Muss Bio die Welt ernähren?
Nein, das ist ein falsch verstandener, missionarischer Auftrag. Die Pioniere des Biolandbaus wollten in erster Linie die Umwelt schonen, zudem hatten sie die Gesundheit im Blickwinkel. Der Biolandbau verstand sich als Opposition zum damals oft überbordenden Pflanzenschutzmittel- und Düngereinsatz. Die Welternährung war nie ein Thema des Biolandbaus.
In den vergangenen Monaten malten Vertreter der Agrarpolitik und der Pflanzenschutzindustrie eine sinkende Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln an die Wand und verteidigten damit den Einsatz von Pestiziden. Ist das tatsächlich ein realistisches Risiko?
Der UNO-Ernährungsgipfel 2021, wo ich in der wissenschaftlichen Begleitgruppe mitarbeiten durfte, stellte fest, dass die Zahl der Unter- und Fehlernährten wieder zunimmt. Zudem hat der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine die Dramatik verstärkt, die Welthandelspreise sind angestiegen. Aus der Krise 2008 wissen wir, dass bereits leichte Preissteigerungen die Armut verstärken. Darunter leiden die ärmsten Bevölkerungsschichten der Welt.
Der Green Deal der EU sieht eine Pflanzenschutz- und Düngemittelreduktion sowie einen Ausbau des Biolandbaus vor. Ist das unter Anbetracht der weltpolitischen Lage sinnvoll?
Das ist eine wichtige Frage, die man nicht so einfach mit einem Ja oder Nein beantworten kann. Bei Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sehe ich großes Reduktionspotenzial, ohne dass die Ertragskraft geschwächt wird. Durch moderne Applikationsgeräte, Spotanwendungen und vorbeugende Maßnahmen geht das.
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Weitere Fragen zu:
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