AgrarpolitikDas fordern die Jungen

Das fordern die Jungen

Von Roman GOLDBERGER, LANDWIRT Redakteur

1. Familienbetriebe stärken

Unter dem Schirm des Ökosozialen Forums bündelten sich Landjugend, Jungbauern & Co und formulierten gemeinsame Forderungen an die zukünftige Gemeinsame Agrarpolitik. Die als „AgrarThinkTank“ bezeichnete Gruppe rückt in ihrem Forderungskatalog die Stärkung der Familienbetriebe in den Fokus.

2. Je nachhaltiger, desto mehr Geld

Je nachhaltiger ein landwirtschaftlicher Betrieb arbeitet, desto mehr soll er mit Förderungen belohnt werden. Das fordert die Agrarjugend. Dazu brauche es Tools, mit denen die Leistung der Betriebe in allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit (Umwelt, Soziales, Wirtschaft) messbar und vergleichbar wird.

3. Mehr Direktzahlungen für die ersten Hektar

Um kleine Familienbetriebe zu erhalten, sollen laut Forderungskatalog die ersten Hektare mit deutlich höheren Zuschlägen gefördert werden. Außerdem brauche es eine Obergrenze an Direktzahlungen, „die an einen vernünftigen Einkommensausgleich für Familienbetriebe angelehnt ist“. Die Jugendorganisationen fordern, dass die durch die Obergrenze übrig bleibenden Gelder europaweit unter den Mitgliedsstaaten verteilt und nicht für kleinere Betriebe nur im jeweiligen Land verwendet werden. Damit soll sichergestellt werden, dass ein 20-ha-Betrieb in einem Land mit vielen Großbetrieben nicht wesentlich höhere Direktzahlungen bekommt als ein 20-ha-Betrieb in Österreich, wo die Obergrenze nur für wenige Betriebe wirksam wird.

4. Klimawandel anpassen

Der AgrarThinkTank fordert, Anreize für Maßnahmen gegen den Klimawandel zu schaffen. Erwähnt werden dabei unter anderem der effiziente Umgang mit Dünger und Pflanzenschutzmitteln, eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung oder Bewässerungsmanagement.

5. Notfall-Instrumente schaffen

Stark schwankende Marktpreise, Handelsbarrieren und Klimawandel werden im Forderungskatalog als die wichtigsten Herausforderungen bezeichnet. Neben Instrumenten zur Risikoabsicherung fordern die Jungagrarier einen Maßnahmenplan mit Notfallinstrumenten, die beim Eintreffen bestimmter Klimaoder Preisszenarien automatisch in Kraft treten. Damit sei ein schnelleres Handeln möglich.

6. Ökonomie und Ökologie verknüpfen

Österreichs Jugendorganisationen fordern eine stärkere Fokussierung auf Agrarumweltprogramme. Derzeit wird EU-weit nur ein geringer Anteil der Mittel dafür verwendet. Das möchte der AgrarThinkTank ändern. Mit einer Anreizkomponente sollten Umweltprogramme attraktiver werden. Die Förderungen sollen sich dabei nicht nur am entgangenen Ertrag orientieren, sondern darüber hinaus einen finanziellen Anreiz schaffen.

7. Smart Farming

Ein besonderes Anliegen der Agrarjugend ist es, moderne Technologien auch für kleine Betriebe nutzbar zu machen. Ziel sei es, damit Betriebsmittel einzusparen, Arbeitsprozesse zu optimieren und die Natur gezielter und dadurch schonender zu bewirtschaften. Zudem fordert der ThinkTank die Förderung digitaler Aufzeichnungsund Datenübertragungsprogramme im ländlichen Raum. Auch die Weiterbildung der Landwirte in diesem Bereich soll verbessert werden.

8. Effiziente Bürokratie

Um Doppelgleisigkeiten – zum Beispiel bei Kontrollen – zu vermeiden, sollten moderne Technologien genutzt werden, um die Aufzeichnungspflicht zu vereinfachen. Verknüpfungen zwischen Institutionen seien so abzubauen.

9. EU-Grundstandards für alle

Gleiche Grundstandards in der Lebensmittelproduktion für alle Mitgliedsstaaten fordert der AgrarThinkTank. Die EU müsse geeint auftreten und allen Landwirten die Chance bieten, unter den gleichen fairen Bedingungen zu produzieren. Außerdem fordern die österreichischen Jungagrarier mehr Impulse für strategische europäische Initiativen, wie zum Beispiel die Eiweißstrategie.

10. Angemessene Preise

Das Ziel der GAP müsse ein Marktumfeld sein, das faire Preise möglich macht, so das Forderungspapier. Der Fokus solle daher auf hohe Produktqualität zu angemessenen Preisen gelegt werden. Konkret fordert der AgrarThinkTank die Stärkung von Erzeugerorga nisationen, um den Landwirten mehr Gewicht entlang der Wertschöpfungskette zu verleihen.

11. Generationswechsel fördern

Europaweit sind nur mehr elf Prozent der Landwirte unter 40 Jahre alt. Österreichs Jugendorganisationen fordern daher die Kommission und alle Mitgliedsstaaten auf, die Unterstützung für junge Landwirte auszubauen, um den Generationswechsel zu fördern.

12. Gründerprämie für Jungbauern

Jungen Landwirten soll eine zusätzliche Gründerprämie bei Direktzahlungen für die ersten fünf Jahre ausbezahlt werden. Das postuliert der AgrarThinkTank in seinem Forderungspapier. Zusätzlich soll die Top-up-Prämie auf die Direktzahlungen aufgestockt werden.

13. Existenzgründungsbeihilfe beibehalten

Bereits bisher konnten junge Betriebsübernehmer in Österreich um eine Existenzgründungsbeihilfe ansuchen. Die Beihilfe aus der zweiten Säule (Ländliche Entwicklung) sollte laut AgrarThinkTank aufgestockt werden.

14. Bildung und Innovation fördern

Um jungen Landwirten neue Perspektiven aufzuzeigen, fordern die österreichischen Jugendorganisationen den Ausbau von Austauschprogrammen. Außerdem gefordert wird die Unterstützung von Stipendien, länderübergreifenden Ausbildungsprogrammen und Innovationsberatung.

15. Flächendeckende Innovationsberatung

Um neuartige und kreative Ideen zu fördern und zu verwirklichen, schlagen die Jugendorganisationen im AgrarThinkTank eine flächendeckende Innovationsberatung in der gesamten EU vor.

16. Praxisnahe Forschung fördern

Der AgrarThinkTank fordert eine engere Zusammenarbeit von Forschung und Praxis. Der Wissenstransfer über neue, betriebsrelevante Erkenntnisse von der Forschung zur landwirtschaftlichen Praxis müsse verbessert werden.

LANDWIRT Info

Was der AgrarThinkTank ist

Der AgrarThinkTank ist eine Kooperation des Ökosozialen Forums mit den agrarischen Jugendorganisationen* Österreichs. Seit 2012 fungiert der AgrarThinkTank als Plattform für junge Landwirte. Ziel ist die Mitgestaltung von zukunftsfähigen politischen Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum, basierend auf der ökosozialen Idee. Die ökosoziale Marktwirtschaft ist ein Modell, das sich die Balance zwischen sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit in einem kulturellen Kontext zum Ziel gemacht hat.

* Bio Austria Next Generation, Landjugend, Jungbauernschaft, Junge Agrarjournalisten, Junge Styriabrid, Junge Veredler, Junge Winzer, Junggärtner, Jungzüchter, Schülervertretung, Akademikergruppe, Akademikergruppe Boku

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