AckerbauBodenGrundwasser wird durch Klimawandel knapp

Grundwasser wird durch Klimawandel knapp

Vertrocknete Sonnenblumenfelder
Quelle: smthtp/shutterstock.com

“Die Sicherung der wertvollen Ressource Wasser muss zu den zentralen Aufgaben eines Staates zählen”, weist der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung, Kurt Weinberger, angesichts der gegenwärtigen Trockenheit mit sinkendem Grundwasserspiegel hin. Der Schutz des Wassers im Hinblick auf die Trinkwasserversorgung aus Grund-, Quell- und Hochquellenwasser sowie eine ressourcenschonende Nutzung sei wichtiger denn je. “Pro Jahr werden dem Wasserspeicher und den Wasserreserven in Österreich in etwa 3,1 km3 entnommen, das sind mehr als 3.000 Mrd. l. Davon werden 70% von der Industrie, 13% von Haushalten, 11% vom Gewerbe, nur 4% von der Landwirtschaft und 2% für sonstige Nutzungen verwendet”, verdeutlicht Weinberger.

Durch den ⁠Klimawandel verändere sich das Niederschlagsmuster beziehungsweise bleiben Niederschläge generell über einen längeren Zeitraum aus, so wie das aktuell der Fall sei. In Kombination mit dem Temperaturanstieg sei das umso fataler. “Ganze Landstriche verdorren unter der heißen Sonne, der Grundwasserspiegel sinkt. Aber auch der Bodenverbrauch wirkt sich negativ auf die ⁠Grundwasserneubildung⁠ aus, weil der Niederschlag auf asphaltierten und betonierten Äckern und Wiesen im Boden nicht versickern kann”, kritisiert Weinberger eine von den Behörden jüngst genehmigte großflächige Rodung von Wald der Bundesforste für ein Logistikzentrum in Ohlsdorf (OÖ). Dies sei angesichts der angespannten Klimasituation unverantwortlich, sogar eher grob fahrlässig, da es zu einer Zunahme des Oberflächenabflusses komme. “Dennoch zerstören wir weiterhin für immer unseren Naturraum, indem wir weiter Tag für Tag 11,5 ha Böden für Straßen, Einkaufszentren und Immobilien verbauen. Wir sägen somit an unserem, aber vor allem am Ast unserer Kinder”, so Weinberger zur prekär werdenden aktuellen Grundwassersituation.

Probleme sind oft hausgemacht

“Eine Veränderung des Flussbettes durch Begradigungen, Uferbefestigungen und ufernahe Deiche führt dazu, dass Flüsse ihr natürliches Rückhaltevermögen verlieren. Die ⁠Erosionen an den Sohlen von Flüssen nehmen zu, Auen, Altarme und Überschwemmungsbereiche mit entsprechenden Ökosystemen sind vom Fluss getrennt und können nicht mehr durchströmt werden”, erklärt Helmut Habersack, Leiter des Instituts für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung an der Universität für Bodenkultur Wien. Der Klimawandel mit temporären, starken Niederschlagsdefiziten, die Versiegelung der Böden und die Regulierung der Flüsse mit daraus folgenden Erosionen des Flussbettes wirkten sich nachhaltig negativ auf den Grundwasserspiegel aus. “Die Konsequenz sehen wir aktuell am Beispiel von Österreichs Seen, wie dem Neusiedlersee und dem Seewinkel, aber auch den Wasserführungen in den Flüssen. Daher sind ein Rückbau von Flüssen und Feuchtgebieten sowie die Reduktion des Bodenverbrauchs dringend notwendig”, so Habersack.

Wasser: wichtige Ressource

Mangelnder Niederschlag, sinkende Grundwasserpegel und niedriger Wasserstand in den Flüssen haben aber auch Auswirkungen auf die Stromproduktion aus Wasserkraft. “Sie ist daher rückläufig. In Summe zeigen diese Entwicklungen die Abhängigkeiten, die wir uns zum Teil selber zuzuschreiben haben. Es bleibt also nur zu hoffen, dass wir die entsprechenden Lehren daraus ziehen und Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel treffen, wo wir es selbst in der Hand haben – zum Beispiel eine Temporeduktion im Individualverkehr, bis zu einem verbindlichen Maßnahmenbündel für die Länder und Gemeinden im Kampf gegen den Bodenverbrauch. Der Wasserverbrauch muss in allen Bereichen viel effizienter werden. Allen voran sei gerade hier die Industrie gefordert, denn sie beansprucht 70% des gesamten jährlichen Grundwasserverbrauchs”, so Weinberger abschließend.

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