AckerbauPflanzenschutzImker und Umweltschützer kritisieren Notfallzulassungen

Imker und Umweltschützer kritisieren Notfallzulassungen

Quelle: Böck

Scharfe Kritik an den kürzlich vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) erteilten Notfallzulassungen für Pflanzenschutzmittel kommt von Umweltschützern und Imkern. Das BVL hatte Ende März zur Bekämpfung der Schilf-Glasflügelzikade den Einsatz von 16 Insektiziden bei Zuckerrüben erlaubt. Seit Ende April können die Präparate auch in Kartoffeln eingesetzt werden. Das stößt beim Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund (DBIB), dem Bund Naturschutz in Bayern (BN) und dem Bündnis für Neonicotinoidfreie Landwirtschaft (BNL) auf großes Unverständnis. Sie wiesen darauf hin, dass unter den Mitteln sechs Produkte mit einem Wirkstoff aus der Gruppe der Neonikotinoide seien. Ein „regelrechter ökologischer Kahlschlag in der Insektenwelt“ sei zu befürchten.

Einwände der Verbände

Die Verbände beziehen sich auf das Neonikotinoid Acetamiprid. „Es ist lange bekannt: Bereits kleinste Mengen dieser Stoffgruppe töten Insekten, sind giftig für Wasserlebewesen und schädigen das Nervensystem von Tier und Mensch“, warnte BN-Agrarexpertin Rita Rott am Mittwoch (7.5.). Zu befürchten sei eine neue massive Belastung von Lebensmitteln, nicht nur mit Acetamiprid selbst, sondern auch mit seinen Zerfallsprodukten.

Die Imker sorgen sich indes um ihre Bienen. Es werde nicht bekannt gegeben, auf welchen Flächen die weiter zugelassenen Pflanzenschutzmittel ausgebracht würden, so Imker und BNL-Mitglied Matthias Rühl. Das sei vor vier Jahren noch anders gewesen: „Da waren uns die Flächen bekannt, und wir konnten unsere Bienenvölker rechtzeitig umstellen.“ Rühl beklagte, dass Auflagen oft nichts nutzten. Das BNL habe in Bayern nachgewiesen, dass die strengen gesetzlichen Auflagen von den Landwirten nicht annähernd eingehalten worden seien.

Nach Ansicht von Claudia Lehner-Sepp vom BNL wäre eine Pestizidbehandlung überhaupt nicht erforderlich, wenn eine Fruchtfolge eingehalten würde, die den Lebenszyklus der Zikade störe. Eine Studie der Berner Fachhochschule habe gezeigt, dass ein Verzicht auf Wintergetreide nach Zuckerrüben und Kartoffeln den Befall wesentlich vermindere. Laut den Verbänden sollen die umstrittenen Wirkstoffe auf mehr als 125.000 Hektar ausgebracht werden dürfen. Aufgrund der zu erwartenden massiven Abdrift dürfte aber eine weit größere Fläche von geschätzt über 500.000 Hektar betroffen sein.

Mehr zum Thema Notfallzulassungen lesen Sie in einer der nächsten LANDWIRT Ausgaben.

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