SchweinFerkelproduktionNeues AMA Tierwohl-Modul für Schweinehalter

Neues AMA Tierwohl-Modul für Schweinehalter

VÖS-Obmann Walter Lederhilger und VÖS-Geschäftsführer Michael Klaffenböck bei der Präsentation der österreichischen Tierwohl-Strategie.
Quelle: VÖS

Der Verband Österreichischer Schweinebauern (VÖS) möchte sich den Forderungen der Gesellschaft nach mehr Tierwohl anpassen. Gleichzeitig soll die Selbstversorgung mit Schweinefleisch im Inland weiter gesichert sein, sprich man möchte einen – wie in Deutschland wahrscheinlichen – Strukturbruch verhindern. Laut VÖS-Obmann Walter Lederhilger müsse daher bei einer Ausweitung der Tierwohl-Schweinehaltung in Österreich „behutsam vorgegangen werden“.

Lederhilger präsentierte am 3. Dezember 2021 die neue Tierwohlstrategie „Tierwohl.Schwein.Österreich“ im Rahmen einer Pressekonferenz im Haus der Tierzucht in Wien. Mit dabei waren Thomas Reisecker, Koordinator der Jungen Veredler Österreich sowie Martina Rieberer, Pressesprecherin von Bauernbund-Obmann Georg Strasser.

1 Mio. Tierwohlschweine bis 2030

Ziel bis 2030 ist es, 1 Mio. Tierwohlschweine zu vermarkten. Das wäre eine Steigerung von derzeit 5 auf 20 %. Aktuell werden 45% der in Österreich gehaltenen Schweine nach den Richtlinien des AMA-Gütesiegels gehalten.

Im Rahmen eines Stufenplans („AMA-Masterplan“) werden nun die Anforderungen des AMA-Gütesiegels für schweinehaltende Betriebe deutlich über die gesetzliche Basis und über internationale Standards angehoben. Bestehende Stallungen müssen diesen Anforderungskatalog bis 2032 erfüllen und damit den Mastschweinen mehr Platz und Beschäftigungsmaterial zur Verfügung stellen. Im Fall von Stallneubauten bedeutet das ab 2022 mehr Platz, ein befestigter Liegebereich, eine Kühlung und größere Gruppen für die Tiere. Zudem sind ein verpflichtendes Antibiotika-Monitoring und eine stickstoffreduzierten Fütterung zur Verringerung der Ammoniakemissionen vorgesehen. Laut Walter Lederhilger werden in Österreich bereits jetzt gut 50% weniger Antibiotika eingesetzt als im europäischen Durchschnitt.

Hier können Sie die Vollversion des VÖS-Strategiepapiers nachlesen.

Neues AMA Tierwohl-Modul: „Haltungsnote 1“

Das bestehende AMA-Gütesiegel Modul „Mehr Tierwohl“ „Haltungsnote 2″ (60 % mehr Platz, eine befestigte Liegefläche mit verpflichtender Stroheinstreu) wird um ein weiteres Segment ergänzt. Das sind die Anforderungen für die neue „Haltungsnote 1“:

  • 100 % mehr Platz
  • Fütterung mit europäischen GVO-freien Eiweißfuttermitteln
  • ständiger Zugang zu einem Auslauf
  • Kupierverzicht
  • Kastration männlicher Ferkel unter Narkose

Gemeinsam mit der Bio-Schweineproduktion bilden diese beiden Segmente des AMA-Gütesiegels „Mehr Tierwohl“ das Premium-Segment der österreichischen Schweineproduktion. Durch klare Kommunikation sollen diese verschiedenen Ebe­nen in den kommenden Monaten transparent an die Konsumenten gebracht werden. Diese Transparenz ermöglicht eine informierte Kauf­entscheidung und die Landwirtinnen und Landwirte sind bereit, die Wünsche und Vorstellungen der Konsumenten umzusetzen.

VÖS: Faire Aufschläge für mehr Tierwohl

Lederhilger: “Das AMA-Gütesiegel wird im Bereich Schweinefleisch mit höheren gesetzlichen Standards aufgewertet. Mit klar erkennbaren Tierwohl-Kategorien wird für mehr Transparenz gesorgt. Durch die Schaffung neuer Vermarktungsstrukturen wollen wir möglichst vielen Landwirten einen Umstieg auf höhere Haltungsstandards ermöglichen und gleichzeitig faire Aufschläge garantieren. Wir setzen uns auch für einen Beitrag aus der öffentlichen Hand zur Weiterentwicklung unserer Betriebe ein”, verwies Lederhilger auf den im Herbst 2020 vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus präsentierten “Pakt für mehr Tierwohl in der produzierenden Landwirtschaft”. Neben den darin vorgesehenen Investitionsförderungen für besonders tierfreundliche Stallungen und der ÖPUL-Maßnahme zur Abgeltung der laufenden Mehrkosten schlägt der VÖS zusätzliche Anreize durch optionale Aufschlägen bei ÖPUL-Programmen, etwa für die Haltung unkupierter Tiere, vor.

Des Weiteren brauche es Planungssicherheit und eine faire Abgeltung für die Landwirte, um die Produktion im Land zu halten und nicht ins Ausland zu verlagern. Eine umfassende Image- und Kommunikationsoffensive sowie Herkunftskennzeichnung seien dafür Voraussetzung. Darüber hinaus sollten laut VÖS auch Erleichterungen in Genehmigungsverfahren für Stallneubauten angegangen werden. In der Vermarktung möchte die Branche mit dem Zusammenschluss der heimischen bäuerlichen Erzeugergemeinschaften zur Österreichischen Schweinebörse eGen fokussierter auftreten.

„Struktur nicht aus den Augen verlieren“

Thomas Reisecker von den Jungen Veredlern meint: „Wir machen uns auf den Weg in Richtung mehr Tierwohl. Dabei verlieren wir die Herausforderungen in der Struktur der heimischen Schweinewirtschaft nicht aus den Augen und bieten jedem Schweinehalter die Möglichkeit, diesen Weg mitzugehen. Jetzt liegt es an den nachgelagerten Bereichen, sich mit uns auf den Weg zu mehr Tierwohl zu machen.“

Bauernbund-Präsident Georg Strasser lässt schriftlich ausrichten: „Es braucht mehr Tierwohl, es braucht aber auch mehr Bauernwohl. Mit dieser Strategie wollen wir den Schweinebauern Perspektiven geben. Mit dem Stufenplan bis 2032 versuchen wir, den Wünschen der Gesellschaft nach einerseits mehr Tierwohl und andererseits der Selbstversorgung gerecht zu werden.“

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