Moderne Camping-Stellplätze statt neuer Stallplätze
Irene und Werner Feldhofer schufen statt neuen Stallplätzen moderne Camping-Stellplätze. Es hätte ein neuer Laufstall für ihre Mast-Kalbinnen her müssen. Doch für einen teuren Neubau war der 12-Hektar-Hof von Irene und Werner Feldhofer zu klein. Also flossen Hirnschmalz, Herzblut und Handwerk der zwei Oststeirer in die Umsetzung einer anderen Idee: Sie nutzten ihre ruhige Lage mit fantastischer Aussicht in St. Lorenzen am Wechsel und schufen mit „Wechselland Camping Lorenza“ eine neue Einkommensquelle. Als passionierte Camper wussten die beiden (in Teilzeit) berufstätigen Techniker, was Urlauber suchen – und setzten genau das um: viel Platz für die Gäste, modernes Sanitärhaus, schnelles WLAN, traumhafte Aussicht und Gebäcks-Service fürs Frühstück.
Seit der Eröffnung zu Ostern 2024 bieten 25 Stellplätze samt Hofladen, E-Bike-Ladestationen und Spielplatz den Gästen eine einzigartige Kombination aus Camping-Idylle und Bauernhof-Erlebnis. Bereits im ersten Jahr übertraf die Nachfrage die Erwartungen. Die Gästeschar ist bunt: Wiener auf Wochenend-Stadtflucht, Radler auf Europatour mit Zelt oder Familien, die die Wexltrails erkunden. Sogar „Workation“-Gäste verlegen ihr Homeoffice ins Wohnmobil. Dank der Nähe zur Südautobahn lockt der Platz auch viele Reisende aus Polen und Tschechien an, die auf dem Weg an die Adria Zwischenstopp machen – und oft länger bleiben als geplant. Neben Ruhe und Platz schätzen die Gäste den direkten Kontakt zur Bauernfamilie. „Es freut unsere Gäste, dass sie von uns persönlich empfangen werden – nicht von Automaten“, erzählt die 36-Jährige. Jeden Freitag gibt es frisches Bauernbrot, je nach Bedarf Freilandeier von den Hennen auf der Wiese nebenan und im Sommer Schätze aus Omas Gemüsegarten. Mit ihrem naturnahen Campingplatz sind die Feldhofers nicht nur Gastgeber, sondern auch Botschafter der Region und ihrer Landwirtschaft geworden.
Latschelei, der Biolatschenkiefer-Likör
Hirn- und Handwerker Stefan Lendl „zapft“ mit Latschenkieferlikör neue Zielgruppen für seinen Biobauernhof an. „Gibt’s nicht“ – das geht bei Stefan Lendl nicht: Der
34-jährige Biobauer mit 45 Murbodner-Rindern ist ein Hirn- und Handwerker mit ausgeprägtem Hang, seine vielen Ideen selbst umzusetzen. Davon zeugt vor dem Hof
in Floing ein riesiger Stier-Koloss aus Stahl, den der Techniker selbst geschmiedet hat. Oder eine ausgeklügelte, selbst konstruierte Ballengabel, mit der Stefan Lendl sechs Heuballen auf einmal mit dem Traktor transportieren kann. Doch mit seiner jüngsten Erfolgsgeschichte „zapft“ der begeisterte Direktvermarkter (u.a. Dry Aged Murbodner-Steaks) völlig neue Zielgruppen an: Inspiriert von einem Tiroler Latschenkieferlikör entstand beim Wandern in den Bergen die Idee, selbst einen solchen zu produzieren – als erster in Österreich in 100-prozentiger Bio-Qualität. Um das zu garantieren, arbeitet Lendl mit dem Naturpark Sölktäler zusammen. Die Zapfen werden im Rahmen einer Almwanderung gesammelt, aber nur dort, wo die Latschen später im Rahmen der Almpflege ohnehin weggeschnitten werden. Den Bio-Korn bezieht Lendl von einem Edelbrenner in Oberösterreich, „das verbinden wir mit einem schönen Ausflug“. Das Ergebnis ist „Latschelei“, ein Bio-Latschenkieferlikör, der in Edelstahltanks reift und in kunstvolle Flaschen gefüllt wird. Verkauft wird er in fünf „s’Fachl“-Filialen, auf Skihütten und Weihnachtsmärkten, sowie ab Hof. Dem Nebenerwerbsbauern ist wichtig, den kürzlich übernommenen Hof gut in die Zukunft zu führen. „Da ist es wichtig, auf mehreren Standbeinen zu stehen.“ Und typisch für den Tüftler, plant er bereits das nächste Projekt: einen Verkaufs- und Verkostungsraum am Hof, um weitere Synergien zwischen Fleisch und Brand zu schaffen.
Geprüfte Heilwolle von Schafen für die Pflege
Schafwoll-Pionierin Karina Neuhold setzt auf die heilende Wirkung von Schafwolle. „Denkbares ist machbar“, lautet das Credo von Karina Neuhold – komme, was wolle. Schon seit vielen Jahrzehnten arbeitet die Bergbäuerin mit 200 Mutterschafen aus Naas bei Weiz unermüdlich daran, „dass unsere Schafwolle wieder jenen Stellenwert hat, den sie verdient.“ Sie sei im Winter wärmend, im Sommer kühlend. Aufgrund des Preisverfalls geriet die Wolle aber weltweit zu einem Nebenprodukt, deren Verkauf oft nicht einmal die Kosten der Schur deckt. Doch mit Innovationen und Ausdauer hat die langjährige Frontfrau der „Weizer Schafbauern“ das geändert: In ihrer seit 2011 beherzt geführten Manufaktur „Karinas Wollwelt“ stieg die Nachfrage nach Wolltextilien stetig an, sodass die 54-Jährige mittlerweile die Wolle von fünf weiteren Schafbetrieben verarbeitet – und ihnen für den „nachwachsenden Rohstoff“ deutlich höhere Preise zahlen kann. Doch damit nicht genug: Indem sie sich auf die größte Stärke von Schafwolle besann („Sie nimmt Feuchtigkeit auf, bleibt aber selbst trocken – dank des enthaltenen Lanolins“), entwickelte Karina Neuhold Gesundheitsprodukte, die tollen Absatz finden und nunmehr, als „Heilwolle“ vermarktet werden dürfen.
Die Idee dazu kam durch Rückmeldungen von Kunden, die Schafwolle als Hausmittel in der Pflege einsetzen. Also ließ die Bäuerin in Zusammenarbeit mit Pflegeheimen, Krankenhäusern und Palliativ-Teams die heilende Woll-Wirkung in einer Beobachtungsstudie erforschen. Neuhold entwickelte spezielle Produkte wie Handkissen für Schlaganfallpatienten, Fersenpolster gegen Druckstellen oder Ohrenpölster für Bettlägrige. Das Ergebnis: 80 Prozent der Probanden berichten von angenehmer Haptik, ja sogar von Linderung bei Schmerzen, Krämpfen oder Hautproblemen. Die geprüften Heilwoll-Produkte werden bereits in sieben Apotheken verkauft und in mehreren Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern in der Oststeiermark eingesetzt.
Steirer-Reis-Wurst by Urbi & Fuchs
Familie Niederl vom Buschenschank Urbi lebt Innovation und Regionalität – bis hin zur SteirerREIS-Wurst. Die Herkunft ihrer Zutaten ist Familie Niederl nicht wurscht. Schon gar nicht bei ihrer Reiswurst. Seit Generationen wird nämlich Breinwurst in ihrem Direktvermarkter-Betrieb „Urbi“ mit Reis statt Hirse oder Rollgerste hergestellt. Doch vor rund zehn Jahren entschieden sich Manfred und Renate Niederl, die regionale Karte konsequent zu spielen: „Als Familie Fuchs mit SteirerREIS auf den Markt kam, war klar, dass wir auch hier auf heimische Produkte setzen, selbst wenn die Herstellung teurer für uns wird.“ So entstand die „SteirerREIS-Wurst by Urbi & Fuchs“, eine Innovation, die Tradition und Regionalität vereint. Die SteirerREIS-Wurst ist heute ein Bestseller und macht bereits ein Drittel des imposanten Wurstsortiments der Niederls aus. Unter anderem stellt die Familie 14 verschiedene Wurstsorten her und vermarktet jährlich rund 150 Schweine – komplett selbst. Gefüttert werden die Tiere am Hof, geschlachtet seit 30 Jahren im nahegelegenen Fleischhof Raabtal, der ebenfalls auf Regionalität setzt.
Der Innovationsgeist der Niederls ist aber an beiden Enden der Wurst längst nicht zu Ende. Schon seit den 1980er-Jahren beliefern sie regionale Kaufhäuser und Supermärkte mit Fleischspezialitäten. 1998 kam der Buschenschank hinzu, der zu den Pionieren der Qualitätsbuschenschänken zählt. Renate Niederl bäckt das Brot für Buschenschank und Hofladen selbst, während die nächste Generation – Magdalena (22), amtierende Weinkönigin der Steiermark, und Maximilian (20) – sich verstärkt dem Weinbau auf 12 Hektar Rebfläche widmet. Das Credo der Familie bleibt über alle Betriebszweige hinweg gleich: „Es geht um Selbstgemachtes, und wir wollen auch bei Zutaten wissen, wo sie herkommen – aus der Region“, betont Magdalena Niederl. Diese Haltung schätzen auch die Gäste, die immer öfter zu Botschaftern des Hofs werden. Trotz zuweilen steigender Kosten bleibt Manfred Niederl überzeugt: „Wichtig ist, dass man Ideen durchzieht, wenn man selbst davon überzeugt ist.“
Großraum-Iglu samt innovativer Pfade der Milch und Furore im Internet
Verena Schöllauf & Bernhard Moitzi schlagen mit Großraum-Iglu innovative Pfade der Milch ein und sorgen im Internet für Furore. Der klug ausgetüftelte, hydraulisch hebbare, leicht zu reinigende – und vor allem selbst gebaute – mobile Kälberstall, auch Großraum-Iglu genannt, von Verena Schöllauf und Bernhard Moitzi begeistert nicht nur die jüngsten Tiere der vielfach prämierten Fleckviehherde am Moosbauer-Hof, sondern auch bereits eine Million Instagram-Nutzer. Unter „@landwirtschaft.moosbauer“ geben die künftigen Hofübernehmer mit Witz und Authentizität Einblicke in ihren Alltag mit 80 Milchkühen in Obdach. Das zieht Tausende Follower an – und täglich werden es mehr. „Wir wollen die Landwirtschaft zeigen, wie sie wirklich ist“, sehen die beiden in innovativer Kommunikation den Schlüssel für ein besseres Verständnis zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft. Und das nicht nur virtuell! Mit dem neuen „Pfad der Milch“ informieren sie die zahlreichen Spaziergänger rund um den wunderschön auf 900 Meter gelegenen Hof darüber, wie hier Milch produziert wird. Weitere Einblicke bieten sie mit „Schule am Bauernhof“ und einem innovativenOnline-Auftritt (www.landwirtschaftmoosbauer.at). Das Ziel: den Hof als Marke etablieren – und so den Boden für geplante weitere Direktvermarktungs-Schritte aufbereiten. Als Marketing-Expertin bringt Verena Schöllauf (sie ist wie ihr Partner noch berufstätig) einen frischen Blick auf die Landwirtschaft mit. Ist die Südoststeirerin doch vor vier Jahren durch ein „Tinder-Match“ und die Liebe zur Bäuerin geworden. Und hat „den Schritt keine einzige Sekunde bereut“, wie die 27-Jährige versichert. Innovative, oft auch unkonventionelle Wege werden am Moosbauer-Hof schon seit vielen Jahren eingeschlagen. Als eine der ganz wenigen in der Branche hat Familie Moitzi ihre Herde verkleinert: von 130 auf 80 Milchkühe. Während im Stall modernste Technik eingesetzt wird (automatische Futterschieber, Spaltenputzer, Melkroboter) sucht man am Hof teure Traktoren und Erntemaschinen vergeblich. „Wir haben die komplette Außenwirtschaft ausgelagert“, sagen die beiden, „unsere ganze Kraft und Ideen widmen wir der Herde – und der Kommunikation.“
Grüne Energie: Photovoltaik-Reinigung
Thomas Windisch hält grüne Energie mit seiner PV-Reinigung wirklich sauber. Während die Ziegen auf dem kleinen Hof von Thomas und Silvia Windisch in Kirchbach für das saubere Abgrasen der Steilflächen unter den Photovoltaik-Modulen zuständig sind – ist ihr Besitzer eine Etage höher tätig: Der 44-jährige hat sich mit der Reinigung von PV-Anlagen auf eine Nische spezialisiert. Mit technischem Know-how und bäuerlicher Anpacker-Qualität hat er einen Wachstumsmarkt erschlossen: „saubere Energie“. Für Thomas Windisch war immer klar, dass der Hof mit 5 Hektar (teils steiler) Nutz- und 5 Hektar Waldfläche einen weiteren Job erfordert. 2016 begann der gelernte Maurer über den Maschinenring mit der Montage von PV-Anlagen, 2022 machte er sich damit selbstständig – mit dem Hauptaugenmerk auf Reinigung mit einer Spezialbürste und entmineralisiertem Osmose-Wasser. „Verschmutzte Anlagen verlieren schnell 10 bis 30 Prozent ihrer Leistung. Meine Arbeit zahlt sich also von selbst aus“, erklärt Windisch. Besonders gefragt ist er bei Rinderställen, da sich durch die feuchtwarme Stallluft Staub auf den Modulen festsetzt.
Während Windisch bereits zwei Teilzeit-Angestellte hat, hat der 44-jährige einen weiteren wichtigen Helfer immer dabei: Eine High-Tech-Drohne, die vor der Reinigung den Zustand der Module analysiert – gerade nach Hagelereignissen ein unverzichtbares Werkzeug. Ab der kommenden Mäh-Saison wird der Südoststeirer mit seiner Drohne auch in der Rehkitz-Rettung tätig sein. Für die Zukunft plant Windisch, sein Team, um einen Reinigungsroboter zu erweitern, der Anlagen mit bis zu 20 Grad Neigung selbstständig bewältigt. Steilere Dächer bleiben weiterhin Handarbeit für ihn und seinen Montage-Mitarbeiter, der ebenfalls Landwirt ist: „Das sind die geschicktesten Leute.“ Bis zu 200 Kilowatt große Anlagen reinigt Windisch an einem einzigen Arbeitstag, oft bis in die späten Abendstunden. Mit über 500 gereinigten Anlagen hat er nicht nur Dächer, sondern eine ganze Branche zum Glänzen gebracht.
Wir haben Herrn Windisch bereits im Vorjahr interviewt: Photovoltaikanlage richtig reinigen
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