe für eine gute Bodendeckung und anhaltende Beikrautunterdrückung wichtig. Kurzwüchsige Sorten schließen die Reihen meist später und erreichen – auch im konventionellen Anbau – bei Trockenheit nur eine unzureichende Hülsenansatzhöhe. Biosaatgut steht für eine Reihe von Sorten aus verschiedenen Reifegruppen zur Verfügung. In den niederschlagsreicheren Anbaulagen sind eine gute Standfestigkeit, Widerstandsfähigkeit gegenüber der Sklerotinia-Krankheit und die rechtzeitige Abreife wichtig. Hier ist mehr auf die Langwüchsigkeit der Sorten zu achten. Bestände, die bereits Ende Juli hüfthoch sind, gehen bis zur Ernte oft ins Lager.

Die Tabelle mit den Merkmalsausprägungen der Sorten finden Sie online unter bsl.baes.gv.at

Die amtlichen Sortenwertprüfungen werden bei Sojabohne in Versuchsserien für die Reifegruppen 000, 00 und 0 durchgeführt. Die Sortenunterschiede innerhalb einer Reifegruppe liegen bei sieben bis zehn Tagen bei durchschnittlicher Abreifewitterung. In einem feuchten Herbst kann diese Zeitspanne auch deutlich länger werden.

000-Reifegruppe

Die Neuregistrierungen sowie aktuelle Sorten werden getrennt nach Reifegruppen in ihren Leistungen und Wertmerkmalen beschrieben. In der Reifegruppe 000 gab es zuletzt fünf Neuzulassungen.

Agneta (Reife 2) mit rascher Jugendentwicklung reift als frühe 000-Sorte ähnlich wie Stepa und noch vor Abaca oder Paprika. Bei mittlerer Wuchslänge ist Agneta gut standfest. Peronospora schädigt wenig. Bakteriosen können stärker auftreten. In den Ertragsmerkmalen werden Abaca und Paprika nicht erreicht, Stepa bei gleicher Reifezeit aber übertroffen.

Akuma (Reife 3) ist in der Abreife mit Aurelina vergleichbar. Die raschwüchsige Sorte ist bei mittelkurzem Wuchs gut standfest. Akuma mit mittelhohem Proteingehalt überzeugt ertraglich vor allem im Alpenvorland, entspricht aber auch in den südlichen Anbaulagen.

Ein sehr ähnliches Abreifeverhalten zeigt Noa (Reife 3), ebenso raschwüchsig bei mittlerem Wuchs und guter Standfestigkeit. Die Anfälligkeit für Bakteriosen ist höher. Noa brachte vor allem im Alpenvorland überdurchschnittliche Kornerträge, die auch im sommertrockenen Jahr 2022 realisiert wurden, bei mittleren Erträgen in Sü

Soja sollte vor dem Anbau beimpft werden.
Quelle: Böck

dostösterreich.

Axioma (Reife 4), mit rascher Jugendentwicklung, reift ähnlich ab wie Acardia, RGT Salsa oder Sahara. Die kurzwüchsige Axioma besticht durch ihre ausgezeichnete Standfestigkeit. Die Krankheitstoleranzen sind überwiegend gut ausgeprägt. Axioma überzeugt mit ihren Korn- und Proteinerträgen in beiden 000-Anbaulagen. Die Sorte ist sehr kleinkörnig.

ES Collector (Reife 4), mit mittlerer Jugendentwicklung, ist ebenso eine späte 000-Sorte mit sehr guter bis guter Standfestigkeit bei einer mittleren Wuchshöhe. ES Collector verfügt über mittelgute bzw. gute Widerstandsfähigkeit gegenüber Bakteriosen und Virosen. Peronospora und Samenflecken traten nur in sehr geringem bis geringem Ausmaß auf. Die Sorte zeigte überzeugende Leistungen im Alpenvorland bei mittleren Erträgen in Südostösterreich.

Unter den früher gelisteten aktuellen 000-Sorten sind Abaca und Paprika raschwüchsige, trotz der frühen Reife (Note 2) ertragreiche Züchtungen. Paprika ist zudem gut standfest. GL Melanie, Obelix oder Stepa mit einer noch etwas früheren Abreife sind raschwüchsig, kompakt im Wuchs und standfest. Aurelina (Reife 3), länger im Wuchs, mittelgut standfest und mit hohem Proteingehalt, erreicht mittlere Kornerträge und überdurchschnittliche Proteinleistungen. Im späten 000-Reifebereich (Reife 4) ist das Sortenangebot vielfältig: Die rasch- und langwüchsige Ancagua ist mittelgut standfest und bringt sowohl im Alpenvorland als auch in Südostösterreich und Kärnten deutliche Ertragsfortschritte. Gleiches gilt für Ascada, allerdings ist ihre Standfestigkeit (Note 6) trotz kürzeren Wuchses schwächer und der Proteingehalt ist niedrig. Acardia, Adelfia oder Apollina mit raschem Jugendwachstum erreichen in beiden Anbaugebieten deutliche Mehrerträge, Adelfia und Apollina auch in der Proteinleistung, Acardia dagegen im Öl­ertrag. RGT Salsa ist sehr raschwüchsig, bei mittlerer Wuchshöhe und Standfestigkeit. Höhere Proteingehalte weisen in der 000-Reifegruppe z.B. Aurelina, Stepa oder besonders Tofina auf.

00-Reifegruppe

In der Reifegruppe 00 gab es Ende 2022 vier Neuzulassungen. Die Sortenleistungen werden im 00-Anbaugebiet
getrennt für das ober- und niederösterreichische Alpenvorland, für das pannonische Trockengebiet und für Südostösterreich einschließlich Kärntner Becken ausgewiesen.

Ameva (Reife 5) reift ähnlich wie P005A74. Die mittelkurze Sorte ist sehr gut bis gut standfest. Die Toleranzen gegenüber Peronospora und Bakteriosen sind gut bis mittel ausgeprägt. Virosenbefall war kaum zu finden. Ameva erreichte deutliche Mehrerträge im Alpenvorland bei ansonsten mittleren Ertragsleistungen. Bei dem mittelhohen Ölgehalt sind die Vorteile im Ölertrag noch deutlicher.

LID Constructor (Reife5) mit mittelhohem Wuchs, mittelguter Standfestigkeit und überwiegend günstigen Krankheitseigenschaften zeigte mittlere bis überdurchschnittliche Ertragsleistungen in allen drei Anbauregionen. Protein- und Ölgehalt liegen im mittleren Bereich.

Simpol (Reife 5) mit mittlerer Wuchshöhe ist gut standfest. Deutliche Mehrerträge erzielte Simpol oft dort, wo eine gute Standfestigkeit gefordert war. Die Krankheitseigenschaften sind günstig ausgeprägt. Deutlichere Ertragsvorteile werden im Alpenvorland realisiert, bei guten mittleren Kornerträgen im Trockengebiet und in Südostösterreich.

Australia (Reife 6) reift ähnlich wie Altona oder Delphi PZO. Trotz ihrer Langwüchsigkeit (Note 8) ist die Standfestigkeit mittelgut ausgeprägt. Die Sorte kann einen Befall mit Peronospora, Bakteriosen oder Virosen gut abwehren, bei einer mittleren Neigung zu Samenflecken. Die großkörnige Australia zeigte bei mittelhohem Ölgehalt in allen Anbauregionen relevante Ertragsvorteile, insbesondere aber im Alpenvorland.

Von den bereits gelisteten 00-Sojabohnen überzeugt Annabella (Reife 5) mit raschem Jugendwachstum, mittelguter Standfestigkeit und mittelguten Krankheitstoleranzen. Ihre Korn- und Proteinerträge liegen in allen drei Anbauregionen über dem Standardmittel. Protein- und Ölgehalt sind mittel ausgeprägt. P005A74 und RGT Satelia (Reife 5) mit hellem Nabel zeigen eine mittlere bzw. mittelgute Standfestigkeit. P005A74 bringt knapp mittlere Kornerträge. Jenny, ES Mentor und RGT Siroca sind für die Speisesojaproduktion geeignet. Einen sehr hohen Proteingehalt weist auch Supernova auf. Bei den späteren 00-Sorten (Reife 6) erfüllt die raschwüchsige Lenka als hellnabelige, großkörnige und proteinreiche Züchtung wichtige Anforderungen für die Speissojaproduktion. Die Neigung zu Lagerung, Sclerotinia-Anfälligkeit und Samenflecken ist jeweils gering bis mittel. Altona, Alvesta, Artoga, Atacama und Sonali (weißblühend) entsprechen ertraglich in allen drei 00-Anbaugebieten, Sonali vor allem im Alpenvorland. Delphi PZO und Orakel PZO, beide sehr hochwüchsig und mittelgut bzw. mittel standfest, erzielten im Pannonischen Trockengebiet und insbesondere im Alpenvorland deutliche Mehrerträge. Ihre mittlere bzw. mittelstarke Anfälligkeit für Sclerotinia ist zu beachten.

Achten Sie beim Kauf von vorgeimpftem Saatgut darauf, dass beim Händler die Paletten nicht in der Sonne stehen.
Quelle: Archiv

0-Reifegruppe

In der Reifegruppe 0 sind aktuell 13 Sorten gelistet, auch dabei gibt es noch gewisse Unterschiede im Reifezeitbedarf. So zählen Albenga, Aspecta, Avenida, Cypress und Kristian zu den früheren 0-Sorten (Reife 7). Allgemein empfiehlt sich der Anbau dieser späten Sorten nur für die wärmsten Anbaulagen Österreichs. Das gilt ganz besonders für die noch später reifende Asitka aus der Reifegruppe I (Reife 9). Der Anbauumfang dieser späten Reifegruppen ist vergleichsweise gering. Im Jahr 2022 wurde die Prüfserie für 0-Sorten auch im Hinblick auf die bereits gegebenen Zulassungen in diesem Reifesegment ausgesetzt. Aspecta und Avenida liegen im Korn- und Proteinertrag auf dem Niveau des Standardmittels, Kristian und Cypress regional darüber. Bei den späteren 0-Sorten (Reife 8) sei auf die guten Korn- und Proteinerträge von Artesia, DH4173 oder Ezra verwiesen. GL Valerie, GL Leonie und die späte Asitka überzeugten vor allem in den südlichen Anbaugebieten. Alameda mit hellem Nabel ist die proteinreichste Sorte im Spätsortiment. Die 0-Sorten werden meist sehr hoch, auf Unterschiede in der Standfestigkeit ist zu achten: Albenga, Artesia, Cypress, GL Valerie oder Asitka sind gut standfest.

 

Kommentare

Warenkorb

Der Warenkorb ist leer.
Gesamt: 0,00