
Bislang haben es weder die heimischen Zuchtverbände, noch die Kammern oder andere Verbände wie etwa Bio Austria geschafft, den Ziegenmilchpreis transparent und vergleichbar abzubilden. Weil es diese unabhängigen Quellen in Österreich nicht gibt und die Molkereien und Verarbeiter ein sehr undurchschaubares Milchpreisband anwenden, ist es für die Betriebe selbst, aber auch für uns als Fachpresse schwierig, ein seriöses Bild über die Preisgestaltung und Preisentwicklung des Ziegenmilchpreises innerhalb Österreichs sowie Bayerns und Südtirols zu zeichnen. Schafe & Ziegen aktuell wollte daher eine Umfrage unter den Ziegenmilchverarbeitern starten. In einem Fragebogen wurden etwa der aktuelle durchschnittliche Lieferanten-Auszahlungspreis für Ziegenmilch für alle Qualitätsklassen in Abhängigkeit zur Jahreszeit, welche Qualitätsabzüge in welcher Höhe es geben kann oder wie sie zu der Entwicklung stehen, dass neuerdings durch den Verein der Milchproduzenten VDMP von 15 heimischen Milchproduzenten Ziegenmilch gesammelt und ins Ausland verkauft wird, abgefragt.
Keine Transparenz
Schon der erste Verantwortungsträger, dem wir unsere Fragen stellten, antwortete ehrlich, dass er diese Fragen nicht beantworten wird, weil er hier Informationen seines Unternehmens preisgeben müsste, die die anderen Anbieter am Markt nichts angingen. Er prophezeite, dass auch die anderen Akteure am Markt keine oder gefälschte Zahlen und Angaben machen würden. Wir sollten keinesfalls glauben, hier die Wahrheit zu erfahren. Diese Information war ernüchternd und führte nach weiteren Gesprächen in der Branche dazu, dass der Fragebogen in der Redaktion blieb und nicht ausgeschickt wurde. So bleibt uns derzeit leider nur, wiederzugeben, was wir in weiteren Telefonaten mit Bauern und Funktionären zum Thema Ziegenmilch in Erfahrung bringen konnten.
„Von Anfang an falsch informiert“
Eine Mitvierzigerin, Ziegenbäuerin aus Oberösterreich mit rund 90 Milchziegen plus Nachzucht, schildert in einem Telefonat ihre Erfahrungen: „Wir sind von Anfang an, also schon beim Umstellen auf die Ziegenmilchproduktion, sowohl von der Molkerei als auch von den anderen Ziegenmilchbetrieben falsch oder ungenügend über die Vielzahl und die Höhe der Preisabschläge informiert worden. Hätten wir genau gewusst, was auf uns zukommt, hätten wir wahrscheinlich nie auf Milchziegen umgestellt. Der Durchschnittspreis 2024 betrug bei uns nur 60 Cent netto. Aktuell liegt der Preis bei 70 Cent, weil ein leichtes Anziehen der Preise bemerkbar ist. Dennoch bleibt uns in letzter Zeit immer weniger Geld für betriebliche Investitionen übrig. Die Deckungsbeiträge waren und sind bei unserem Kleinbetrieb mit 50.000 kg Jahresmilchmenge noch immer sehr, sehr schlecht. Ich verstehe nicht, dass mir unser Verarbeiter 15 Cent Transportkostenanteil abzieht, während größere Lieferanten dafür nur 6 Cent je Kilo Milch bezahlen. Auch eine andere Regelung unserer Molkerei stößt mir sauer auf. Ich war 2024 von Milchgeldabzügen in Höhe von 7 Cent je Liter Jahresmilchmenge betroffen, weil ich in den Monaten November, Dezember, Jänner und Feber nicht wie vertraglich gefordert mindestens 25 % der Jahresmilchmenge abliefern konnte. Erkrankte Tiere und eine verspätete Abkitzperiode waren der Grund dafür. So bekam ich im März von 3.000 Euro Milchgeld 3.500 Euro abgezogen (50.000 kg mal 7 Cent). Praktiken wie diese sind für mich untragbar. Wie sollen wir Bauern so überleben können? Ich werde jedenfalls so schnell es geht den Abnehmer wechseln.“
Wie andere Bäuerinnen, Funktionäre und ein Molkereichef diese Thematik sehen, lesen Sie im vollständigen Artikel in der aktuellen Ausgabe von Schafe & Ziegen aktuell. Hier gratis Probeheft oder Abo bestellen!
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