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Rundballenwickler im Systemvergleich: Wer ist schneller?

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Der G1015 Dreipunktwickler besticht durch seine Hangtauglichkeit.
Quelle: Paar

Wie effizient man beim Wickeln von Rundballen ist, hängt von vielen Kriterien ab: Ballen aufnehmen, Wickelgeschwindigkeit, Ballen transportieren, ablegen bzw. stapeln. Mit einem Doppelarmwickler ist man nicht zwangsläufig doppelt so schnell wie mit einem Einarmwickler. Außerdem hängt viel vom Geschick des Traktorfahrers und der Ballenlogistik auf dem Feld sowie zum Lagerplatz ab. Darum haben wir gemeinsam mit drei Schülern der Lehr- und Forschungsanstalt HBLFA Raumberg-Gumpenstein einen Systemvergleich der beiden Rundballenwickler durchgeführt. 

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Vergleich der Wickelgeräte

Dabei haben wir einen Dreipunktwickler mit einem gezogenen Wickler verglichen. Um die Zeitersparnis eines Doppelarmwicklers gegenüber einem Einarmwickler zu veranschaulichen, rüsteten wir die beiden Testgeräte mit unterschiedlichen Wickelarmen aus. Göweil stellte uns für diese Untersuchung den Dreipunktwickler G1015 mit einem Arm sowie den gezogenen G5012 mit Doppelarmwickler zur Verfügung. Neben der Erfassung der Arbeitszeiten verglichen wir auch die Handhabung, da diese die Gesamtarbeitszeit maßgeblich beeinflusst.

Wir haben mit beiden Geräten Silage-Rundballen (2. und 3. Schnitt) auf ebener Fläche und auf einer Hangfläche aufgenommen, gewickelt und abgelegt. Dabei erfassten wir mit einer
Stoppuhr die einzelnen Arbeitsschritte.

“Pro” gezogener Wickler

Markus Huber

bewirtschaftet einen Milchviehbetrieb in Wörschach. Er gibt allerdings dem gezogenen Rundballenwickler G5012 den Vorzug: „Die Nachteile beim Dreipunktwickler sehe ich bei der geringen Anzahl von Folienrollen, die man mitnehmen kann, dem Erfordernis von Load Sensing, das bei kleineren, älteren Traktoren nicht immer vorhanden ist und der teilweisen Abdeckung der Rückbeleuchtung des Traktors durch den Wickler. Das ist besonders bei Nachtfahrten „lästig“. Zudem begeistert mich beim gezogenen Rundballenwickler die kurze Wickelzeit, die Möglichkeit einen leistungsschwächeren Traktor einzusetzen und die Mitnahmemöglichkeit eines zusätzlichen Ballens zum Feldlager. Ein weiterer Vorteil der gezogenen Maschine ist auch das ermüdungsfreiere Arbeiten an einem langen Arbeitstag. Man muss bei der Ballenaufnahme nicht immer nach hinten schauen, sondern es genügt ein seitlich nach hinten gerichteter Blick, ob der Ballen auch richtig aufgenommen wird.“

Die getesteten Rundballenwickler

Die beiden Rundballenwickler der Firma Göweil unterscheiden sich im Wesentlichen hinsichtlich der Anbindung zum Traktor und der Anzahl der Wickelarme – G1015 ist ein angebauter Einarmwickler und G5012 ein gezogener Zweiarmwickler. Daraus ergibt sich ein klarer Gewichtsunterschied von über 750 kg zugunsten des angebauten Wicklers. Dieser Gewichtsvorteil ist allerdings relativ, da der „große“ Wickler gezogen wird und sich aufgrund dessen auch mit kleineren Traktoren betreiben lässt. Daher muss man bei der Wahl des Traktors auch nur bedingt auf das „Zusatzgewicht“ des Rundballens Rücksicht nehmen.

Bei herkömmlichen Silageballen sind das in der Regel zwischen 650 und 850 kg, die zu bewegen sind. Bei sehr nassen Silagen oder im Durchmesser größeren Rundballen können diese aber auch bis zu 1.000 kg schwer sein. Dabei spielt bei Anbaugeräten vor allem die Gewichtsverteilung am Traktor eine große Rolle. Ohne Zusatzgewicht an der Fronthydraulik kann nicht mehr sicher gefahren werden. Für den Anbauwickler G1015 gibt Göweil ein maximales Ballengewicht von 1.200 kg an. Mit dem G5012 darf man laut Hersteller bis zu 1.800 kg schwere Ballen aufladen.

Grundausstattung der Rundballenwickler

Anbauwickler sind in der Anschaffung deutlich günstiger als gezogene Geräte. Zudem ist man mit einem Dreipunktwickler beim Ablegen und Stapeln am Lager wendiger und flexibler. In der Grundausstattung unterscheiden sich die beiden Wickler zum einen im erforderlichen Hydraulikanschluss. Das Anbaugerät braucht nur einen Druckanschluss mit einem drucklosen Rücklauf, während der gezogene Wickler zusätzlich ein doppelwirkendes Steuergerät benötigt. Zusätzlich ist für diesen Wickler neben dem dreipoligen Stromstecker auch ein siebenpoliger elektrischer Anschluss für die Beleuchtung nötig. Ein bedeutender Unterschied liegt auch in der Anzahl der Folienrollen, die man am Gerät mitführen kann. So hat die kleinere, angebaute Wickelmaschine nur einen Rollenhalter, während die gezogene Maschine in der Standardversion sechs Folienrollen mittransportieren kann.

Ergebnisse der Arbeitszeitmessungen

Die Arbeitszeitmessungen waren wenig überraschend – der Zweiarmwickler braucht für das Wickeln der Rundballen nur halb so lange wie der Einarmwickler. Die reine Wickelzeit ist jedoch nur ein Beurteilungskriterium. Der Vergleich der Gesamtarbeitszeit (Mittelwert aus zehn Einzelmessungen) zeigt einen Unterschied von über 50 Sekunden pro Ballen für das Aufnehmen, Wickeln und Ablegen zugunsten der Zweiarm-Wickelmaschine auf der ebenen Fläche. Selbst wenn man die 15 Sekunden Zeiteinsparung für ein effizienteres Arbeiten (wickeln und gleichzeitig transportieren) abzieht.

Interessant ist der Vergleich der beiden Wickelgeräte am Hang. Dabei ist der Vorteil des „kleineren“, wendigeren Anbauwicklers bereits bei der Ballenaufnahme im Ansatz erkennbar, auch wenn es sich nur um wenige Sekunden handelt. Die Wickeldauer am Hang ist bei beiden Maschinen kaum länger als in Tallage, während sich ein deutlich erkennbarer Unterschied bei der Ballenablage ergibt. Hier dreht sich das Verhältnis um – mit dem gezogenen Rundballenwickler braucht es 18 Sekunden bis zur Weiterfahrt, während man mit dem Anbauwickler bereits nach neun Sekunden zum nächsten Ballen fahren kann.

Insgesamt nimmt die Manipulation der Rundballen mit dem angehängten Wickler am Hang deutlich mehr Zeit in Anspruch als auf der ebenen Talfläche, nämlich rund 20 Sekunden pro Ballen. Die Ballen des Anbauwicklers jedoch sind am Hang im Vergleich zur Talfläche um zwei Sekunden schneller fertig. Dieser minimale Zeitunterschied ergibt sich im Wesentlichen aufgrund des unterschiedlichen Handlings auf den beiden Flächen – die „Hangballen“ wurden außerhalb des Versuches vom Landwirt selbst gewickelt.

“Pro” Anbauwickler

Wolfgang Stachl

bewirtschaftet in Aigen im Ennstal einen Milchviehbetrieb: „Für meinen Betrieb hat ein Anbauwickler viele Vorteile. Ich bewirtschafte auch einige Hangflächen und wickle im Jahr rund 1.200 Rundballen mit einem Durchmesser von 1,40 m. Für diese großen Silage-Rundballen brauche ich einen großen, schwereren Traktor mit Frontgewicht. Ich baue dafür an meinen New Holland T5.110 den Frontlader mit Ballenzange auf. Gerade am Hang braucht es eine sichere Ballenaufnahme und –ablage, und das geht mit dem Anbauwickler deutlich besser.

Auch beim Stapeln am Feldrand hat der Anbauwickler seine Vorteile. Die geringere Transportleistung – nur ein Ballen hat am Wickler Platz – gleiche ich mit der Ballenzange aus und transportiere so ebenfalls zwei Ballen gleichzeitig zum Zwischenlagerplatz am Feld. Während der Fahrt zum Feldlager wickle ich den zweiten Ballen fertig. Das geht mit der gezogenen Maschine nicht. Zudem ist man am Ballenlager etwas langsamer, weil das genaue Ablegen nicht so einfach funktioniert. Fazit für meinen Betrieb: Ich werde mir wahrscheinlich einen angebauten Doppelarmwickler anschaffen. Der vereint fast alle Vorteile beider getesteten Maschinen. Er lässt sich am Hang gut fahren und ermöglicht mir dank der erhöhten Wendigkeit eine rasche Ballenablage am Feldrand. Der zweite Arm halbiert die reine Wickelzeit und somit auch die Gesamtarbeitszeit.“

Resümee – Ballenwickler

Das Ballenwickeln ist, wenn es nicht in Kombination mit dem Pressen erfolgt (PressWickel-Kombination), immer wieder ein termingebundener Arbeitsprozess, der einiges an Abstimmung erfordert: Wie viel Ernteleistung schafft die Presse, wie groß und wie schwer sind die Ballen. Dazu kommen Transportarbeiten am Feld, denn es muss ein Sammelplatz errichtet werden.

Am Hang und bei kleinerer Ballenanzahl ist der Anbauwickler zu bevorzugen. Am Hang hat er annähernd dieselbe Leistung wie der gezogene Doppelarmwickler. Zudem ließe sich die reine Wickelzeit beim Anbauwickler mit einem Doppelarm weiter reduzieren.

Für die ebenen Tallagen und bei großer Stückzahl an Rundballen, die jährlich gewickelt werden müssen, hat der gezogene Doppelarmwickler unschlagbare Vorteile. Pro Ballen ist man beinahe um 30 Sekunden schneller beim Aufnehmen, Wickeln und Ablegen. Zudem kann ein zweiter Ballen mittransportiert und damit deutlich schneller ein Feldlager errichtet werden.

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