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Liebe LANDWIRT Forums-Teilnehmerinnen und Teilnehmer,
das Thema Wolf wird von beiden Seiten – den Befürwortern und den Kritikern – heftig diskutiert.
Der derzeitige EU-Rechtsrahmen (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie: https://de.wikipedia.org/wiki/Richtlinie_92/43/EWG_(Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie), Berner Konvention: https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/naturschutz/international/berner_konvention.html) bietet für diesen großen Beutegreifer einen sehr hohen Schutz und räumt den diversen NGOs vulgo Umwelt- und Tierschutzgruppen sogar Parteienstellung (Aarhus Konvention: https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/eu_international/aarhus/aarhus_konvent.html) ein. Sohin gab es bei den ersten Abschussbescheiden für Schadwölfe sofortige Beeinspruchungen durch diese – salopp formuliert – „Spendenoptimierungsvereine“ (siehe auch: https://landwirt-media.com/der-beschaediger/). Zwischenzeitlich waren die Wölfe weitergezogen und richteten anderswo Rissschäden an.
Die von einzelnen Bundesländern nunmehr gewählte Vorgangsweise, via Landesverordnung einzelne Schadwölfe rascher entnehmen zu können, ist eine rechtliche Hilfskonstruktion. Ob diese hält, wird sich weisen. Einzelne NGOs haben die zuständigen Agrarlandesräte deswegen bereits angezeigt; wegen dem aktuell vom Land Oberösterreich erstmals verfügten Abschussbefehl eines Schadwolfes wurde von einer NGO gar Beschwerde beim Höchstgericht eingelegt. Sollte die EU-Kommission als Hüter der EU-Verträge und Rechtsvorgaben vor der EU-Wahl im Juni 2024 noch ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich beginnen, könnte dies die Wahlbeteiligung und das Stimmverhalten des Wahlvolks durchaus massiv beeinflussen.
Weil die Wolfsrisse für unsere Almbauern echt „heiße Eisen“ sind und letztlich viele Betriebe und Familien davon auch wirtschaftlich betroffen sind, berichtet der LANDWIRT laufend über diese Thematik und bringt auch entsprechend scharfe Kommentare (siehe auch: https://landwirt-media.com/lieber-wolf-bitte-verschwind/). Zuletzt haben wir den obersten Wolfsschützer der EU-Kommission, Humberto Delgado Rosa, dazu befragt. Siehe: „Die Gesellschaft soll die Kosten tragen“ > https://landwirt-media.com/herdenschutz-die-gesellschaft-soll-die-kosten-tragen/
Die im Forum vorgebrachte Anklage, wonach die Bauern immer mehr zu Knechten werden, ist nicht aus der Luft gegriffen. Bestes Beispiel dafür sind die GAP-Gelder, die ursprünglich als Ausgleichszahlungen von der Politik angepriesen wurden. Mittlerweile sind die Direktzahlungen nicht nur weniger geworden, sondern es müssen Zusatzleistungen seitens der Förderwerber erbracht werden. Auf die LE-Gelder haben die Landwirte ohnedies keinen Rechtsanspruch, müssen auch hier immer mehr Leistungen (alias Maßnahmen) setzen. Auf der anderen Seite galoppieren die Betriebsmittelkosten seit zwei Jahren steil nach oben. Von der seit Jahren zunehmenden Agrarbürokratie ganz zu schweigen (siehe auch: https://landwirt-media.com/buerokratie-hausgemacht/)
Da die Agrarpolitik auf EU-Ebene fixiert wird, ist der Handlungsspielraum der nationalen Landwirtschaftsminister sehr eingeschränkt. Doch auch hier gäbe und gibt es durchaus Wege, die Betriebe zu unterstützen. Da sind Kreativität, Mut und Durchhaltevermögen gefragt und notwendig.
Als absolutes Negativbeispiel der letzten Jahren fällt mir hier der Agrardiesel ein. Dieser wurde vom hiesigen Agrar-Dreigestirn Ministerium-Bauernbund-Landwirtschaftskammer zuerst ohne Zwang aufgegeben, dann wurde er jahrelang teils selbst gefordert und dann kam nur eine mickrige Ersatzlösung.
Die heimische Agrarpolitik wird sich daher viel mehr anstrengen müssen. Unsere Bäuerinnen und Bauern haben sich das mehr als verdient!
Beste Grüße,
Spanring, LANDWIRT Redakteur