Nach europäischem Recht müssen auf verpacktem Rind-, Schweine-, Schaf-, Ziegen- und Geflügelfleisch Angaben über das Herkunftsland gemacht werden. Auf europäischer Ebene gibt es jedoch keine Verpflichtung, die Herkunft in Restaurants kenntlich zu machen.
Einige EU-Ländern hat eigene Maßnahmen ergriffen und verpflichten die Gastronomie, die Herkunft des Fleischs auf Speisekarten kenntlich zu machen.
In der Slowakei sind Restaurants, Kantinen, Bistros und Festzelte seit 2019 verpflichtet, die Herkunft von Schweine-, Rind-, Geflügel-, Schaf- und Ziegenfleisch zu kennzeichnen. In Finnland ist eine ähnliche Verpflichtung im Jahr 2019 in Kraft getreten.
Die Maßnahmen stießen anfangs auf einigen Widerstand der Gastronomen. In der Slowakei wurde der Aufwand für die Anpassung der Speisekarten kritisiert.
Es gab eine Kompromisslösung: Die Herkunft des Fleisches muss nicht auf der Speisekarte angegeben werden, wenn dies zu aufwändig ist, solange die Information am Schwarzen Brett oder auf Anfrage des Verbrauchers bereitgestellt wird. Auch in Finnland haben sich Restaurants über den erhöhten Arbeitsaufwand beschwert, allerdings nicht in nennenswertem Umfang.
Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) forderte die künftige Bundesregierung auf, ähnliche Maßnahmen zu ergreifen.
Letzten Monat veröffentlichte Estland einen Änderungsentwurf, der ebenfalls die Angabe des Herkunftslandes des Fleisches in Gastronomiebetrieben vorschreibt. Am selben Tag erließ die französische Regierung einen Erlass, der die Angabe der Herkunft aller in Restaurants servierten Fleischsorten vorschreibt.
Nationale Produkte
In Frankreich scheint die Maßnahme sowohl bei den Erzeugern als auch bei den Restaurants Anklang zu finden.
„Der Verzehr von Schweinefleisch nimmt zu, und die Menschen wissen oft nicht, woher dieses Fleisch kommt“, sagte Anne Richard, Direktorin des französischen Verbands der Schweinefleischindustrie (INAPORC), gegenüber Euractiv.
Laut einer Umfrage des Verbandes aus dem Jahr 2024 „wollen 80 Prozent der Franzosen wissen, woher das Fleisch kommt, das sie essen, und sie legen Wert darauf, dass es aus Frankreich stammt“, erklärte sie.
Auch Yann Nédélec, Direktor des französischen Geflügelverbands (ANVOL), zeigte sich gegenüber Euractiv erfreut, dass diese Verpflichtung „französische Produkte begünstigen wird“.
Die Verpflichtung könnte dazu führen, dass mehr und mehr Restaurantbesucher einheimisches Fleisch bestellen. „Wenn die Verbraucher diese Transparenz haben, werden sie natürlich zu französischen Produkten greifen“, sagte Alain Fontaine, der Präsident des französischen Verbandes der Gastronomen.
Er wies den Gedanken an eine mögliche Preiserhöhung zurück. Französisches Fleisch sei im Einkauf für die Restaurantbesitzer „nicht teurer ist als ausländisches Fleisch“.
Kantinen, die Preise niedrig halten wollen, „können Transportkosten und Zwischenhändler vermeiden, indem sie lokale Produkte kaufen“, fügte er hinzu.
Aber die Verbände fordern eine Erweiterung der Herkunftskennzeichnung.
Richard bedauerte, „dass diese Verpflichtung für Fleisch besteht, aber nicht für Wurstwaren“, obwohl diese in französischen Restaurants und Bars häufig angeboten werden.
Nédélec sagte, dass während des Versuchszeitraums im Jahr 2023 in Frankreich „nur 15 Prozent [der Restaurantbesitzer] das Gesetz anwandten, weil sie es nicht kannten“.
Harmonisierung auf EU-Ebene
Auch in der europäischen Vision für die Landwirtschaft heißt es, die EU-Kommission werde „eine Ausweitung der Herkunftslandkennzeichnung“ für Lebensmittel vorschlagen.
Aber das Thema ist weniger konsensfähig, als es scheint.
Als Österreich und Deutschland eine Debatte unter den EU-Agrarministern über eine generelle Ausweitung der Herkunftskennzeichnung-Pflicht vorschlugen, unterstützten nur ein Dutzend Ländern die Initiative.
Und das, obwohl acht EU-Länder – Frankreich, Finnland, Griechenland, Italien, Litauen, Portugal, Rumänien und Spanien – in der Vergangenheit ihre eigenen nationalen Regelungen zur Herkunftskennzeichnung für bestimmte Lebensmittel verabschiedet haben.
Regeln für Fleisch, das in Kantinen und Restaurants serviert wird, könnten hierbei ein Anfang sein.
EU-Landwirtschaftskommissar Christophe Hansen, zeigte sich auf der Landwirtschaftsmesse in Paris letzte Woche „sehr offen für die Idee“, dass die Herkunftskennzeichnung „in ganz Europa verbindlich sein sollte“, so Richard.
Quelle: Euractiv
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