LandtechnikAgritechnicaFahrbericht Case IH Optum 440: Mehr Schmalz, mehr Tempo

Fahrbericht Case IH Optum 440: Mehr Schmalz, mehr Tempo

Erschienen in: LANDWIRT 21/2025

Mit bis zu 435 PS und 60 km/h stößt der neue Optum in ein höheres Leistungssegment vor.
Quelle: Hersteller

Den Optum hat Case IH bereits 2015 auf den Markt gebracht. Im bisherigen Topmodell erreicht der 6,7 l große FPT-Motor eine Maximalleistung von 340 PS und ein maximales Drehmoment von knapp 1.400 Nm, was bei diesem Hubraum nahe an die Leistungsgrenze herankommt. Dennoch gibt es laut Case IH Kunden, die noch mehr Leistung wollten. Die gibt es zwar, nämlich in Form des Magnums. Dieser ist aber eher für schwere Zugarbeit prädestiniert, weniger für Transporte oder als Allrounder.

Vor allem Lohnunternehmer und große Betriebe fragen immer häufiger nach leistungsstarken und zugleich vielseitig einsetzbaren Standardtraktoren mit halbwegs kompakten Abmessungen nach, etwa für leistungshungrige Mähwerkskombinationen, schnelle Transporte, aber auch für Ackerarbeiten. Und weil auch der Mitbewerb in der Liga um 400 PS entsprechend aufgerüstet hat, stellt Case IH nun die drei neuen Optum-Modelle 360, 390 und 440 vor, die die bisherige Baureihe nach oben erweitern. Äußerlich erkennbar sind sie an der neu gestalteten Motorhaube, die sich am Design des neuen Quadtracs orientiert (mit dem Spitzenmodell 785). Ein schönes Detail für Enthusiasten sind die modernen LED-Rückleuchten mit IH-Logos. Wir konnten das neue Topmodell Optum 440 erstmals probefahren. Es wird ausschließlich im österreichischen CNH-Werk St. Valentin gebaut, wo extra die Montagelinie angepasst wurde – dieser Standort soll sich künftig übrigens auf die PS-starken Traktoren des Konzerns konzentrieren.

Magnum-Motor als Basis

Der große Optum ist völlig neu konzipiert und hat technisch betrachtet mit der bisherigen Baureihe wenig gemeinsam. Als Antriebsquelle dient der 8,7 l große Sechszylindermotor Cursor 9 von FPT – um die Leistung des bisherigen Optum 340 zu übertreffen, war einfach mehr Hubraum nötig. Der Motor wurde auf Basis des im Magnum verwendeten Triebwerks speziell für den neuen Optum entwickelt. Um Gewicht zu sparen, sitzt der Motor nicht in einem Gussrahmen wie beim Magnum, sondern die Ölwanne ist als selbsttragender Rahmen konstruiert. Er kommt in den neuen Optum-Modellen auf 360, 390 oder 435 PS Nenn- und zugleich Maximalleistung. Das Spitzenmodell bringt es auf ein maximales Drehmoment von 1.850 Nm. Für lange Einsatzzeiten sollen der Kraftstofftank mit 680 l und der 93 l große AdBlue-Tank sowie das Wartungsintervall von 750 Stunden sorgen.

Den 8,7 l großen Cursor 9 aus dem Magnum hat Case IH für den großen Optum weiterentwickelt.
Quelle: Engeler

Für die Straße optimiert

Das stufenlose CVXDrive-Getriebe hat Case IH an die höhere Motorleistung angepasst. Es bietet vier Fahrbereiche vorwärts (mit bis zu 100 % mechanischem Anteil) und zwei rückwärts. Ein Novum ist die bisher schnellste Straßengeschwindigkeit eines Case-IH-Traktors von 60 km/h. Daneben gibt es auch Versionen mit 40 oder 50 km/h. Ein Lastschaltgetriebe ist übrigens nicht verfügbar.

Die von Case IH selbst und völlig neu konstruierte Vorderachse ist als Einzelradaufhängung mit doppelten Querlenkern ausgeführt. Die Vorderachsfederung kommuniziert übrigens mit der hydraulischen Kabinenfederung und dem Hubwerk. Um den bis zu 60 km/h schnellen Boliden mit einem Leergewicht von 12,4 t (Gesamtgewicht maximal 19 t) in Zaum zu halten, sorgt eine ölgekühlte Vorderachs-Innenbremse für eine hohe Bremskraft. Um die Motorbremswirkung zu erhöhen, ist serienmäßig eine Motorstaubremse verbaut. Sie lässt sich ausschalten, manuell per Fußtaster betätigen oder automatisch steuern (wenn man den Fuß vom Fahrpedal nimmt bzw. den Fahrhebel zurückzieht). Der Clou dabei: Die Motorstaubremse besteht nicht nur aus einer Abgasdrosselklappe, sondern erhöht bei Bedarf auch den Gegendruck der Flügel des Umkehrlüfters und des Turboladers. Zusätzlich werden die Abgase im Brennraum rückgestaut und mittels Dekompressionshebel am Zylinderkopf kontrolliert abgelassen.

Die einzelradaufgehängte Vorderachse mit innenliegender Scheibenbremse hat Case IH selbst und komplett neu entwickelt.
Quelle: Engeler

Für Kunden, die mit dem neuen Optum häufig zwischen Straße und Feld wechseln wollen, bietet Case IH ein neues, vollständig integriertes Reifendrucksystem an. Dieses wird über das Pro 1200-Display gesteuert. Dank des 633 cm³ großen und direkt über ein Getriebe (statt per Keilriemen) angetriebenen Kompressors mit zwei Zylindern soll sich der Druck in allen vier Reifen in rund fünf Minuten um 1 bar erhöhen lassen. An dem von uns gefahrenen Optum 440 waren hinten übrigens VF-Reifen der Dimension 750/70 R44 aufgezogen, vorne 650/60 R34. Außerdem sind neue Radgewichte zu haben, die sich schnell wechseln lassen sollen. Den Wenderadius gibt der Hersteller mit 6,1 m an, den Radstand mit 3,19 m – das sind übrigens 4 cm mehr als beim Magnum, der insgesamt aber fast 1 m länger (vor allem nach vorne) und 1 t schwerer ist, als der neue Optum.

Viel Leistung für Anbaugeräte

Der Frontanbauraum ist kompakt integriert. Die Frontzapfwelle bietet die zwei Geschwindigkeiten 1.000 und 1.000 Eco, im Heck sind vier Geschwindigkeiten auswählbar. Die Hydraulikpumpe liefert 220 l/min. Optional sind zwei Hydraulikpumpen (und ein größerer Ölvorrat) möglich, die zusammen bis zu 360 l/min liefern. Sie versorgen die links und rechts des Oberlenkers angeordneten Steuerventile über getrennte Kreisläufe. Vorne sind maximal drei Steuergeräte möglich, hinten fünf – auf Wunsch mit einem höheren Maximal-Durchfluss von 170 l/min (Standard 140 l/min). Die Hubkraft des Heckhubwerks gibt Case IH mit 11,6 t an, vorne sind es 5,8 t. Der Dreipunkt im Heck ist wahlweise in der Kategorie 3 oder 4 zu haben. Die optionalen hydraulischen Stabilisatoren sind selbstzentrierend und können so programmiert werden, dass sie bei verschiedenen Hubhöhen ver- bzw. entriegeln.

Neue Details rund um die Kabine

Die Kabine und ihr Innenleben sind von den anderen Case IH-Traktorbaureihen bekannt, sie hat aber rundherum ein paar Detailverbesserungen erfahren. Große Alu-Trittstufen, Handgriffe und ein beleuchteter Aufstieg sind in den Tank integriert. Unter der linken Tür befinden sich ein Druckluftanschluss und Stromanschlüsse, z.B. für eine externe Treibstoffpumpe sowie eine Motor- und Getriebe-Vorwärmung. Über den beiden Tankeinfüllstutzen sitzt eine Werkzeugbox. Nimmt man diese und eine Abdeckung ab, kann man an den werkseitigen Montagepunkten eigene Halterungen für Werkzeugkästen und dergleichen nachrüsten. Hinter dem rechten Aufstieg befindet sich ein Stauraum für einen vernünftigen Werkzeugkasten und einen Handwaschtank.

In der Kabine ist es gemäß Case IH nur 68 Dezibel leise. Der Frontscheibenwischer hat einen Wischradius von 260 Grad. Hinter dem Beifahrersitz befindet sich ein Staufach mit einer 230-V-Stromversorgung, rechts eine Kühlbox.

Die inkludierte Konnektivität ist ohne Abonnement an Bord. Die Präzisionstechnik umfasst zudem Telematik und ISOBUS-Kompatibilität mit Tractor Implement Management (TIM). Über die Plattform FieldOps lassen sich Maschinen- und Einsatzdaten verwalten sowie gemeinsam mit dem Händler Wartung und Service organisieren.

Keine Überraschungen am Kommandostand: Die Bedienung ist von anderen Case IH-Traktorbaureihen bekannt.
Quelle: Weninger

Magnum oder Optum?

Der neue Optum hat leistungsmäßig zum Magnum aufgeschlossen. Dieser war der bisher größte Standardtraktor von Case IH und seit über 35 Jahren als Spezialist für schwere Zugarbeiten mit solider Ausstattung bekannt. Das wird er nach wie vor bleiben – wogegen der Optum ein vielseitig(er) einsetzbarer, leistungsstarker Traktor ist. Mit 2025 erhielt auch der Magnum ein Update. In Mitteleuropa besteht die Serie nun aus sechs Modellen (Lastschalter, stufenlos, Rowtrac) in drei Leistungsstufen zwischen 410 bis 435 PS Maximalleistung, in Übersee sind es sechs Modelle von 320 bis 435 PS. Ob dort künftig mit noch stärkeren Magnums zu rechnen ist, wird sich zeigen.

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