LandlebenUrlaub Am BauernhofReportage: Zukunftsfit dank Tradition

Reportage: Zukunftsfit dank Tradition

Der gemauerte hellblaue Trakt wird an die Gäste vermietet, das hintere hölzerne Obergeschoß des Hauses dient der Familie als Wohnraum.
Quelle: Trummer

Es ist ruhig im Osttiroler Villgratental. Der Schnee schmilzt an diesem lauen Wintertag vor sich hin. Vroni Leiter stapft durch das Schnee-Wasser-Gemisch an einer kleiner Kapelle vorbei. Sie macht halt vor einem Weidezaun. „Sie passen einfach zum Hof – zum ganzen Konzept“, erklärt die gebürtige Steirerin und deutet auf die zotteligen Wesen vor ihr: 16 Stück Schottische Hochlandrinder und ein tibetisches Yak. Der Bio-Betrieb hat vor mehr als 25 Jahren die intensive Milchwirtschaft aufgegeben und auf die extensive Tierhaltung umgestellt. „Die Hochlandrinder sind genügsam. Sie stellen wenig Anspruch ans Futter. Anstatt einer Fertigmischung aus dem Silowagen schroten wir das Getreide in unserer hofeigenen Mühle selbst. Es ist die letzte funktionstüchtige von einst 17 Mühlen im Tal“, betont Leiter und zeigt mit ausgestreckter Hand auf ein kleines hölzernes Gebäude mit Wasserrad ehe sie in Richtung Hof kehrtmacht.

Erbhof in siebter Generation

Der im Jahr 1433 erstmals erwähnte Wurzerhof liegt im hinteren Winkeltal, einem Talschluss in Außervillgraten. Sepp Leiter hat den Einhof im Jahr 1999 von seinem

Sepp Leiter setzt auf die extensive Rasse „Schottisches Hochlandrind“.
Quelle: Trummer

Vater in siebter Generation übernommen. „Ich konnte mir nie vorstellen, Bauer zu werden. Mich hat immer alles fasziniert, was Räder hatte. Nach der Führerscheinprüfung habe ich bei einer Kufsteiner Spedition als Fernfahrer zu arbeiten begonnen. Als mein Vater jedoch im hohen Alter krank wurde, bin nach Hause zurückgekehrt und habe den Hof übernommen“, erzählt der Osttiroler. Zum Wurzerhof zählen neben dem Einhof eine hofeigene Kapelle, ein Sägewerk sowie das Mühlengebäude. „Unsere Flächen sind arrondiert und reichen von der Dorfstraße bis zum Gipfelkreuz des Hausbergs. Einst waren mehr als 20 Knechte und Tagelöhner nötig, um die rund 275 Hektar Wald und Wiese zu bewirtschaften“, so Leiter. Das spiegelt sich auch im Aufbau des Einhofs wider. „Der hölzerne Teil mit den Stallungen war das Ursprungsgebäude. Auf Grund der hohen Zahl an Bediensteten wurde der Hof vor rund 300 Jahren durch einen gemauerten Zubau zur Straße hin erweitert. Mit der Industrialisierung rentierte sich der Betrieb von Sägewerk und Mühle nicht mehr. Fremdarbeitskräfte wurden nicht mehr benötigt. Das Haus stand zum Großteil leer“, erklärt der Landwirt. Der Einhof samt Nebengebäude will aber erhalten werden. Nach der Hofübernahme im Jahr 1999 änderte sich am Wurzerhof einiges. „Ich stand plötzlich vor der Frage, wie ich den Hof zukünftig erhalten und das Erbe der Vorfahren bewahren kann. Als erstes habe ich die 30 Stück Fleckviehrinder vom Hof gegeben. Der alte Anbindestall war nicht mehr zeitgemäß. Zeitgleich habe ich den Betrieb auf eine biologische Wirtschaftsweise umgestellt. Schottische Hochlandrinder pflegen seitdem unsere Wiesen- und Almflächen und liefern ein Fleisch mit hervorragender Qualität“, erklärt Sepp Leiter. Hochlandrinder und Forstwirtschaft reichten aber nicht aus, um den Hof zu erhalten und davon leben zu können.

Was der Artikel für Sie noch bereit hält:

  • Vermietung als Chance
  • Denkmalschutz
  • Kreislaufwirtschaft
  • Lebendes Museum

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