Es wären noch ausreichend heimische Lagerkartoffel verfügbar, doch bietet der Lebensmittelhandel bereits jetzt Frühkartoffeln feil. Die sogenannten „heurigen“ Kartoffeln erntet man in Österreich aber erst ab Ende Mai. Das heißt, alles, was bis dahin unter diesem Namen im Supermarktregal liegt, kommt aus fernen Ländern wie beispielsweise Ägypten oder Israel. Dort baut man in großem Stil Kartoffeln für den Import nach Europa an – und das häufig mitten in der Wüste. „Dabei sind unsere heimischen Kartoffeln durch ihre Lagerfähigkeit das ganze Jahr über verfügbar“, erklärt Maria Fanninger vom Verein Land schafft Leben.
Frühkartoffeln wachsen in künstlichen Oasen
Die typische Gastronomie-Kartoffel sei für Konsumenten aufgrund ihrer Größe aber unattraktiv. Beliebter sind hingegen kleine Frühkartoffeln – und das am besten schon Ende Februar. Unter welchen Bedingungen diese gedeihen, ist vielen aber nicht bewusst. Höchsttemperaturen bis zu 60 Grad Celsius, die weltweit meisten Sonnenstunden pro Tag und kaum Niederschlag: Die Sahara zählt zu den lebensfeindlichsten Orten der Welt. Doch mitten in der Wüste Ägyptens erstrecken sich hunderte Quadratkilometer weite grüne Felder.
Genau hier baue man jene Kartoffeln an, die 4000 Kilometer weit nach Österreich transportiert werden und schließlich als „Heurige“ im Supermarkt landen. Möglich sei das durch aufwendige künstliche Bewässerung. Und das in einer Region, in dem Wasser ein knappes und hart umkämpftes Gut ist. Für Fanninger ist das eine absurde Situation. „Wir haben das ganze Jahr über österreichische Kartoffeln und müssten nicht zu Importware aus Ägypten und Israel greifen.“ Deswegen sei jeder Griff ins Regal auch ein Produktionsauftrag – denn nachgeschlichtet werde nur das, was vorher auch herausgenommen wurde. Fanningers einfache Lösung lautet daher: „Greifen wir nicht zu importierten Frühkartoffeln, dann werden diese auch nicht mehr nachbestellt.“
Heimische Lagerkartoffel verfügbar
Stattdessen solle man beim Einkauf bewusst heimische Kartoffeln kaufen. Diese werden von August bis November geerntet und liegen bis zur nächsten Frühkartoffelernte auf Lager. Die Ernte beginnt dann Ende Mai. Der Selbstversorgungsgrad der Kartoffel war in Österreich unterdessen schon immer hoch. Durch die steigende Anbaufläche und die gute Ernte 2020 ist dieser noch weiter angestiegen. Aufgrund des coronabedingten Ausfalls der Gastronomie während der letzten Monate wurde außerdem ein Teil der heimischen Kartoffelernte nicht abgenommen.
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