Von Leonhard GRUBER
Mit dem Abkalben treten im Stoffwechsel der Milchkühe fundamentale Veränderungen ein. Während die Nährstoffe in der Trockenstehzeit ausschließlich dem wachsenden Kalb im Mutterleib zugeführt werden und je nach Futterniveau in den Körperansatz der Kuh zur Bildung von Körperreserven gelangen, werden die Nährstoffe zu Beginn der Laktation in das Euter geleitet, um die Milchleistung zu ermöglichen. Bei einer Milchleistung von 35 kg werden täglich 1,40 kg Fett, 1,16 kg Eiweiß und 1,68 kg Laktose gebildet und ausgeschieden. Da besonders zu Laktationsbeginn der hohe Nährstoffbedarf nicht vollständig über die Futteraufnahme abgedeckt werden kann, ist eine Mobilisierung von Körperreserven aus dem Depotfett erforderlich. Allerdings ist zu bedenken, dass mit steigender Milchleistung eine immer höhere Mobilisierung von Körperreserven erforderlich ist, um das Energiedefizit abzudecken, weil die Futteraufnahme nicht proportional mit der Milchleistung ansteigt. Eine Zucht auf hohe Milchleistung bedeutet auch eine Zucht auf hohe Mobilisation und damit auf höhere Stoffwechselbelastung sowie Krankheitsanfälligkeit. Es ist nicht sinnvoll, hochleistende Kühe generell nicht bedarfsgerecht zu versorgen. Andererseits sollte jedoch auch die Zucht auf Hochleistung hinterfragt werden, wenn nicht auch die Energieversorgung dieser Kühe in der Zucht mitberücksichtigt wird. Die Mobilisation von Körperfett führt häufig zur Bildung giftiger Stoffwechselprodukte, die das Gewebe der Leber schädigen und damit ihre Funktion stören. Das dabei entstehende Krankheitsbild ist die „Berufskrankheit“ der Hochleistungskühe, die sogenannte Ketose. Dies ist auch eine der wesentlichen Ursachen für den Rückgang der Nutzungsdauer mit steigender Milchleistung.
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