Mit Neuen Züchtungstechniken (NZT) erzeugte Pflanzen sind in der weltweiten Agrarproduktion noch von untergeordneter Bedeutung. Das zeigt eine Marktanalyse, die vom Europäischen Verband der gentechnikfreien Wirtschaft (ENGA) am Dienstag (10.6.) vorgelegt wurde.
Demnach werden auf dem ganzen Globus drei mit den neuen Verfahren veränderte Nutzpflanzen im kommerziellen Anbau eingesetzt, zwei Maissorten und eine Tomate. Insgesamt 49 neue Varietäten sind laut ENGA in der Entwicklung. Gearbeitet wird an 20 Pflanzenarten, zuvorderst an Mais und Soja, aber auch Reis sowie Weizen, Kartoffeln und Leindotter. Oftmals liegen nach Angaben der Organisation bereits Marktzulassungen vor, allerdings ohne dass diese genutzt werden. Genehmigungen bestehen vorwiegend für China, Brasilien oder die USA.
Zwei Sorten, gemäß dem Bericht die Vorreiter in Sachen NZT, konnten sich nicht am Markt halten und sind wieder verschwunden: Der Nichtregierungsorganisation zufolge waren sowohl der herbizidresistente Raps von Cibus als auch die Sonnenblumensorte mit hohem Ölsäure-Gehalt des mittlerweile übernommenen Konkurrenten Calyxt „wirtschaftliche Flops“. Die Landwirte hätten aufgrund schlechter Erträge nicht von den Produkten werden können.
Blutdrucksenkende Tomate
Die beiden im Anbau befindlichen Maissorten sind laut Bericht tolerant gegenüber dem herbiziden Wirkstoff Glufosinat und weisen eine erhöhte Resistenz gegenüber dem Maiszünsler und verwandten Insekten auf. Beide Sorten wurden von Corteva entwickelt und stehen in den USA auf den Feldern. In der Europäischen Union sind sie laut dem Bericht aufgrund ihrer transgenen Merkmale als gentechnisch veränderte Organismen (GVO) einzustufen.
Die NZT-Tomate wurde nach Angaben von ENGA von Sanatech Seed auf den Markt gebracht. Die Sorte hat einen erhöhten Gehalt an Gamma-Aminobuttersäure (GABA), was eine beruhigende und blutdrucksenkende Wirkung zur Folge haben soll. Laut dem Bericht liegt die Tomate in Japan bereits in den Regalen. Die Markteinführung auf den Philippinen soll bevorstehen; auch in die USA will das Unternehmen expandieren.
Klimaanpassung ist die Ausnahme
Bei den in der Entwicklung befindlichen NZT-Sorten dominieren der Analyse zufolge Mais, Soja und Reis. In der Pipeline sind demnach 10 Maisvarietäten, die alle mit der „Genschere“ CRISPR/Cas verändert werden. Verbessert werden soll neben den Erträgen unter anderem die Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge und Krankheiten; zwei Sorten sollen sich durch eine geringere Wuchshöhe und eine größere Blattmasse auszeichnen.
Vergleichbar ist die Situation bei der Sojabohne. Auch hier sollen laut dem Bericht mit CRISPR/Cas vorwiegend Erträge, Resistenzen, Toleranzen oder Inhaltsstoffe verbessert werden. Anders als beim Mais steht mit verbesserter Dürretoleranz auch eine unmittelbar mit dem Klimawandel verbundene Eigenschaft auf der Liste. Nach Angaben von ENGA ist das aber die Ausnahme: Unter den 49 in Entwicklung befindlichen NZT-Pflanzen sollen nur zwei mit verbesserter Salz- beziehungsweise Trockenheitstoleranz sein.
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