Wir leben in einer Zeit, in der alles, was wir tun, zu wenig ist. Wir sind ständig aufgefordert größer zu werden, effizienter zu arbeiten, permanent zu wachsen und noch besser zu sein.
In der Wettbewerbsgesellschaft zählt nur der Wettbewerbsfähige. Das beinhaltet den Zwang zum ständigen Wachstum. Es ist nie genug. Alles und jedes, das man für nicht wettbewerbsfähig erachtet, wird aussortiert und dem Untergang preis gegeben. So ergeht es auch tausenden landwirtschaftlichen Betrieben in unserer kleinstrukturierten Landwirtschaft. Das große Geld fließt in einer hektarbezogenen Förderpolitik in die großen, hektarstarken Gehöfte.
Die Salzburger Bauerntochter und Studentin Doris Hörmann schreibt dazu Folgendes: „Die besten Garanten für die lokale Ernährungssicherheit sowie die nationale und regionale Ernährungssouveränität sind kleinbäuerliche Strukturen. Ihre Multifunktionalität mit ihren ökologischen und sozialen Leistungen müssen anerkannt und gezielt gefördert werden.“ Mit diesem eindeutigen Statement äußerten sich 400 Wissenschaftler im Weltagrarbericht von 2008 in Anbetracht der weltweit schwindenden Zahl an Kleinbauern und des damit einhergehenden Strukturwandels.
Aufgeben, einziger Ausweg?
Alleine zwischen 1990 und 2013 haben rund 115.600 Landwirte in Österreich das Handtuch geworfen. Das entspricht der Aufgabe von 41 % aller Höfe innerhalb von 23 Jahren. Im gleichen Zeitraum haben in Bayern rund 80.000 Betriebe ihre Tore geschlossen. Unsere heimischen (Klein-)Bauern, die unsere Landschaft naturnah bewirtschaften und kontinuierlich pflegen, bieten qualitativ hochwertige Alternativen zu billiger Massenware und sind darum bestrebt, kommenden Generationen eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen. Ausgerechnet ihnen aber, deren Hofgröße meist nicht über 20 Hektar hinausgeht, wird es von der EU und auch von der österreichischen Politik besonders schwer gemacht, überlebensfähig zu sein.
Gerade erst mit Jahresbeginn 2015 wurde beispielsweise der Einheitswert von Bauern um 10 % bis 20 % erhöht. Die schon lange nicht mehr als gewinnorientiert zu bezeichnenden Kleinbauern verfügen über keine zusätzlichen Ressourcen, um diese erneute Anhebung der Steuerlast zu bestreiten und werden entweder zu einer Hofaufgabe oder zu einer Ausweitung ihres Betriebes unter der Aufnahme von Schulden genötigt.
Da helfen nicht einmal mehr Agrarsubventionen der EU, von denen viele Bauern in Österreich aufgrund der oft nicht kostendekkenden Verkaufspreise ihrer Produkte abhängig sind. Tatsächlich machen rund 52 % des durchschnittlichen Einkommens der Landwirte Direktzahlungen aus der EU aus. Im Land Salzburg haben 2013 etwa 45 % aller Leistungsempfänger nicht einmal 5.000 Euro an jährlicher Förderung erhalten; österreichweit sieht es mit 42 % ähnlich aus. Ein landwirtschaftlicher Betrieb in Bayern bekommt durchschnittlich 9.600 Euro aus dem EU-Topf. Da kann man sich ausrechnen, dass diese Subventionen nicht mehr als ein Zubrot für die Bauern darstellen und keineswegs existenzsichernd sind.
Nach Studien der Europäischen Kommission gehen 80 % aller Fördermittel ohnehin an Großbetriebe, die teilweise nicht einmal zu einer typischen landwirtschaftlichen Branche gehören. Während Großunternehmen im internationalen Standortwettbewerb mit Steuervergünstigungen regelrecht umworben werden, müssen Kleinund Mittelbetriebe ohne einflussreiche Interessenvertretung den Weg zur Kasse antreten.
Kleinbauern leben uns täglich vor, dass man auch ohne die Natur rücksichtslos auszubeuten von ihr leben kann, und setzen auf eine nachhaltige, von Großkonzernen unabhängige Produktion von Lebensmitteln. Tatsächlich sind alle Menschen dieser Erde mehrmals täglich auf die Arbeit von Bauern angewiesen. Bauern sind nicht nur das Rückgrat eines klugen Schachspiels, sondern auch einer jeden klugen Gesellschaft.“
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LANDWIRT AT 05/2015
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