LANDWIRT 2023 Nr. 22
Mein Betrieb 25 22-2023 Magnetschalen verhindern, dass Schrauben und Kleinteile wegrollen. wand für Bringen und Abholen. Einfa- cher ist die Montage in der eigenen Werkstatt. Hydraulische Rangierwa- genheber haben sich auf den meisten Betrieben bewährt. Unterstell- oder Teleskop-Wagenheber können auf tragfähigen Böden eine platzsparende Alternative sein, bieten aber nicht die hohe Standfestigkeit und den Komfort der Rangierwagenheber. Wer über eine Neuanschaffung in diesem Bereich nachdenkt, dem rät Daniel Kühn zu einem lufthydraulischen Modell. Richt- werte sind ein Hub von etwa 750 mm und 10 bis 35 t Tragkraft, je nach Größe der Maschinen. Zusammen mit einem Wagenheber sollten zwingend Abstützböcke zum Einsatz kommen. Die Tragfähigkeit richtet sich auch hier nach den Maschi- nen. „Wenn ich an einem Claas Xerion mit 18 Tonnen Gesamtgewicht arbeite, brauche ich Böcke mit einer Tragfähig- keit von 20 Tonnen”, sagt Daniel Kühn. Die sollten in mindestens zwei Größen vorhanden sein. „Kleinere für die Vor- derachse und größere für die Hinter- achse”, so Michael Scherzl. Neu kosten diese zwischen 160 und 350 Euro. Michael Scherzl warnt davor, sich dieses Geld zu sparen und stattdessen mit Holz zu unterbauen. Ein Luftdruckprüfer gehört ebenfalls zur Standardausstattung einer Hof- werkstatt. „Das muss auch kein digita- ler sein”, schränkt Daniel Kühn ein. Ein Gerät, das nur unter bestimmten Voraussetzungen Sinn macht, ist nach Ansicht des Fachmanns ein Füllauto- mat. „Der kann Zeit ersparen, kostet aber auch um die 350 Euro und man braucht trotzdem noch ein Handfüllge- rät“, fasst Daniel Kühn zusammen. An- ders ein Reifenmontiergerät: Das kann helfen, wenn ein Landwirt beispiels- weise regelmäßig zwischen Pflege- und Standardreifen wechselt, ihm die Mon- tage der großen Reifen aber zu aufwen- dig ist. In Zeiten von immer größer werdenden Reifen werden diese Geräte immer wichtiger, findet Daniel Kühn. Nicht nur beim Reifenwechsel nötig ist ein Drehmomentschlüssel. In einer Hofwerkstatt sollten mindestens drei vorhanden sein: kleinere mit 40 bis 200 und 80 bis 400 sowie ein großer Schlüs- sel mit 200 bis 1000 Newtonmeter. Ergonomisches Arbeiten „Ein Landmaschinenmechaniker ar- beitet auf den Knien”, sagt Michael Scherzl. Kniepolster sind daher bei län- ger dauernden Reparaturen ein Muss. Tipp von Daniel Kühn: Arbeitshosen mit integrierten Polstern für die Werk- statt kaufen. Damit die Arbeiten an und unter den Maschinen nicht zu Rückenschmerzen führen, sollte neben einem Rollbrett ein Arbeitsstuhl mit Rollen nicht fehlen. „Im Trend sind Akkuleuchten, die magnetisch an Oberflächen halten”, so Daniel Kühn. Verhältnismäßig günstig sind Magnet- schalen. Sie verhindern, dass Schrau- ben herunterfallen und wegrollen. Große Maschinen wie Mähdrescher oder Ladewagen können meist nicht in der Hofwerkstatt repariert werden, sondern in der Maschinenhalle oder direkt auf dem Acker. Doch wie bringt man das Werkzeug am besten dorthin? Die Luxusvariante sei ein Betriebsauto mit eingebauten Werkzeugschränken, meint Michael Scherzl. In einem ab- schließbaren Werkzeugwagen sind die wichtigsten Schlüssel und Geräte eben- falls gut aufgehoben. „Alternativ kann ich Werkzeug auf Paletten packen und mit einem Anhänger dorthin bringen.” Schließlich bringt das beste Werkzeug nichts, so man es nicht zur Hand hat, wenn man es braucht. n Hofwerkstatt oder Fachwerkstatt? Entscheidend für die Frage, ob eine Reparatur auf dem eigenen Betrieb oder doch lieber in der Fachwerkstatt vorge- nommen werden sollte, ist in erster Linie das Können des Landwirts. Wer das technische Know-how besitzt, kann einen Großteil der anfallenden Reparaturen selbst durchführen. „Nur von modernen Getrieben und sicherheitsrelevanten Bauteilen sollte man die Finger lassen”, sagt dazu Fachmann Michael Scherzl. Bei neuen Maschinen sollte der Kundendienst freilich aus Garantiegründen von der Fachwerkstatt durchgeführt werden. An zweiter Stelle steht die Austattung der Werkstatt. Wenn diese nicht auf ein bestimmtes Bauteil ausgelegt ist, wird eine Reparatur schnell deutlich aufwändiger – und kann in der Fachwerkstatt schneller und somit oftmals günstiger erledigt werden. Gleiches gilt, wenn für eine Reparatur Maschinendaten – etwa zu Betriebsdruck, Drehmoment, Ölmenge und Abmessung – nötig sind. Fehlen diese, sollten die Arbeiten der Fachwerkstatt überlassen werden. Ein Diagnosegerät zum Auslesen von Maschinendaten ist in einer Fachwerkstatt besser aufgehoben als auf einem Betrieb, finden Scherzl und Kühn. „Wichtiger ist, dass ich Fahrgestellnummer, Baujahr, Maschinentyp und den Fehlercode bereithalte, wenn ich in der Werkstatt anrufe”, betont Michael Scherzl. Bei den Kosten sind Landwirten bei der Werkstatt- ausstattung nach oben fast keine Grenzen gesetzt. Ob sich eine Investition lohnt, kann man mit Hilfe der zu erwartenden Reparaturkosten abschätzen. Diese Daten erhalten Landwirte etwa vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) in Deutschland oder vom Österreichischen Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung (ÖKL). Grundsätzlich gilt: Die Reparaturkosten steigen mit Alter, Auslastung und Verschleiß der Geräte und Maschinen. Je höher die zu erwartenden Reparatur- kosten der Maschinen eines Betriebes, desto mehr Geld kann man mit einer gut ausgestatteten Hofwerkstatt sparen.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjE2Njk=