So produzieren die Schweden Milch

Es ist ein warm-schwüler Nachmittag. Der Feldweg zum Betrieb von Dag Arvidsson ist staubig. Schlauchrollen von Bewässerungsanlagen prägen das Landschaftsbild in der Ferne. Der schwedische Landwirt streift durch die Weiden und kontrolliert den Aufwuchs darauf. Der Befund: Regen wäre bitter nötig.

Vegetationsgrenze wandert

Seine Holsteinkühe leisten ihm an diesem 30 Grad heißen Tag draußen nur wenig Gesellschaft. „Die Stalltür steht immer offen, vor sieben Uhr abends sieht man aber kaum eine Kuh draußen“, erklärt Bio-Bauer Dag Arvidsson. „Das Klima erwärmt sich bei uns im Norden stärker als am Äquator. Zum einen profitiert die schwedische Landwirtschaft davon, denn jeden Tag rückt die Vegetationsgrenze einen Meter näher Richtung Norden. Dadurch haben wir von Jahr zu Jahr mehr nutzbare Fläche zur Verfügung. Auf der anderen Seite haben wir mehr heiße Tage und das bringt auch Trockenheit mit sich“, schätzt der Landwirt die Folgen des Klimawandels ein. Sein Bio-Betrieb liegt in der Gemeinde Götene, etwa zwei Autostunden nordöstlich von Göteborg.

Nach der Weidekontrolle geht Arvidsson in Richtung Kuhstall. Während er am Eingang ankommt, bewegt sich eine fünfköpfige Kuhgruppe durch die automatischen Selektionsgitter in Richtung Weide. Zwei davon leitet das automatische Torsystem wieder zurück in den Stall. „Die beiden waren wohl schon eine Weile nicht mehr im Melkroboter. Sechs Stunden nach der letzten Melkung sperrt das Transpondersystem das Anrecht auf die Weide. So schaffen wir trotz Weide 2,8 Melkungen pro Kuh und Tag“, erklärt der Bauer. Melkroboter gehören in schwedischen Betrieben zum alltäglichen Bild. Auch sein Berufskollege Per Larsson schwört auf das automatische Melken. Sein Betrieb liegt in der Gemeinde Tibro, etwa eine Autostunde östlich von Dag Arvidssons Hof. Während sich die Betriebsleiter für das gleiche Melksystem entschieden haben, gibt es Unterschiede in der Rassenauswahl.