LANDWIRT: In welchen Bereichen hat Österreich Ihrer Meinung nach durch den EU-Beitritt profitiert?
Urs WEGMANN: Gewisse Bereiche der Industrie sind durch den EU-Beitritt sicher stärker gewachsen. Ich denke, die Maschinenindustrie hat auf jeden Fall davon profitiert, genauso wie die Transportindustrie. Aber hier gibt es schwarze Schafe. Ich sehe es kritisch, dass es für Transportunternehmen möglich ist, die Transportfahrzeuge im Osten anzumelden und nicht in dem Land, wo das Unternehmen wirklich sitzt. Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt, dass offene Märkte tendenziell die größeren Betriebe fördern und zu Lasten der Kleinen gehen. Das gilt für die Wirtschaft genauso wie für die Landwirtschaft. Das Muster ist in allen Ländern dasselbe.
Kann die Landwirtschaft von einem offenen Handel profitieren?
Das Potenzial liegt vor allem in Produkten, die im eigenen Land nicht hergestellt werden. Dann schadet die offene Grenze der heimischen Produktion nicht. Bei Produkten, die in ausreichender Menge im Land produziert werden können, wird es kompliziert. Das Problem beginnt, wenn die Auflagen in den einzelnen Ländern nicht identisch sind. Ich spreche hier beispielsweise von Umwelt- sowie Tierwohlauflagen.
Konsumenten im eigenen Land fordern aber meist höhere Standards.
Wenn der Konsument andere Standards will, müsste er diese an der Theke auch bezahlen. Die verstärkten innerstaatlichen Auflagen passieren aber politisch motiviert. Für einen fairen Handel müssten eigentlich die Auflagen EU-weit gleich sein. Das bedeutet auch, dass sie in einzelnen Ländern heruntergeschraubt werden müssten. Dass dieser Fall eintritt, ist aber leider höchst unwahrscheinlich.
Das erfahren Sie noch in diesem Interview:
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LANDWIRT 09/2025
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