ManagementBauabschnitt 2: Milchviehstall

Bauabschnitt 2: Milchviehstall

Beim Bau ging etwas schief. Ein Sturz unter dem Reinigungsroboter ist zu schwach. Mathias muss ihn verstärken.
Quelle: Buffler

In seinen Gummistiefeln steht Mathias knöcheltief im Wasser. Es riecht nach frischem Beton. Von oben fällt kaum Licht durch den Spaltenboden auf den Jungbauern. Mit einer Taschenlampe beleuchtet Mathias die tonnenschwere Betonmasse über seinem Kopf. Krisenbesprechung vor Ort. „Wir haben einen Sturz im Güllekanal falsch betoniert. Genau an der Stelle, wo später der 700 Kilo schwere Entmistungsroboter parkt. Wenn der Sturz bricht, versinken um die 35.000 Euro (* ungefähre Referenzpreise, kein Angebotspreis) im Mist. Und das sind nur die Nettokosten für das Gerät. Da müssen wir unbedingt einen neuen Sturz dazubetonieren.“

Trotz der Panne wirkt Mathias entspannt, als er aus dem Güllekanal klettert. „Schließlich ist es nicht das erste Problem, das ich in den letzten acht Wochen lösen musste.“ Ende Juli haben die Bauarbeiten für seinen Laufstall begonnen. „Wegen Corona war eine Woche lang Baustopp“, erzählt Mathias, während er durch die Baustelle läuft. „Im Umkreis von Kempten gab es ein paar COVID19-Verdachtsfälle. Da waren aus Sicherheitsgründen weder die Zimmerer, noch jemand vom Tiefbau da. Aber die Zeit haben wir gut aufgeholt.“

Gründach statt Ziegel

Während er spricht, beginnt es auf dem Dach zu prasseln. Es ist kein plötzlicher Hagelschauer, sondern die Bauhelfer. Sie füllen gerade die Kiesrollierung aufs Dach des neuen Stalls. „Letzte Woche haben wir die beiden Schichten Dachpappe verschweißt, die nächsten Tage kommt der Humus.“ Dann ist das zukünftige Gründach bereit für die Einsaat. Erfahrung damit hat Mathias bereits auf dem Heizhaus der Heutrocknung gesammelt: „Da habe ich mir kostenlose Blühmischungen von überall her besorgt und zusammen mit Hafer auf dem Dach eingesät. Die wachsen prima.“

Was beim Blick von unten auf das Stalldach auffällt, sind die gehobelten Bretter der Schalung. Auch so ein kleines Malheur. Mathias kratzt sich verlegen am Hinterkopf: „Das Bauholz lag zu lange im Freien. Es hatte überall Stockflecken und Schimmel. Wir haben dann die Hobelmaschine auf die Baustelle geholt und alles durchgejagt. Aber so sieht es eigentlich viel besser aus.“

Tiere beobachten im Brotzeitstüble

Oberhalb des Melkroboters hat Mathias eine Plattform eingezogen. Dort findet später die Zentraleinheit für das automatische Melksystem ebenso wie der Sicherungskasten seinen Platz. Ganz kurzfristig kam ihm für hier oben die Idee eines Brotzeitstübles. Über eine Panoramascheibe mit zwei auf drei Meter, blickt man zukünftig auf den ganzen Stall hinunter. Mathias blickt stolz zur imposanten Glasfront hoch und erklärt: „Das Fenster hab ich für ein paar Kisten Bier bekommen. Ich stelle es mir super vor, dort zu sitzen und meine Kühe zu beobachten.“

Das Stüble muss aber nun erst einmal warten. Schließlich muss der Stall unten fertig werden. Die Einhausung für den 135.000 Euro* (netto, ohne Montage) teuren Melkroboter ist ausgehärtet, auffällig ist dabei eine Aussparung in der Wand. Die hat einen ganz praktischen Grund. „Direkt hinter dem Roboter haben wir eine Grube mit 40 cm Tiefe. Dort kommt ein einfacher Durchtreibestand daneben, in dem wir Klauenpflege und Behandlungen durchführen. In die Aussparung an der Wand baue ich den Medikamentenschrank. So ist er gleich an der richtigen Stelle und steht trotzdem nicht im Weg rum.“

Aufstallung aus Kunststoff

Ist die Kuh fertig behandelt, kann sie direkt weiter an den Futtertisch. Dort fehlt noch das Fressgitter, das soll aber in den nächsten Tagen geliefert werden. Dabei hat sich Mathias gegen das klassische Selbstfanggitter entschieden. Stattdessen baut er ein dänisches System ein. Dabei unterteilen senkrechte Kunststoffrohre die Fressplätze. Streckt sich die Kuh nach vorne, geben die Rohre etwas nach. So sollen Druckstellen verhindert werden. Damit er seine Kühe für die Besamung fixieren kann, gibt es aber am Ende des Futtertisches noch sieben Selbstfanggitter.

Die Technik mit den Kunststoffrohren setzt Mathias auch bei den Tiefboxen ein, die mit Kälbermist, Stroh und Kalk eingestreut werden. „Die Vorteile haben mich beim Stallbauseminar in der Schweiz überzeugt. Durch die flexiblen Abtrennungen sollen die Tiere mehr liegen. Wir hatten beim LANDWIRT vor zwei  Jahren einen unabhängigen Praxistest mit diesem System, und der hat das auch bestätigt.“

Automatisierung zur Entlastung

48 Braunviehkühe finden ab Mitte Oktober Platz im neuen Stall, der insgesamt um die 600.000 Euro kostet. Gefüttert werden sie mit Heu aus der direkt anschließenden Heubergehalle. Auch hier setzt der Junglandwirt auf Automatisierung. „Ich habe mich für einen automatischen Futterschieber entschieden. Der kostet zwar netto auch um die 16.000 Euro ohne Montage, aber wenn meine Eltern mal nicht mehr mithelfen können und ich weiterhin beim LANDWIRT arbeite, brauche ich diese Unterstützung.“

Ähnlich sieht es beim Weidegang aus. Mathias durchquert den Liegebereich mit schnellen Schritten und hält im planbefestigten Auslauf an der Südseite des Stalles. „Da der Melkroboter mit der Tierzahl nicht voll ausgelastet ist, dürfen die Tiere nachts komplett auf die Weide. Tagsüber regelt ein Selektionstor den Gang auf die Standweide nebenan.“ Während er nach außen blickt, scheppert es hinter ihm laut. Ein Bauhelfer ist mit einem Eimer voller Werkzeug über eine Stufe im Boden gestolpert. „Ach ja“, grinst der Bauherr, „die müssen wir ja auch noch wegfräsen“.

LANDWIRT Redakteur Marzell Buffler begleitet Mathias und seine Familie während der nächsten Monate. Von Hofübergabe bis Stallneubau, zukünftig lesen Sie auf landwirt-media.com und im LANDWIRT alles, was „bei Linggs DAHOIM“ passiert.

 

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