BioBio-MilchviehDem Grobfutter mehr zutrauen

Dem Grobfutter mehr zutrauen

Kühe werden mit Heu gefüttert
Wenn Sie weniger Kraftfutter füttern, können Sie Ihr Grobfutter besser nützen.
Quelle: Agrarfoto

Aktuell ist biologisches Kraftfutter so teuer wie lange nicht mehr. Daher sollten die Bio-Bauern sich die Frage nach dem optimalen Kraftfuttereinsatz erneut stellen. Den Begriff „Kraftfutter“ verwenden wir zwar täglich, aber eine klare Begriffsdefinition fehlt. Kraftfutter ist alles, was nicht Grobfutter (Weidegras, Heu, Silage, Stroh) ist. Meist fallen unter den Sammelbegriff des „Kraftfutters“ Futterkomponenten, die eine hohe Energiekonzentration und Verdaulichkeit aufweisen. Gleichzeitig ist ein geringer Gehalt an Strukturkohlenhydraten (bspw. Cellulose) enthalten. Beispiele für „Kraftfutter“ sind Gerste, Soja, Raps, Triticale oder Weizenkleie. Die Höhe des Kraftfuttereinsatzes spielt eine wichtige Rolle bei der Futteraufnahme und der Milchleistung. Die grundlegenden Zusammenhänge des Kraftfuttereinsatzes sind lange bekannt. Doch die Rahmenbedingungen der Milchproduktion haben sich geändert. Auch auf vielen biologischen Betrieben ist die Milchleistung in den letzten Jahren gestiegen. Zu Beginn der Laktation steigt das Leistungsniveau der Milchkuh. Dann ist es wichtig, dass Landwirte den schmalen Grat zwischen wiederkäuergerechtem Futter und ausreichender Energiezufuhr bewältigen. Die Diskussion um Trog und Teller hält an.

Kraftfutter
Nicht jedes zusätzliche Kilogramm Kraftfutter bringt mehr Milch.
Quelle: Shutterstock

Kraftfutter verdrängt Grobfutter

Eine sehr gute Grobfutterqualität bewirkt eine hohe Grobfutterleistung. Fressen Milchkühe mehr Kraftfutter, dann nehmen sie weniger Grobfutter auf, auch wenn ihnen dieses frei zur Verfügung steht. Ein Kilogramm Kraftfutter verdrängt etwa 0,5 kg Grobfutter bezogen auf die Trockenmasse (TM), damit steigt die Futteraufnahme insgesamt an. Fressen die Kühe viel Kraftfutter, fällt die Verdrängung stärker aus (Abb. 1). Mit dem Kraftfutter gelangen mehr Nicht-Faser-Koh- lenhydrate (bspw. Stärke) in den Pansen. Der pH-Wert im Pansen sinkt, wodurch es der Kuh schwererfällt, das Grobfutter dort abzubauen. Kraftfutter verdrängt Grobfutter mit hoher Energiekonzentration stärker. Die Futteraufnahme orientiert sich in diesem Fall näher am Energiebedarf und weniger am Pansenvolumen. Auf biologischen Betrieben ist während der Vegetationsperiode die Weide eine der wichtigsten Grobfutterkomponenten. Junges Weidefutter hat eine Energiekonzentration deutlich über 6,5 Megajoule Nettoenergie Laktation (MJ NEL) pro kg TM. Verfüttern Sie bei Weidegang nicht unnötig viel Kraftfutter, sonst sinkt die mögliche Grobfutterleistung aus dem Weidegras. Egal, ob junger Weideaufwuchs oder gelungene Grassilage – hier gilt es, dem Grobfutter mehr zuzutrauen.

Abbildung 1

Was dieser Artikel noch bereithält:

  • Grobfutterverdrängung ist vom Laktationsstadium abhängig
  • Grobfutterleistung verbessern
  • Energieversorgung im Blick behalten

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