LANDWIRT 2023 Nr. 22 - Deutschland Extra

Mein Betrieb 20 22-2023 zu vergleichbar geringen Ammoniak- emissionen führen“. Aber realistisch gesehen, auch in Anbetracht der ver- bleibenden Zeit, führt wohl kaum ein Weg an der bodennahen Gülleausbrin- gung vorbei. Christoph Lingg, Milchviehhalter und Vorsitzender des Maschinenrings All- gäu-Bodensee, bringt es auf den Punkt: „Die verpflichtende, bodennahe Gülle- ausbringung wird kommen.“ Die Dis- kussion um Güllewürste und Futter- verschmutzung hält er bei der ganzen Debatte allerdings für zweitrangig: „Klar muss sich hier jeder Landwirt umstellen. Bei der bodennahen Gülle- ausbringung kann man nicht einfach darauf losfahren. Man muss noch bes- ser als bisher wissen, was man tut. Dann funktioniert das System rein technisch aber – auch im Berggebiet.“ Zusatzkosten als Problem Vielmehr als die Güllewürste, sieht er das eigentliche Problem im finanziell- wirtschaftlichen Bereich: „Bei den Kos- ten nimmt man immer nur das neue Güllefass als Maßstab. Dabei werden häufig noch weitere Investitionen fäl- lig, die zusätzlich zu Buche schlagen.“ Denn einfach die Gülle vom Lager in das Fass pumpen und ausfahren, wie bisher bei der Breitverteilung, ist auf vielen Betrieben nicht möglich. Insbe- sondere die Einstreu kann den Land- wirten hier Probleme bereiten. Diese bringt einen hohen Anteil an Feststof- fen in die Gülle, was wiederum deren Fließfähigkeit verringert. Die ist jedoch das A und O bei der bodennahen Gül- leausbringung – auch in Bezug auf Fut- terverschmutzung. Für eine optimale Fließfähigkeit müs- sen Landwirte die Gülle deshalb oft- mals bearbeiten. Ob Verdünnung, Separierung oder Vergärung: Ohne zu- sätzliche Kosten geht das aber nicht. Transportkosten Wasser Die im ersten Moment einfachste Lö- sung ist für viele, die Gülle mit Wasser zu verdünnen. Insbesondere die Nut- zung von kostenlosem Regenwasser scheint dabei wirtschaftlich besonders interessant, um den Trockensubstanz- gehalt der Gülle schnell und günstig zu senken. Will man aber z.B. bei Rindergülle ei- nen ähnlichen TS-Gehalt wie bei der Separierung erreichen, muss man sie unter Umständen um das Doppelte mit Wasser verdünnen. Bereits 2017 veran- schlagte das Landwirtschaftliche Zen- trum für Rinderhaltung, Grünland- wirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei Baden-Württemberg (LAZBW) reine Gülle-Transportkos- ten von rund 50 Cent pro Kubikmeter und Kilometer. Ein Rechenbeispiel zeigt: Ein Milchviehbetrieb mit einer jährlichen Güllemenge von 600 m3 muss demnach 1.200 m3 verdünnte Gülle ausbringen. Liegen die Wiesen durchschnittlich drei Kilometer ent- fernt, sind das allein 1.800 Euro Zu- satzkosten im Jahr. Hinzu kommen die Kosten für entsprechend große Gülle- lager. Die Bodenbelastung durch die erhöhte Frachtmenge kann zudem in- direkt zu wirtschaftlichen Einbußen führen. Ob Gülleseparierung oder Gülleverdünnung: Für beide Verfahren braucht man zusätzliche Lager in Form von Mistplatten oder Güllebehältern – inklusive aller Auflagen und zusätzlicher Kosten.

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