Das Matterhorn gilt als der meistfotografierte Berg der Welt und lockt jährlich Tausende von Touristen und Bergsteigern ins Schweizer Bergdorf Zermatt. „Die Touristen kamen nicht nur, um sich das Matterhorn anzusehen, sondern auch wegen der reichhaltigen Pflanzenwelt, für die das Gebiet vor dem Matterhorn berühmt war“, sagt Paul Julen, Vollerwerbsschäfer mit nicht ganz 300 Walliser Schwarznasenschafen und Hotelier in Zermatt. Heute droht diese Biodiversität mit ihrer einzigartigen Vielfalt an Pflanzenarten verloren zu gehen. Paul Kronig, zuständiger Burgerrat der Burgergemeinde Zermatt, der Eigentümerin der Alpweiden, spricht gar von einer „dramatischen Situation“, in der sich die Alpweiden heute befinden. Kronig: „Die Weideflächen wurden jahrelang unterbestoßen, sodass sie in großem Ausmaß verloren gingen und das Landschaftsbild heute massiv beeinträchtigen.“ Auf den Alpweiden rund um das Matterhorn-Dorf werden zwar wieder mehr Kühe und Schafe gesömmert, trotzdem steht für Kronig fest, dass das Problem nicht unter Kontrolle ist.Paul Julen erinnerte sich aber, wie sein Onkel noch bis in die 1970er-Jahre während des ganzen Alpsommers regelmäßig Büsche abgebrannt hat. „Bis eines Tages der Feuerwehrkommandant per Helikopter eingeflogen kam, um ihm mitzuteilen, dass das Abbrennen im gesamten Alpenbogen verboten wurde“, erzählt Julen. Klar ist für Julen, dass die dadurch geschaffenen Probleme erst Jahrzehnte später sichtbar geworden sind, wobei in dieser Zeit wertvolles Wissen rund um die jahrhundertelang praktizierte Brandkultur verloren gegangen sei.
Julen und Kronig sind sich darin einig, dass dringend etwas unternommen werden muss, will man dem weiter fortschreitenden Verlust von Alpweiden Einhalt gebieten. Beide sind überzeugt, dass man wieder abbrennen müsste – was jedoch nach wie vor verboten ist. Sie suchten daher Unterstützung bei Helen Willems, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Büro Alpe mit Filialen in Lätti (Bern) und Weerberg (Tirol), das sich auf Beratung und Forschung für die Alpwirtschaft spezialisiert hat. „Um eine Sonderbewilligung zum Abbrennen zu bekommen, mussten wir die Idee in ein Forschungsprojekt verpacken“, erklärt Helen Willems. Dabei musste man auch andere Entscheidungsträger ins Projekt einbinden. Außer der Entwicklung der Vegetation sollten namentlich auch die Auswirkungen auf Brutvögel und Luftqualität untersucht werden.
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