GeflügelGut gekeimt ist halb gewonnen

Gut gekeimt ist halb gewonnen

Eines vorweg: Eine wundersame Eiweiß-Vermehrung passiert im Keimprozess nicht, sondern es wird lediglich die Verdaulichkeit des vorhandenen Eiweißes im Korn durch die Lebensprozesse der Keimung erhöht. Daraus ergibt sich eine Einsparung in der notwendigen Eiweiß-Zufuhrmenge. Die Keimlings-Fütterung ermöglicht außerdem den Einsatz von Wicken und ähnlichen Eiweißträgern, die sonst nicht für die Geflügelfütterung infrage kämen. Die höhere Verdaulichkeit des Futters insgesamt führt zu niedrigeren Futterverbrauchsmengen, aus der sich große wirtschaftliche Vorteile für den Anwender ergeben. Manfred Söllradl aus Kremsmünster hat dazu eine Technik entwickelt, die Samenkörner auf hygienische und effiziente Art und Weise innerhalb von 96 Stunden zu Keimlingen mit höchster Güte verwandelt. Er weiß: „Gekeimt kann grundsätzlich jedes keimfähige und nicht zu Tode getrocknete Korn werden.“ Die Größe des Keimlings begrenzt aber die Auswahl. So sind Sonnenblumenoder Maiskeimlinge für Hühner unattraktiver, weil sie zu groß sind und die Tiere sie deshalb nicht gut schlucken können. „Als optimal erwiesen haben sich Weizen, Hirse und Getreide-Leguminosen-Gemenge wie Roggen-Winterwickenoder TriticaleWintererbsen-Gemenge“, kann er aus eigener Erfahrung berichten. Er betreibt für solche Zwecke wie das Austesten von neuen Fütterungsmethoden einen eigenen Versuchsstall auf seinem Bio-Hof in Kremsmünster

Das Keimrad aus Oberösterreich

In dem von Manfred Söllradl dafür entwickelten Keimrad werden die Körner regelmäßig befeuchtet. Das Keimrad ist ein Gerät ähnlich einer Waschtrommel, mit acht Kammern für Keimlinge in unterschiedlichen Stadien, um jeden Tag zwei Mahlzeiten mit gekeimten Körnern füttern zu können. Die laufende Bewässerung hat aber auch eine kühlende Wirkung und eine spülende, reinigende Funktion am Keimling, um andere Keime wie Bakterien oder (Schimmel-)Pilze hintanzuhalten. Insgesamt ist die Anlage vollautomatisch aufgebaut und die Keimlinge werden über eine zweite Futterlinie – meist über ein Förderband – in den Stall befördert. Erfahrungen mit dem Einsatz gibt es großteils bei Legehennen. Es sind aber auch viele positive Effekte und Erfahrungen bei Mastgeflügel, Schweinen und sogar Rindern in der Praxis vorhanden. Beim kürzlich durch die Firma „Eiermacher“ initiierten Bio-Entenmastprojekt ist das neueste Keimrad im Einsatz.

Da auch im Brauereisektor gekeimtes Getreide – in dem Fall für die Mälzerei – gebraucht wird, hat Lenz Widmann für die Privatbrauerei Stiegl eine Keimschnecke entwickelt, die ähnlich funktioniert und am Ende verfütterbare Getreidekeime erzeugt.

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