Schafe und Ziegen“Almen sind kein Auslaufmodell”

“Almen sind kein Auslaufmodell”

„Vor allem in Hanglagen sind die kleinen Wiederkäuer vom Fraß und Tritt her unverzichtbar.“
Quelle: Paul Loibner

Lieber Sepp, was motiviert dich als Vertreter von mehreren Tausend heimischen Almbauern dazu, für deren Anliegen an oberster Stelle einzutreten?

Almbauern und Hirten sind für mich ein besonderer Menschenschlag. Sie bewirtschaften ihre Flächen mit sehr viel Idealismus, Tradition und Hingabe. Sie in dieser wertvollen Arbeit zu unterstützen, liegt mir am Herzen.

Die Anzahl der bewirtschafteten Almen nimmt in Österreich seit Jahren ab, wie die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe generell. Sind Landwirtschaft und Almwirtschaft auch in Österreich ein Auslaufmodell?

Ich bin davon überzeugt, dass unsere Almen sehr viel Potenzial haben – gerade auch in Verbindung mit der Klimaerwärmung. Sie sind alles, nur kein Auslaufmodell. Wir bieten unseren Nutztieren durch die Alpung die höchste Stufe an Tierwohl. Die Qualität der Lebensmittel gealpter Tiere ist besonders hochwertig. Zudem gibt es eine besonders intensive und emotionale Bindung vieler Landwirte im Berggebiet zu ihrer Alm und ihren Tieren. Im Rahmen des von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig initiierten Zukunftsprozesses „Vision 2028+“ wurde eine Meinungsumfrage unter Landwirten, nachgelagerter Lebensmittelwirtschaft und der Bevölkerung durchgeführt. Dabei stand als Lösungsansatz zur Stärkung der heimischen Landwirtschaft bei allen Befragungsgruppen der Erhalt der Bergland- und Almwirtschaft an erster Stelle! Ich sehe das als wichtiges Signal an die Politik und erwarte mir, dass dieser Ansatz in der nächsten GAP-Programmperiode berücksichtigt wird und der Almwirtschaft wieder neue Impulse verleiht.

Mit welchen Strategien willst du der Almwirtschaft zu neuem Aufschwung verhelfen?

Die Auftriebszahlen haben sich in der neuen Programmperiode zumindest stabilisiert. Das jüngste Impulsprogramm mit der erhöhten Ausgleichszulage – insbesondere für extreme Bergbauernbetriebe – und der Erhöhung der ÖPUL-Beträge für die Almen war ein erster wichtiger Schritt. Ziel ist es, in der neuen Programmperiode zusätzliche Anreize für den Almauftrieb zu schaffen. Wir brauchen wieder mehr aufgetriebene Tiere von jenen landwirtschaftlichen Betrieben, die selbst keine Alm besitzen. Unabhängig von Ausgleichszahlungen werden wir weiter daran arbeiten, dass echte und ehrliche Almprodukte mit dem bestehenden Gütesiegel „Von der Alm“ gekennzeichnet werden und damit auch die Wertschöpfung für diese erhöht wird. Derzeit gibt es das Gütesiegel für die Direktvermarkter, zukünftig wäre eine Auslobung auch im Handel wünschenswert. Weil die almwirtschaftlichen Themen im gesamten Alpenraum dieselben sind, gibt es auf unsere Initiative eine intensivere Zusammenarbeit mit den alm- und alpwirtschaftlichen Vereinen in Südtirol, der Schweiz und Bayern. So bemühen wir uns in der Großraubwildthematik aktuell gemeinsam um einen Termin bei der neuen EU-Umweltkommissarin Jessika Roswall aus Schweden.

Welche Rolle schreibst du den Schafen und welche den Ziegen hinsichtlich einer modernen Bewirtschaftung der Almen zu?

Schafe und Ziegen pflegen die Weiden, halten unsere Almen offen und erfüllen somit auch wichtige Aufgaben für die Freizeitwirtschaft und den Tourismus. In steilen Lagen tragen sie wesentlich zum Schutz vor Lawinen und Erosionen und damit zur Sicherheit der darunter lebenden Bevölkerung bei. Ziegen haben als Blattfresser die besondere Eigenschaft, effektiv Zwergsträucher zurückzudrängen. Vor allem in Hanglagen sind die kleinen Wiederkäuer vom Fraß und Tritt her unverzichtbar.

 

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