AckerbauMaisMaiswurzelbohrer„Ich erwarte für dieses Jahr nichts Gutes.“

„Ich erwarte für dieses Jahr nichts Gutes.“

Ein Interview von Roman GOLDBERGER, LANDWIRT Chefredakteur

LANDWIRT: Herr Klug, wie stark wird dieses Jahr der Maiswurzelbohrerdruck?

Peter Klug: Ausgehend vom Käferdruck des Vorjahres erwarte ich für dieses Jahr nichts Gutes. Auf Mais-auf-Mais-Flächen ist bei schwacher Bekämpfung eine Verdopplung bis Verachtfachung der Population möglich. Auf jenen Flächen, wo Fruchtwechsel stattgefunden hat, wird die Population aber um mindestens 95 Prozent reduziert werden. Denn hier wird den Larven die Futtergrundlage entzogen. Wir wissen aber mittlerweile, dass ein geringer Prozentsatz an Eiern das Jahr überdauert und die Tiere erst im da rauffolgenden Jahr schlüpfen. Befindet sich dann wieder Mais auf der Fläche, können sich die Larven wieder wunderbar entwickeln.

Haben die steirischen Bauern dieses Jahr auf eine stärkere Fruchtfolge umgestellt?

Ja. Wir rechnen, dass wir in diesem Jahr in der Steiermark um ca. 10.000 Hektar weniger Mais haben werden. Lokalisiert auf die einzelne Maisfläche, auf der im vergangenen Jahr auch Mais gestanden ist, erwarte ich dieses Jahr aber ein enormes Aufkommen des Maiswurzelbohrers.

In der Steiermark soll ja die Fruchtfolge per Verordnung auf maximal zwei Jahre Mais in drei Jahren reduziert werden. Wird das Problem damit gelöst?

Die Fruchtfolge ist jedenfalls mit 95 Prozent Wirkung die effizienteste Bekämpfungsmöglichkeit. Wir hatten ja schon jetzt mit der Maiswurzelbohrerverordnung die Beschränkung auf maximal drei Jahre Mais in vier Jahren auf der gleichen Fläche. Wer in den vergangenen zwei Jahren auf einer Fläche Mais gesät hat, darf aber im Übergangsjahr 2016 dennoch ein drittes Mal Mais säen. Ich bin aber skeptisch, dass die Population des Maiswurzelbohrers durch diese Verschärfung stark zurückgehen wird, zumal das zweite Maisjahr meist das entscheidende Jahr ist. Uns berichten Bauern, dass der Maiswurzelbohrerdruck im dritten Maisjahr geringer ist als im zweiten. Das könnte mit einer stärkeren Abwanderung der Käfer aufgrund der gestiegenen Populationsdichte im zweiten Maisjahr zusammenhängen.

Ist die Verkürzung also übertrieben?

Nein, ein Jahr weniger Mais bedeutet ein Jahr früher Fruchtfolge und die Fruchtfolge ist die effizienteste Bekämpfungsmethode.

Sie empfehlen neben der Fruchtfolge auch eine weitere Bekämpfung der Larven oder Käfer.

Die Wirkung einer Larvenbekämpfung zur Saat liegt bei ca. 50 Prozent. Wenn ich den Faktor 4 für die Vermehrung zugrunde lege, dann bleibt noch immer eine Verdopplung der Population im Folgejahr. Eine weitere Reduktion schaffe ich durch eine Insektizidanwendung zum Zeitpunkt der Blüte. Damit beuge ich auch dem Narbenfraß und damit einer verringerten Befruchtung vor. Diese Behandlung hat eine Wirkung von 60 bis 80 Prozent. Allerdings muss ich zur Kenntnis nehmen, dass ich in den zehn Tagen der Wirkung nur rund ein Viertel der Jahrespopulation bekämpfe. Die Larven schlüpfen nämlich von Mitte Juni bis Mitte August und die adulten Käfer fliegen auch von anderen Maisfeldern zu. Wir haben also ein ständiges Kommen und Gehen und nur eine tatsächliche Wirkung von 15 bis 20 Prozent pro Käferspritzung.

Mit Larvenund Käferbekämpfung komme ich laut Ihrer Rechnung auf eine Reduktion der Population um 70 Prozent.

Genau, es bleiben aber noch immer mindestens 30 Prozent der Population. Bei einer Vervierfachung der Population im nächsten Jahr – und damit muss man mindestens rechnen – haben wir dann im Folgejahr 120 Prozent und damit eine Vermehrung um 20 Prozent.

Seit diesem Jahr werden auch Pheromone zur Verwirrung der männlichen Maiswurzelbohrer in größerem Stil eingesetzt. Lösen diese das Problem?

Keine Einzelmaßnahme löst das Problem alleine, aber die Kombination könnte erfolgreich sein. Das gilt auch für diese Maßnahme. Die Überdosis an Pheromonen soll die männlichen Käfer bei der Suche nach Weibchen verwirren und somit die Befruchtungsrate senken. Wie stark die tatsächliche Wirkung am Feld ist, können wir erst im kommenden Jahr feststellen. Der Hersteller spricht von einer Reduktion der befruchteten Eier um mindestens ein Drittel bis 70 Prozent. Wenn wir also den Faktor 4 um ein Drittel reduzieren können, dann haben wir gemeinsam mit der Larvenund Käferbekämpfung nur mehr die 80%ige Population im nächsten Jahr, also de facto eine Verringerung.

„Die Fruchtfolge ist mit 95 Prozent Wirkung die effizienteste Bekämpfungsmaßnahme.“

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