LANDWIRT 2023 Nr. 22

17 22-2023 Leserforum (K)Ein Grund zum Feiern? Die Agrarmarkt Austria wurde vor 30 Jahren gegründet. Doch war und ist alles Gold bei der GAP-Förderverwaltungsstelle und ihrer Marketing-Tochterfirma? Kontra vor den Verwaltungsgerichten. Letztlich kamen selbst unschuldige Bauern zum Handkuss und mussten finanziell bluten. Auch die Geschichte der AMA-Marketing ist durchwachsen: Zur Absatzwerbung bäuer- licher Urprodukte und des AMA-Gütesiegels wurde eine eigene Steuer, der AMA-Marke- tingbeitrag, erfunden. Von diesem wurden die Getreidebauern von Anfang an aber befreit, weil man ihren Abgabebeitrag bei der Vermahlung nie festgesetzt hatte. Das Gütesiegel wiederum wurde zwar mit Millionen an Bauerneuros aufgebaut, hat aufgrund aufgedeckter Tierhaltungsverstöße zuletzt aber doch an Strahlkraft verloren. Damit die Getreidebauern nun auch ihre Abgaben leisten, wurde neben den bisheri- gen Produktabgaben flugs ein zusätzlicher Flächenbeitrag eingeführt. Der ist aber nichts anderes als eine Art zweite Grund- steuer für alle Produktionsflächen, die gleich von den GAP-Förderungen abgezogen wird. Dass man sich bei den gar nicht zimper- lichen Tierschützern für deren Meldungen über vorgebliche oder tatsächliche bäuer- liche Tierschutzvergehen bedankt hatte, erhebt diese de facto in den Stand einer neuen „AMA-Schnüffelpolizei“. Geht´s noch? Die 30-jährige Geschichte der AMA und der AMA-Marketing ist nicht so rosig wie es sich diese beiden Monopolisten selbst ausmalen. Von den Kinderkrankheiten der ersten Mehr- fachanträge, wo Bauern wegen Formular- und Beratungsfehlern teils um viel Geld um- gefallen waren, abgesehen, empfinden viele die AMA-Kontrollen oft als Bauernschach oder Schikane pur. Zudem belastete das so- genannte Almenchaos jahrelang die Bauern- seelen und deren Geldbörsen massiv. Die „Agrardreifaltigkeit“ aus Agrarministerium, Landwirtschaftskammer und AMA schafften es jahrelang nicht, ein funktionierendes Almverwaltungs-, Vermessungs-, Beratungs- und Kontrollsystem zu etablieren. Denn die Almfutterflächen wurden ständig falsch berechnet und die EU drohte letztlich, die GAP-Gelder einzufrieren. Dieses staatliche Multiorganversagen gipfelte in unzähligen Fördergeldrückforderungen samt Prozessen Pro Mit Juli 1993 übernahm die Agrarmarkt Austria (AMA) die operative Tätigkeit als Marktordnungsstelle von den bis dahin bestehenden agrarischen Fonds. Ein wich- tiger Schritt, der im Vorfeld des EU-Beitritts Österreichs erfolgte. In den Anfangsjahren wurde der Geschäftsbereich Agrarmarketing in die Agrarmarkt Austria Marketing GmbH ausgelagert. Der erste große Härtetest für die junge AMA war die Antragstellung für die Förderungen im Rahmen des Mehrfachantrages und die Auszahlung an die Bauern im Dezember 1995. Seitdem konnten über 10 Millionen Anträge bearbeitet und rund 60 Milliarden Euro zuverlässig und korrekt an die Berech- tigten ausgezahlt werden. Ziel der AMA war es immer, neben der zeitgerechten und korrekten Abwicklung besonderes Augenmerk auf mögliche Vereinfachungspotenziale in den notwendi- gen Verwaltungsabläufen und Abwicklungs- fragen zu legen. Als eine der wahrscheinlich am besten kontrollierten Organisationen in Österreich wurde die AMA bisher insgesamt über 220 Mal von EU- und nationalen Prüf- stellen wie beispielsweise dem Europäischen Rechnungshof, der EU-Kommission und dem Österreichischen Rechnungshof überprüft. Die Ergebnisse bestätigen den hervorragen- den Ruf der AMA. Nach drei Jahrzehnten erfolgreicher Arbeit ist Österreich unter allen Mitgliedstaaten ein Land mit den geringsten Rückzahlungen an Brüssel. Vor 30 Jahren wurde auch die Idee des AMA-Gütesiegels geboren. Es ist das einzige behördlich anerkannte und EU-notifizierte Gütesiegel für Lebensmittel in Österreich und steht für unabhängige Kontrollen, nachvollziehbare Herkunft und geprüfte Qualität. Einen besonderen Mehrwert bilden die jährlich systematisch, unabhängig und risikobasiert abgewickelten Kontrollen, die zur Sicherstellung der Kriterien durchgeführt werden. Die AMA-Marketing GesmbH, die das AMA- Gütesiegel vergibt, ist als hundertprozentige Tochter der Marktordnungs- und Zahlstelle AMA mit einem gesetzlichen Auftrag ausge- stattet: Qualitäts- und Absatzförderung so- wie das Bereitstellen von Informationen über Lebensmittel und agrarische Erzeugnisse. (Quelle: AMA Originalbericht, gekürzt) Der Jubelbericht auf ama.at Leopold Th. Spanring, LANDWIRT Redakteur

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