LANDWIRT 2023 Nr. 22 - Deutschland Extra

LANDWIRT Aktuell 12 22-2023 Humusaufbau gleich Klimaschutz? Die richtige Wortwahl Bedeutet Humusaufbau automatisch auch gleich Klimaschutz? „Nicht zwangsläufig“, sagen Wissenschaftler des Thünen-Instituts. In einer neuen Studie bringen sie Licht ins Dunkel um die oft falsch verwendeten Begriffe Kohlenstoffspeicher, Kohlenstoffsenke und Humusaufbau. Prof. Axel Don er- klärt: „Viele Äcker in Europa verlieren wegen des Klimawandels oder durch eine nicht nachhaltige Bewirtschaftung derzeit Humus und somit Bodenkoh- lenstoff.“ Viele Landwirte ergreifen da- her Maßnahmen zum Humusaufbau. Diese verringern aber oft zunächst nur den Abbau des organischen Kohlen- stoffs im Boden. Damit wird zwar des- sen Verlust verlangsamt. Das ist durch- aus im Sinne des Klimaschutzes. Aber es wird nicht automatisch zusätzlicher Kohlenstoff aus der Atmosphäre gebun- den. Axel Don: „Von einer Kohlenstoff- senke oder Kohlenstoffspeicherung kann demnach erst gesprochen werden, wenn von der Fläche insgesamt weniger Treibhausgasemissionen ausgehen, als durch den Humusaufbau gebunden werden.“ Dabei muss auch berücksich- tigt werden, ob durch die Humusauf- bau-Maßnahme nicht an anderer Stelle zusätzliche Treibhausgasemissionen entstehen. Eine reduzierte Bodenbear- beitung könne zwar Humus entstehen lassen, doch das gehe oft mit vermehr- ten Lachgasemissionen einher, so der Wissenschaftler. Da Lachgas ein hoch- potentes Klimagas ist, können bereits kleine zusätzliche Mengen davon den Klimaschutzeffekt des Humusaufbaus ausgleichen oder ins Gegenteil verdre- hen. Eine Analyse von mehr als 100 in- ternationalen wissenschaftlichen Ar- beiten hat in der Studie zudem ergeben, dass selbst Fachleute die Begriffe oft un- genau verwenden. Ziel der Untersu- chung war es daher, die Kommunikati- on zwischen den verschiedenen Interes- sensvertretungen aus Wissenschaft, Po- litik, Wirtschaft und Gesellschaft zu verbessern. E nde November soll es eine Sonder- Agrarministerkonferenz geben. Themen sind die vom Bund geplanten neuen Ökoregelungen und Umschich- tungen der EU-Mittel. Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber hatte das Treffen gefordert. Auf der Sonderkonferenz will sie sich dafür einsetzen, Kürzungen bei den Direkt- zahlungen zu verhindern. „Die Land- wirte brauchen diese einkommens- wirksamen Zahlungen. Diese Mittel müssen zentraler und verlässlicher Be- standteil der Förderung bleiben“, so Ka- niber. Sie lehnt eine weitere Umschich- tung von Mitteln aus der ersten in die zweite Säule ab. Hier sei man mit 15 % bereits an die Schmerzgrenze mitgegan- gen. „Die Programme und Maßnahmen der Länder sind bereits bis 2027 geplant. Das über den Haufen zu werfen, unter- gräbt die Glaubwürdigkeit der Politik“, warnte Kaniber. Das Budget für die be- stehenden Ökoregelungen müsse ausge- schöpft werden. So wäre die dauerhafte Erhöhung der Prämien das entschei- dende Mittel, um die Akzeptanz durch die Landwirte zu erhöhen. Agrarministerkonferenz Sondertreffen im November Jungbauernschaft überreicht Erntekrone Fotohinweis: New Africa/shutterstock.com, Rob Christiaans/shutterstock.com Michaela Kaniber und Kollegen bei der letzten Agrarministerkonferenz im September. Dieses Jahr durfte die Landjugend Plösen aus Oberfranken ihre Erntekrone an das bayerische Landwirtschaftsministerium übergeben. In gut 1.000 Arbeitsstunden haben die Ehrenamtlichen das Getreide geschnitten und getrocknet, das Gestell geschweißt und die Krone gebunden.

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