Bauernsprecher Hans MeisterRisiko Internetkauf

Risiko Internetkauf

Herr M*. schildert seine Erfahrung beim Kauf eines Alttraktors im Internet:

Ich habe mich im Dezember 2013 zum Kauf eines 15er-Steyr-Traktors entschlossen. Als Werbefahrzeug und Transportgerät für mein Räumungsund Entsorgungsunternehmen.

Ein gewisser „Steyr Fritz“ bot diesen Traktor mit verschiedenen Angaben zum Baujahr auf einer Internetplattform um 5.800 Euro zum Verkauf an. Ich selbst habe dieses Fahrzeug um 4.200 Euro von ihm gekauft. Barzahlung war gewünscht, auf keinen Fall eine Banküberweisung. Eine kurze Probefahrt über den Obstgarten und schon war der Handel perfekt.

Nachträgliche Überraschungen

Der Verkäufer hat mir generelle Informationen über den Traktor gegeben, die sich nun schlichtweg als Lügen herausstellen. Dieses Fahrzeug wurde von ihm nur mit Farbe überzogen (äußerst unprofessionell) und als „sehr schöner 15er-Steyr“ um besagte 5.800 Euro angeboten. Tatsache ist aber, dass bei diesem Fahrzeug keine auch nur ansatzweise Restaurierung stattgefunden hat wie ich das bei gleichen Fahrzeugen in dieser Preisklasse sehe. Nachdem ich ca. 20 Minuten mit dem Traktor langsam gefahren war begann das böse Erwachen. Aus jeder, aber wirklich jeder einzelnen Dichtung läuft Öl, Motoröl sowie Hydrauliköl. Die Verkabelung ist laut Kfz-Elektriker „ein Verbrechen“. Die Anzeigen sind kaputt. Die Kupplung ist defekt. Die Schaltung habe ich schon reparieren lassen, da die Kulissen zu abgenutzt waren – die Retourgangstellung ließ sich nicht mehr in Neutralstellung bringen. Bauteile am Seitenmähwerk fehlen. Diverse Bauteile für die Hydraulik fehlen. Beide Radlager an den Vorderreifen sind kaputt. Die Zylinderkopfdichtung wurde unprofessionell getauscht und ist undicht. Der Kühler verliert andauernd Flüssigkeit – auch im Leerlauf am Stand. Eine Ölleitung zum Motor ist mit Silicon eingeklebt – Öl läuft aus! Diese Liste ließe sich jetzt noch beliebig fortsetzen, z.B. dass jeder Schraubenkopf am Traktor verschlagen ist und mit regulären Ringschlüsseln nicht mehr zu öffnen ist.

Vor kurzen sah ich wieder ein Inserat vom „Steyr Fritz“ auf einer Plattform. In diesem Inserat ist der Traktor zu sehen, den ich gekauft habe und der seit Dezember 2013 auf meinem Gelände steht!

So will ich jeden vor den Machenschaften dieses Anbieters warnen und bin der Meinung dass solche Typen von Internet-Portalen ausgeschlossen werden müssen!

Problem Schnäppchenjagd

Diesen Wunsch nach Ausschluss unseriöser Firmen von allen Portalen verstehe ich gut. In der Praxis ist diese Forderung aber kaum umsetzbar. Die Betreiber von Internetplattformen wie z.B. auch LANDWIRT.com sind nicht in der Lage die tausenden von Angeboten in ihren Portalen auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Und selbst, wenn es eine schwarze Liste von kriminellen Anbietern gäbe, die den Portalbetreibern bekannt wäre, würde das in der Praxis wenig ändern. Da dann der als unseriös bekannte Anbieter schwups den Namen ändert und das Spiel mit neuem Namen neu beginnt. Gegen Internetbetrug hilft nur eigene Vorsicht. (Siehe meinen Beitrag LANDWIRT 7/2013 und http://www.landwirt.com/internetbetrug)

Der wirkliche Grund, warum betrügerische Anbieter immer wieder ihre Abnehmer finden, ist der Wunsch der Kunden nach dem besonders günstigen Schnäppchen. Diese Nachfrage wird mit getürkten Angeboten bedient. Je günstiger das Angebot, desto risikoreicher das Geschäft.

Es ist wichtig und eine Hilfe, dass Leser wie Herr M. ihre Erfahrung auch öffentlich kundtun, um so andere zu warnen. Trotzdem bleibt als oberstes Gebot für Internetkäufe: gute Kenntnis des Marktes und des Preisniveaus des zu kaufenden Produktes und sich nicht von Schnäppchenangeboten verführen lassen.

Sie wollen uns ihre Meinung zum Thema sagen? Schreiben Sie uns:

hans.meister@landwirt-media.com, Tel.: 0316/821636-145, Fax: DW 151


* Name und Anschrift der Redaktion bekannt

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