BioBio-GeflügelErfahrungen mit einem selbstgebauten mobilen Hühnerstall

Erfahrungen mit einem selbstgebauten mobilen Hühnerstall

Das Hühnermobil steht seit knapp drei Jahren am Hof von Konrad Liebchen und Marianne Hölzler.
Quelle: Liebchen

Am Moarbauernhof in Graslupp in der Steiermark halten Marianne und ich neben Murbodner Rindern (45 Tiere) auch noch Pferde und einige Krainer Steinschafe und eben 40 Hühner, bevorzugt von der Hybridbruderhahnrasse Sandy. Wir kaufen unsere Legehennen alle zwei Jahre von einem befreundeten Bio-Bauern, der diese Tiere nach 14 Legemonaten im Großstall mit 6.000 Tieren ausmustert. Wir versuchen, den Eierkunden den Tierschutzaspekt zu vermitteln, indem wir diesen Hühnern ein zweites und drittes Lebensjahr schenken. Durch die abnehmende Legeleistung müssen die Eier natürlich verhältnismäßig teurer verkauft werden. Leider zahlen unsere Kunden am Land aber für Bio-Eier keine besonders guten Preise. Für viele Kunden scheinen 4 Euro für zehn Eier eine Art magische Preisobergrenze darzustellen. Einige allerdings zahlen die 4,50 Euro regulären Preis und manche geben freiwillig 5 Euro. Wir konkurrieren merkbar mit den großen professionellen Berufskollegen mit ihren 3.000er-, 6.000er- oder gar 12.000er-Einheiten, die es mittlerweile auch bei uns im Berggebiet gibt. Diese Großbetriebe verkaufen zehn Eier um 3,50 Euro und machen damit schon Gewinn, wohingegen Kleinbetriebe mit 4 Euro an der Wirtschaftlichkeitsgrenze kratzen und für ein zufriedenstellendes Geschäft wohl 5 Euro Bio-Eierpreis bräuchten.

Niedrige Legeleistung

Wir kaufen die Hühner um 1–2 Euro vom Großbetrieb. Damit entkommen sie dem Tod und der Verarbeitung zu Pressfleisch oder Tierfutter. Diese Hühner vom Profilegebetrieb sehen je nach Partie und Jahreszeit oft recht nackt und zerfleddert aus. Es braucht ein paar Wochen bis Monate, bis daraus wieder stolze und schöne voll befiederte Hennen werden. Die Legeleistung dieser Tiere ist anfangs noch recht gut und liegt bei etwa 60–80 %. Leider lässt die Legeleistung im Winter nach und fällt Richtung 30 % ab. Hier wird es mit der Wirtschaftlichkeit eng. Im Frühjahr steigt die Legeleistung dann wieder auf 50–60 % an. Dennoch bringt die Haltung älterer Hennen so ihre Herausforderungen mit sich: Die älteren Hennen legen größere Eier, deren Schalen aber teilweise nicht mehr so fest sind. Dadurch kommt es öfters zu Eibruch im Nest. Andere Eier verschmutzen; ebenso lässt die Nesthygiene nach und der Einstreubedarf an Dinkelspelzen steigt stark. Das ein oder andere verschmutzte Ei ist ja für den Eigenverbrauch durchaus zu gebrauchen, aber für den Verkauf sind verschmutzte Eier ein No-Go. Das Reinigen der Eier sowie der Nester und der höhere Einstreubedarf fressen viel Zeit und damit auch Geld. Ältere Hennen legen zudem öfters Eier mit schrumpeliger Schale, die unansehnlich aussehen und nicht für den Verkauf geeignet sind.

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Hoher Arbeitsaufwand

Ein gewichtiger arbeitswirtschaftlicher Aspekt im Hühnermobil ist das Füttern und Tränken der Hühner. Diese beiden Arbeiten fressen im Falle von manueller Erledigung jeden Tag viel Zeit. Das Wasser- und Futtertragen ist speziell im Winter kein Honiglecken. Strom im Hühnermobil zur Beheizung des Wassers im Winter und Futterautomaten oder Futtersilos mit großem Futtervorrat können diese Situation etwas entschärfen. Wir haben keine beheizbare automatische Tränke, daher tragen wir im Winter täglich etwa 10 l Wasser zu den Tieren. Alle drei bis vier Tage fressen die Hühner zwei große Eimer mit Legekorn leer. Im Sommer ist der Futterbedarf deutlich geringer, da die Tiere dann ihren Auslauf nutzen und grasen können. Das fällt im Winter flach, weil der Wagen schneebedingt und wegen des gefrorenen Bodens nicht umgestellt werden kann. Genauer gesagt kann der Hühnerzaun durch den gefrorenen Boden nicht umgesteckt werden. Damit bleibt das Hühnermobil den Winter über am gleichen Fleck stehen. Der mitgezäunte Auslauf leidet in diesen Monaten unter dem Scharren der Hennen. Alles ist bis zum Frühjahr kahl gepickt und aufgescharrt. Der Winterstellplatz muss im Frühling neu eingesät werden. Die Koppel wird in der feuchtkalten Übergangszeit fast zu einer Art Gatschkoppel, was zu schmutzigen Hühnerbeinen und verschmutzten Eiern im Nest führen kann.

Den Winter über, bleibt das Hühnermobil auf dem gleichen Fleck.
Quelle: Liebchen

Mobilstall umstellen

Im Sommer sorgt das regelmäßige Umstellen des Stallanhängers für saubere Koppeln. Die Hühner fressen viel Gras und finden auch Insekten. Die Eier sind groß, prall und mit orangen Dottern bei den Kunden sehr beliebt. Das Überstellen des Hühnerstalls macht viel Arbeit, die wir am Anfang total unterschätzt haben: die Hühner im Wagen eingesperrt lassen, den Auslaufzaun abnehmen und zusammenlegen. Eine neues, genau der Zaunlänge entsprechendes Wiesenband freimähen, das Gras abheuen und dann den Wagen mit dem Traktor oder Hoftrac überstellen und den Zaun wieder aufrichten – schon sind zwei bis drei Stunden vergangen. Im Sommer muss das mindestens einmal im Monat passieren. Da wir einen Bio-Bauernhof führen, brauchen die Tiere dementsprechend stets frischen Wiesenauslauf. Durch das mehrmalige Überstellen braucht es die gesetzlich geforderten 10 m² Auslauf je Henne nicht auf einmal, so dass wir unser Hühnermobil immer nur mit einem 50-m-elektrifizierten Hühnergitter umzäunen. Das Hühnermobil bleibt immer in Stallnähe, so dass wir von einem fixen Elektrozaungerät mittels isoliertem Draht den Zaun Tag und Nacht unter Strom setzen, was bisher Marder und Füchse erfolgreich ferngehalten hat. Durch ein nicht elektrifiziertes Netz hingegen beißt sich der Fuchs durch, und wenn es dann keine automatische Hühnerklappe als Zusatzschutz gibt, ist er im Stall und tötet die ganze Schar auf einmal. Also, den Hühnerzaun stets gut unter Strom setzen! Zum Überstellen des Hühnermobils gehört auch das Ausmisten dazu. Unser Stall verfügt über eine Klappe im Heck, die geöffnet wird. Danach kann der Mist mittels einer Krücke direkt in die Hoftracschaufel gezogen werden. Die Arbeit ist staubig und es stinkt, wenn man mit Hühnermist hantiert. Arbeitshandschuhe, Staubmaske und Kappe oder Mütze seien hierzu empfohlen.

Teures Futter

Das Bio-Hühnerfutter soll der letzte Teilbereich sein, dem wir uns zuwenden. Dieses ist zuletzt auf einen Preis von fast 90 Cent je Kilogramm angestiegen. Wir kaufen das Futter im Big Bag zu 850 kg beim Mischfutterwerk ein und transportieren es selbst im Autoanhänger nach Hause. Die Menge reicht für einige Monate. Getreide oder anderes eigenes Futter haben wir nicht zur Verfügung. Im Sommer ist der Bedarf an Fertigfutter etwas geringer, weil dann eben Gras und Insekten sowie Würmer mit am Speiseplan der Hennen stehen. Das Futter ist neben der Einstreu für die Nester ein maßgeblicher Kostenfaktor in der Hühnerhaltung. Unser Hühnerprojekt sieht wirtschaftlich betrachtet nicht besonders lukrativ aus. Der Stall hat rund 8.000 Euro gekostet, der Rohertrag vom Eierverkauf liegt bei 2.500 bis maximal 3.000 Euro jährlich, der Futteraufwand und ein paar Nebenkosten betragen zwischen 2.200 und 2.500 Euro. Es bleiben also 400 bis maximal 500 Euro als Jahresverdienst für die Abschreibung des Stalls übrig. Natürlich haben wir als Familie damit unsere eigenen Eier als gesunde Nahrungsmittel zur Verfügung. Diese 10–15 Eier pro Woche kosten uns nichts, aber wir leisten quasi die Arbeit dafür. Deshalb bleibt zu sagen: Ein Mobilstall sollte gut überlegt sein. Uns jedenfalls ist die Freude an den Hühnern am Hof trotz des nicht zu unterschätzenden Arbeits- und Zeitaufwands bis jetzt Gott sei Dank erhalten geblieben.

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