LANDWIRT 2023 Nr. 22 - Deutschland Extra

10 22-2023 die. Beispiele hierfür sind der verstärk- te Ausbau der Photovoltaik auf Sied- lungs- und Verkehrsflächen, auf wie- dervernässten Mooren oder in Kombination mit landwirtschaftlicher Nutzung als Agri-PV-Anlagen. „Wenn der Ausbau von Freiflächen-Photovol- taik entlang von Autobahnen und Bahntrassen baurechtlich privilegiert wird, beschleunigt dies zwar den Aus- bau, fördert aber die Umwandlung von Landwirtschaftsflächen, ohne solche Synergien zu nutzen“, sagt Thünen- Wissenschaftler Osterburg. Ebenfalls um das Thema Flächenver- brauch dreht sich der Volksantrag „Ländle Leben Lassen“ in Baden-Würt- temberg. Ziel ist es, die Versiegelung unbebauter Flächen dort zunächst deutlich zu begrenzen und später auf Netto Null zu reduzieren. Den Antrag haben schon mehr als 40.000 Men- schen unterschrieben, das Quorum wurde erreicht. Die Organisatoren, un- ter denen auch Landwirtschaftsverbän- de sind, haben deshalb entschieden, den Antrag nicht wie geplant bis April 2024 laufen zu lassen, sondern schon früher an den Landtag zu übergeben. LANDWIRT Aktuell Fotohinweis: Shutterstock Flächenfraß Deutsche Landwirte verlieren 300.000 Hektar Nutzfläche D ie landwirtschaftlich genutzte Flä- che in Deutschland wird immer weniger. Das ist soweit bekannt. In einer neuen Studie gingen Forscher des Thü- nen-Instituts nun der Frage nach, wie viel Acker- und Grünlandfläche bis 2030 anderweitig genutzt werden wird, wenn die aktuellen Planungen und Stra- tegien der Politik beibehalten werden. Das Ergebnis der Schätzung: Bis 2030 werden mehr als 200.000 Hektar für Siedlung und Verkehr benötigt, wenn der im „Bündnis bezahlbarer Wohn- raum“ formulierte Bedarf umgesetzt wird. Der geplante Ausbau erneuerba- rer Energien, insbesondere der Freiflä- chen-Photovoltaik, wird bis 2030 mehr als 100.000 Hektar Freifläche bean- spruchen. Gleichzeitig werden für Bio- diversität und Klimaschutz immer grö- ßere Flächen für naturnahe Lebensräu- me und Kohlenstoffsenken gefordert. Diese Ansprüche erfordern Flächen- nutzungsänderungen wie Aufforstun- gen, Gehölzpflanzungen und die Wie- dervernässung von Mooren, die sich auf mehr als 500.000 Hektar summie- ren. Insgesamt ist das mehr als die drei- fache Fläche des Bundeslandes Saar- land. Die gute Nachricht für Landwirte: Nur ein Teil dieser künftigen Umnutzungen wird wohl landwirtschaftliche Flächen betreffen. Dennoch bleiben mehr als 300.000 Hektar landwirtschaftlicher Fläche, die bis in sieben Jahren ander- weitig genutzt werden. Das sind 109 Hektar pro Tag, und damit mehr, als ein durchschnittlich großer Land- wirtschaftsbetrieb bewirtschaftet (ak- tuell 64 ha). „Es ist dringend erforderlich, dass die Nutzungsansprüche stärker miteinan- der in Einklang gebracht werden. Syn- ergien und Mehrfachnutzungen von Flächen sollten so weit wie möglich re- alisiert werden“, sagt Bernhard Oster- burg, der federführende Autor der Stu- Landwirtschaftlich genutzte Fläche - 300.000 Hektar Siedlung und Verkehr + 200.000 Hektar Erneuerbare Energien + 100.000 Hektar Flächenänderungen bis 2030 Aufforstung, Gehölze und wiedervernässte Moore + 500.000 Hektar

RkJQdWJsaXNoZXIy MjE2Njk=