AgrarpolitikAgrarkommissar Hansen wirbt für Mercosur

Agrarkommissar Hansen wirbt für Mercosur

Eu-Agarkommissar
Christophe Hansen, seit Dezember neuer EU-Agrarkommissar.
Quelle: Europäische Union

EU-Agrarkommissar Christophe Hansen hat im Landwirtschaftsausschuss des Europaparlaments für das Abkommen der Europäischen Union mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten geworben. Bei einer Ausschussanhörung, zu der er gemeinsam mit Handelskommissar Maroš Šefčovič eingeladen war, sagte er: „Dieses Abkommen ist von immenser geopolitischer Bedeutung.“ Dabei verwies er auf die enormen Chancen für europäische Produzenten, die das Abkommen aus Sicht der Kommission eröffne. Europa könne Käse, Wein, Spirituosen, Olivenöl und Schokolade exportieren, zählte der Agrarkommissar auf. Dass das Abkommen auf Kosten der hiesigen Landwirtschaft und zum einseitigen Gewinn anderer Sektoren ginge, wies er zurück.

Die südamerikanischen Mercosur-Staaten hätten zudem fest versprochen, geschützte geografische Angaben von europäischen Produkten wie Parmigiano Reggiano zu respektieren, betonte Hansen. So sind bislang Imitatprodukte in südamerikanischen Supermärkten zu finden. Das Freihandelsabkommen würde damit Schluss machen. Hansen erinnerte zudem an die aktuelle wirtschaftliche Schieflage der europäischen Weinbranche. Neue Absatzmärkte in Übersee könnten diese abschwächen.

Handelskommissar Šefčovič unterstützte seinen Luxemburger Kollegen. Ihm zufolge ist es gerade angesichts des weltweit aufflammenden Protektionismus wichtig, neue Partnerschaften einzugehen. Dies mache Europa und die Lieferketten der hiesigen Wirtschaft resilienter.

Mehr Geld für Absatzförderung

Der Agrarsprecher der Europäischen Volkspartei (EVP), Herbert Dorfmann, betonte, dass die Bedenken der europäischen Landwirte ernst genommen werden müssten. Gleichwohl räumte der Italiener ein, dass es ein „starkes geopolitisches Interesse“ Europas an dem Abkommen gebe. Auch gebe es für einige landwirtschaftliche Branchen durchaus Exportchancen. Um diese zu nutzen, müsse man das EU-Programm zur Absatzförderung europäischer Agrarprodukte und Lebensmittel aber mit mehr Geld ausstatten.

Dario Nardella, agrarpolitische Sprecher der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten (S&D) ergänzte: Zwar seien Vorteile mit dem Abkommen verbunden, Sorgen gäbe es dennoch in einer Vielzahl von Branchen. Diese können seiner Ansicht nach nicht einfach durch Kompensationsmaßnahmen zerstreut werden. Dies wäre ein Eingeständnis, dass das Abkommen unfair sei. Stattdessen müsse man auf die Exportchancen verweisen und das Absatzförderungsprogramm mit „mindestens einer halben Milliarde Euro“ ausstatten, so der italienische Abgeordnete.

Auf völlige Ablehnung stieß Hansen beim italienischen Abgeordneten Raffaele Stancanelli. Der Politiker der rechtspopulistischen Fraktion Patrioten für Europa (PfE) warnte vor einer massiven Benachteiligung der europäischen Landwirtschaft durch ungleiche Produktionsstandards. Kompensationsmaßnahmen, wie sie von Hansen zuvor ins Spiel gebracht worden, seien für ihn keine Lösung. Das Abkommen müsse stattdessen so neuverhandelt werden, dass gar keine Kompensation notwendig sei.

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