ForstNeuer Obmann beim Waldverband Österreich

Neuer Obmann beim Waldverband Österreich

Pressekonferenz im Café Fürstlich im Museum mit v.l.n.r. Franz Kepplinger (Obmann-Stv. WV Ö), Matthias Granitzer (Obmann WV Ö), Martin Höbarth (Geschäftsführer WV Ö).
Quelle: Waldverband Kärnten/Mario Ciperle

Die Auswirkungen des Klimawandels, enorme Wertverluste durch Schädlingsbefall, fehlende Arbeitskräfte sowie zusätzliche Belastungen durch bürokratische Überregulierung: Der heimische Wald und damit die Waldbesitzer in ganz Österreich sind mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert.

Der neue Obmann des Waldverbandes Österreich, Matthias Granitzer, skizziert die dringlichsten Herausforderungen für die Waldwirtschaft.

Klimakrise trifft den heimischen Wald

Die Auswirkungen des Klimawandels machen auch vor den heimischen Wäldern nicht Halt. Augenscheinlichstes Merkmal ist die enorme Zunahme des Schädlingsbefalls. Borkenkäfer können deswegen so viel Schaden anrichten, weil warme und trockene Sommer die Bäume zusätzlich schwächen und für Schädlingsbefall anfällig machen. Österreichweit spricht man von einem Schadensvolumen und Werteverlust von in einer Größenordnung von jährlich ca. 100 Mio. Euro. Instabil gewordene Waldbestände stellen zunehmend auch eine Gefahr für Waldbesucher und Freizeitsportler dar. Damit im Zusammenhang stehen auch Haftungsfragen. Vertragliche Regelungen für das Mountainbiken lenken die Waldbesucher und erleichtern die Waldbewirtschaftung. Profunden Schätzungen zu Folge gibt es mehr als 30.000 km freigegebene Strecken. Dazu zählen nicht nur Forststraßen sondern auch spezielle Trails. Der Bedarf wird laufend der Nachfrage entsprechend ausgebaut. Mit der österreichischen MTB-Strategie wird der bedarfsorientierte Ausbau gewährleistet.

Die Obmänner und Geschäftsführer der heimischen Waldverbände bei der Festveranstaltung des Waldverbandes Österreich in Velden anlässlich der Übergabe der Obmannschaft.
Quelle: Waldverband Kärnten/Simon Bernlieger

Arbeitskräftemangel in der Forstwirtschaft

Nach schwierigen Jahren bleibt die wirtschaftliche Situation für die Waldbauern und Forstbetriebe weiter herausfordernd. Vor dem Hintergrund steigender Kosten und volatiler Erlöse sind die notwendigen Investitionen in Waldpflege und Erhalt der Infrastruktur für viele Betriebe nicht leicht zu stemmen. Aktuell ist man beim Waldverband „zufrieden“ mit der Nachfrage nach dem Roh- und Werkstoff Holz, Hauptabnehmer ist die heimische Sägeindustrie. „Zugleich ist der Holzmarkt ein globalisierter Markt und reagiert empfindlich auf politische und wirtschaftliche Weltereignisse.“

Die Holz- und Forstwirtschaft ist eine der größten Arbeitgeber Österreichs. Über 300.000 Einkommensbezieher entlang der Wertschöpfungskette Holz erwirtschaften jährlich rund 28 Milliarden Euro – eine Größenordnung ähnlich dem Tourismus. Der Bedarf an Arbeitskräften ist weiter hoch – „es fehlen die ausführenden Hände“ – die Branche bietet jedoch attraktive Arbeitsplätze, auch im Bereich der Forsttechnik werden hochqualifizierte Mitarbeiter gebraucht und ausgebildet.

Forstpolitik: Überregulierung und Zertifizierungswahn

Die Führung des Waldverbandes kritisiert „Gesetze, die weit weg sind von der Realität und entkoppelt von den Lebensbedingungen“. Als Beispiel wird die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) angeführt. Diese soll verhindern, dass Produkte, die mit einer Entwaldung in Verbindung stehen, innerhalb der EU verkauft werden. In Österreich ist die Walderhaltung gesichert, die Waldflächen wachsen täglich um mehr als sechs Hektar und das österreichische Forstgesetz gilt als eines der strengsten der Welt.

Immer mehr und immer bürokratischere gesetzliche Vorgaben sind eine administrative Belastung für Waldeigentümer und für die öffentliche Verwaltung nicht mehr kontrollierbar. Mit Zertifizierungssystemen wolle man dies in den Griff bekommen, was aber nichts anderes bedeute als „ein Outsourcing von Gesetzeskontrollen an private Zertifizierungsunternehmen. Die Durchführung dieser Zertifizierungen ist ein durchaus lukratives Geschäftsmodell , für die betroffenen Betriebe hingegen ein großer Kostenfaktor. In Österreich wird seit über 30 Jahren freiwillig nach den internationalen PEFC-Richtlinien zertifiziert, womit alle Nachhaltigkeitskriterien entlang der Wertschöpfungskette nachgewiesen werden. Die EU-Kommission akzeptiert dieses etablierte Zertifizierungssystem jedoch nicht, was zu zusätzlichen kostspieligen Zertifizierung führt, die am Ende das gleiche belegen. „Und da muss man sich schon die Sinnfrage stellen.“

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