Seit April 2021 produzieren Christina und Johann Obermair aus Eberstalzell (Oberösterreich) Langschwanzferkel bis zur Mastreife. Sie stehen für eine bedürfnisorientierte Ausrichtung in ihrem konventionellen Stallkonzept. 2007 übernahm Johann Obermair den Betrieb mit damals 60 Zuchtsauen von seinen Eltern Karl und Mariane. In den folgenden Jahren wurde die Tierhaltung kontinuierlich auf ca. 130 Zuchtsauen aufgestockt.
13 Jahre später, zu Beginn der Covid-Pandemie im Februar 2020, war der europäische Schweinemarkt geprägt von Überangebot und niedrigen Erzeugerpreisen. Ausgerechnet zu dieser Zeit wollte Christina ihren Arbeitsplatz nach Hause auf den Hof verlagern, um mehr Zeit für die Kinder Michael und Eva zu haben. So machte sich das Ehepaar auf die Suche nach Wegen hin zu höherer Wertschöpfung. Dabei stießen sie auf den oberösterreichischen Schlacht- und Verarbeitungsbetrieb Hütthaler und dessen Tierwohlprogramm Hofkultur. Die Kriterien beinhalten unter anderem den Kupierverzicht. Auf Anfrage des Landwirts vermittelte das Unternehmen Johann Obermair den Kontakt zu einem Mäster mit 850 Mastschweinen – der erste von zwei künftigen fixen Abnehmern seiner Langschwanzferkel.
Nun begann für Christina und Johann Obermair eine intensive, drei Monate dauernde Planungsphase des Projekts Ringelschwanz. Der Betriebsleiter erinnert sich: „Meine Frau und ich haben uns in der Zeit intensiv damit beschäftigt, was Ferkel tatsächlich brauchen, um gesund und zufrieden zu sein.“
Das brauchen Ferkel
Johann Obermair erklärt: „Unserer Meinung nach brauchen Ferkel jedenfalls kein Stroh. Das würde den Arbeitsaufwand in der Ferkelaufzucht enorm erhöhen.“ Christina ergänzt: „Bei der Diskussion ums Stroh vermissen wir die gesundheitlichen Aspekte. Feuchtes oder verschmutztes Stroh ist ein Nährboden für Bakterien, und der Staub belastet die Atemwege von Mensch und Tier. Wenn die Branche im hygienisch hochsensiblen Ferkelbereich auf planbefestigte, eingestreute Flächen zurückgeht, werden die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte über den Haufen geworfen.“ In der Mast hat Familie Obermair hingegen gute Erfahrungen mit Stroh gemacht. Es wird im überdachten Außenbereich eingestreut und per Frontlader entmistet. Die Mastschweine werden über das Label „Hütthalers Hofkultur“ vermarktet.
Was der Artikel noch bereithält:
- Obermairs Schlüsselfaktoren für einen gelingenden Kupierverzicht im Abferkelstall, Flatdeck und Aufzuchtstall
- Praxiserfahrungen zum Beschäftigungsmaterial
- Erfolgsrezept für die Haltung von unkupierten Ferkeln?
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