Österreicher kaufen gerne Lebensmittel ein – und davon mehr als bislang. Dies belegen die neuesten Marktdaten des AMA-Haushaltspanels, die seit wenigen Tagen für das Jahr 2020 vorliegen. Insgesamt, teilte die Agrarmarkt Austria (AMA) in einer Aussendung mit, nahmen sowohl Einkaufsmengen als auch Ausgaben im Lebensmitteleinzelhandel deutlich zu. Eine begleitende Motivanalyse zeige außerdem, dass das Interesse an Regionalität und Qualität steige.
Warengruppen legen zu, Kohl feiert “Revival”
Betroffen sind Fleisch, Milch und Milchprodukte ebenso wie Eier, Obst, Gemüse sowie diverse Tiefkühlprodukte und Fertiggerichte. Gegenüber 2019 verzeichneten der klassische Lebensmitteleinzelhandel, Diskonter sowie Bäcker, Fleischer oder Märkte wertmäßige Zuwächse von 14 Prozent. Das stärkste Plus verzeichnete man indessen im zweiten und im vierten Quartal. Auch mengenmäßig haben alle erfassten Warengruppen zugelegt – im Mittel um knapp zehn Prozent.
Ein ungeahntes “Revival” feierten übrigens alle Arten von Kohlgemüse wie Kraut, Broccholi oder Karfiol. Auch Gemüsekonserven, Pilze, Fertiggerichte und Tiefkühlobst legten mengenmäßig um mehr als zwanzig Prozent zu. Die durchschnittlichen Haushaltsausgaben für Frischeprodukte ohne Brot und Fertiggerichte lagen unterdessen bei 170 Euro pro Monat. Dabei entfalle der wertmäßig größte Anteil auf Wurst und Schinken, gefolgt von Milch, Joghurt und Butter. Bereits am 18. Februar gab die AMA bekannt, dass der Bio-Marktanteil erstmals die 10-Prozent-Marke erreicht habe.
Gefragte Produkte 2020 laut AMA-Marktdaten
Bauern und Fachhandel profitieren
Auch die Bereiche Direktvermarktung und Fachhandel haben laut AMA von der “außergewöhnlichen Einkaufs- und Konsumsituation” profitieren können. Die Umsätze der Fleischhauer beispielsweise nahmen um 16 Prozent zu. Direkt beim Bauern sollen Haushalte sogar um 24 Prozent mehr aus als im Jahr davor ausgegeben haben. Zudem war der Einkauf auf dem Bauernmarkt beliebt: Besonders häufig kaufte man Frischmilch und Eier beim bäuerlichen Direktvermarkter, gefolgt von Erdäpfeln und Speck.
Regionalität und Qualität gewinnen an Bedeutung
Bereits im November 2020 befragte die AMA rund 2000 Konsumenten über ihr Einkaufsverhalten – und ob oder wie sich dieses in der Pandemie verändert habe. Gegenüber vergangenen Motivanalysen gaben nun 59 Prozent an, beim Einkauf von Lebensmitteln eher auf die Qualität als auf den Preis zu achten.
Unterdessen gewinnen laut AMA-Erhebungen regionale Produkte sukzessive an Bedeutung. Im Zuge der Befragungen stellte sich heraus, dass Konsumenten die regionale Herkunft von Produkten sowie Frische immer höher schätzen. Zudem liegt der Erwerb von Lebensmitteln direkt beim Bauern deutlich im Trend. Auch Schlagworte wie Tierwohl und Nachhaltigkeit in der Produktion spielen offenbar eine zunehmend größere Rolle bei den Befragten.
Herkunftskennzeichnung noch ausbaufähig
Einen Aufwind bei Ab-Hof-Verkauf, Bauernmärkten sowie Fleischhauern und Bäckern ortet Landwirtschaftsministerin Elisbeth Köstinger. Darum wolle man den festgemachten Trend auch 2021 wiederholen. Ein klarer Auftrag sei hingegen bei der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung von verarbeiteten Produkten zu sehen. “Bereits 66 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten geben an, dass sie beim Kauf von Lebensmitteln auf die Herkunft schauen”, so die Ministerin. Bei Wurst oder Käse wüssten Konsumenten jedoch noch nicht, woher Fleisch oder Milch stammten. Dies sei gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium zu ändern.
Kommentare