AgrarpolitikWirbel um steirischen Geflügelschlachthof

Wirbel um steirischen Geflügelschlachthof

Geflügelfleisch wird immer beliebter. Bei Aktionspreisen von 3 Euro machen sich die wenigsten Konsumenten Gedanken über die Produktionsvorstufen. Neben den Geflügelbauern stehen auch die Schlachter unter enormen Kostendruck.
Quelle: pixabay.com

Nach der tagelangen medialen Verbreitung von illegal durch die Tierschutztorganisation VgT (Verein gegen Tierfabriken) über Monate in einem steirischen Geflügelschlachthof aufgenommenen Bildmaterial, verurteilte die Agrarmarkt Austria (AMA) Marketing GmbH diesen Umgang mit Tieren auf das Schärfste. Die Fotos und Videos zeigen teils massive Tierschutzverfehlungen einzelner Schlachthofmitarbeiter.

AMA Marketing bedauert und reagiert

„Jeder einzelne Betrieb trägt die Verantwortung, die gesetzlichen Vorgaben korrekt einzuhalten. Wir haben sowohl den zuständigen Amtstierarzt sowie den Betriebsinhaber zur Stellungnahme aufgefordert und zusätzlich eine unabhängige Kontrollstelle beauftragt, umgehend eine Vor-Ort-Kontrolle durchzuführen“, betonte die Absatzmarketingfirma in ihrer Aussendung.

Mit dem betreffenden Schlachtbetrieb wurde zwischenzeitlich vereinbart, ab sofort bei den kritischen Stellen des Schlachtvorgängen eine entsprechende Videoüberwachung zu installieren. Die AMA Marketing hatte bereits Anfang des Jahres angekündigt, ihr Kontrollsystem durch den Einsatz von Digitalisierungsmaßnahmen weiter zu verbessern.

Geflügelbranche wehrt sich

Ebenso verurteilte die Dachorganisation der heimischen Geflügelwirtschaft die bekanntgewordenen Verstöße gegen tierschutzrechtliche Bestimmungen, verwehrt sich aber gegen die „scheinheilige Debatte“. Vielmehr brauche es „eine ehrliche Diskussion über die herrschenden Sachzwänge und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Branche“ statt einer „unproduktiven Entrüstung“ über einseitig dargestellte Probleme.

Zum Anlassfall meint der Verband zudem: „Da werden aus Tausenden Stunden rechtswidrig produzierten Videomaterials die negativsten Szenen herausgepickt, aber das entspricht nicht den generell hohen Standards in unserer Branche.“

Auch könne es nicht sein, dass sich „der Lebensmittelhandel und die Konsumenten von der Geflügelbranche möglichst billige Produkte erwarten und gleichzeitig verleugnen, dass damit in vielen Bereichen entsprechend dimensionierte und optimierte Abläufe unumgänglich werden“, so die Geflügelwirtschaft Österreich via Aussendung.

Land Steiermark sieht Personalnot

Bereits 2015 hatte der VgT in 20 österreichischen Schlachthöfen divere Mängel aufgezeigt und Anzeigen erstattet. Acht davon waren steirische Betriebe.

Die Länder versprachen umgehende Verbesserungen. Doch Schulungen alleine reichen nicht, es braucht auch genügend amtliches Veterinärpersonal. Das scheint schwierig, denn immer weniger Tierärzte wollen in den Schlachthöfen arbeiten. Daher bildet das Land Steiermark bereits Laien für die Fleischbeschau aus, berichtete jüngst der ORF Steiermark.

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