In Flüssen und Bächen tummelt sich der Fischotter. Auf Feldern und Gärten wimmelt es von Rabenvögeln. Da und dort patrolliert ein Bär im Wald. Durch Almen und Weiden streifen Wölfe.
Diesen Tieren ist gemeinsam, dass sie Räuber sind, dass sie dort, wo sie geballt auftreten, die Fischer und Landwirte, Menschen die mit dem Zyklus der Natur leben, zur Verzweiflung bringen. Ein weiteres Kennzeichen ist, dass sie kaum oder keine natürlichen Feinde haben und unter strengem Schutz der EU stehen.
Dazu kommt, dass die großen Beutegreifer wie Bär und Wolf seit mehr als hundert Jahren in unseren Breiten nicht mehr präsent waren. Unsere Vorfahren haben diese Raubtiere aus ihrem Siedlungsgebiet in weniger dicht besiedelte Regionen zurückgedrängt. Das hatte seine Gründe in zunehmenden Konflikten – und wohl auch eine gewisse Logik.
Jetzt ist der Wolf zurück, obwohl ihn eigentlich niemand braucht. Eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt öffnet sich für den Wolf und stellt ihn unter totalen Schutz.
Wer bestimmt?
Warum fördert unsere Gesellschaft so ganz besonders die Raubtiere? Lämmer und Kälber auf der Weide werden vom Wolf gehetzt und lebendig zerrissen und gefressen. Den grausamen Martertod ihrer Beutetiere nehmen ansonsten Tierwohl und Tierschutz fordernde Menschen hin. Hat möglicherweise eine Gesellschaft, der durch Wettbewerbsdruck und Gier selbst die Beißhemmung abhanden gekommen ist, ihre Sensibilität gegenüber den Grausamkeiten in der Natur verloren? Oder wollen die einfachen Bürger Gutes tun, weil ihnen Interessensgruppen und Politik nur das Positive zeigen und alles Negative ausblenden?
Der Wolf ist ein junger Zuwanderer. Die Rudel werden größer und die Probleme auch. Bauern im Allgäu, im niederösterreichischen Waldviertel oder in Brandenburg sind verzweifelt, immer mehr Kälber und Schafe werden verletzt oder getötet. Und der Wolf tötet grausam. Deshalb fordern sie die Bejagung des Wolfes.
In Brandenburg spitzt sich die Situation immer stärker zu. Deshalb fordert der dortige Bauernbund die Landesregierung auf, alle Herdenschutzprogramme zu stoppen und stattdessen die Schutzjagd auf Wölfe nach dem skandinavischen Modell zuzulassen. „Wir halten immer schärfere Hunde und bauen immer höhere Zäune, aber das interessiert doch den Wolf nicht, wenn er Hunger hat“, argumentiert der Wolfsbeauftragte des Bauernbundes, der selber bereits zwei Kälber an das Raubtier verloren hat. „Wir müssen uns endlich eingestehen, dass der einzige funktionierende Herdenschutz weniger Wölfe sind.“
Herdenschutz ist aufwändig und kein Allheilmittel. So wurden in Brandenburg erst vor Kurzem zwei Schafe gerissen, obwohl diese durch Herdenschutzhunde bewacht wurden. Sie standen hinter einem vorschriftsmäßigen Zaun aus 90 Zentimeter hohen Elektronetzen, gemeinsam mit drei zertifizierten, vom Land geförderten Herdenschutzhunden. Diese so genannten Pyrenäenberghunde hatte sich der Schäfer angeschafft, nachdem ihm Wölfe vor zwei Jahren 23 Schafe gerissen hatten. Jetzt haben sie die Wölfe nicht vor einem erneuten Übergriff abhalten können.
„Ein Haufen schlauer Leute verdient inzwischen viel Geld mit Management und Monitoring, Gutachten und Entschädigung, Beratung und Herdenschutz, nur für uns Bauern wird es von Jahr zu Jahr schlimmer“, beklagt der Bauernbund Brandenburg die Situation. „Am Ende hören immer mehr Weidetierhalter auf und die natürlichste Form der Tierproduktion stirbt aus.“
Die Kernfrage ist, wer wird noch gehört? Wer bestimmt? Bestimmen Minderheiten über Mehrheiten, Experten über Hausverstand, Nichtbetroffene über Betroffene?
Politik hinter verschlossenen Türen führt zu einseitigen Regelungen, weil die Gegenseite zu wenig gehört wird.
Behörden und Politiker müssen wieder lernen, den Betroffenen zuzuhören, ihre Argumente ernst zu nehmen und dürfen nicht nur Lobbyisten die Türen öffnen.
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