LANDWIRT 2023 Nr. 22 - Deutschland Extra

Mein Betrieb 22-2023 21 Die Verdünnung von Gülle mit Wasser empfiehlt sich daher vor allem für die Ausbringung in den Sommermonaten und bei Betrieben mit Flächen in Hof- nähe. Ein weiteres Problem: Gegen lan- ge Fasern aus der Einstreu, welche die Technik am Fass verstopfen, hilft die Verdünnung nicht. Hier ist zusätz- liche Technik beim Befüllen des Fasses nötig – entweder durch eine optimierte Ansaugung oder die Zerkleinerung. gerkapazitäten an. Christoph Lingg hat die Kosten für seinen 80-Kuh-Betrieb aufgelistet: Der Separator kostete 43.800 Euro, die Lagerplätze für Sepa- rationsmaterial lagen bei 92.500 Euro. Der Schleppschuhverteiler an sein Fass schlug mit 32.250 Euro zu Buche. Einen Festmiststreuer hatte er bereits. Sonst wären hierfür weitere Kosten angefal- len. Unterm Strich ist bei der Separati- on mit Kosten mindestens zwei Euro pro Kubikmeter Gülle zu rechnen. Für kleinere landwirtschaftliche Be- triebe bietet sich laut dem bayerischen Landwirtschaftsministerium eine überbetriebliche mobile Gülleseparati- on durch Lohnunternehmer an. Die Maschinenringsätze liegen nach Aus- kunft des StMELF bei 280 Euro pro Stunde für große mobile Separations- anlagen (200 m³/Stunde). KleineAnla- gen mit 30–50 m³/Stunde kosten 30–50 Euro. Dazu kommen noch Kos- ten für Transport und Auf- bzw. Ab- bau. Auch Christoph Lingg sieht in Ko- operationen eine kostengünstigere Al- ternative. Seine Idee: Landwirte brin- gen ihre Gülle zu einer gemeinschaftli- chen Biogasanlage, wo sie nach der Vergärung separiert wird. Sie bekom- men dann alle Nährstoffe als Separat oder Ammoniumsulfat-Lösung zu- rück. Mit dem Projekt „REG“ will er ei- nen Versuch in diese Richtung starten. Güllezusätze Der Abbau von Feststoffen im Güllela- ger ist die dritte Möglichkeit, um die Fließfähigkeit zu verbessern. So be- richtet Christoph Lingg: „Die beste Gülle für die bodennahe Ausbringung, ist die, die ich am längsten gelagert hat- te.“ Um den Abbau zu verbessern, gibt es Gülleadditive. Viele Landwirte ha- ben damit gute Erfahrungen gemacht. In einer Info-Broschüre der LfL Bayern aus 2021 heißt es jedoch: „...können, unabhängig von den teils erheblichen Zusatzkosten, bis dato der Praxis keine Güllezusatzmittel empfohlen werden, bei denen sich signifikante, wiederhol- bare positive Einflüsse auf gülleverbes- sernde Eigenschaften verlässlich nach- weisen lassen.“ n » Das ganz große Problem der bodennahen Gülleausbringung sind die Kosten. Christoph Lingg Kommentar Von Marzell BUFFLER, LANDWIRT Redakteur Am Scheideweg Jedes Kilogramm Stickstoff, welches an die Pflanzen kommt und nicht sinnlos in die Luft emittiert, ist gut. Darüber sind sich alle einig. Aber spätestens bei der Frage, wie landwirtschaftliche Betriebe ihre Ammoniakemissionen senken soll- ten, ist Schluss mit dem Konsens. Denn hier gilt: Viele Wege führen nach Rom. Es gibt eine Fülle an Ansätzen. Von der Fütterung bis zur Gülleausbringung kann auf nahezu jeder Ebene der Tierhal- tung etwas für den Klimaschutz getan werden. Statt diese Vielfalt zu nutzen und sie Landwirte betriebsindividuell kombi- nieren zu lassen, setzt die deutsche Politik auf nur eine Lösung: die bodennahe Gül- leausbringung. Diese hat sicherlich ihre Vorzüge und kann einen Beitrag zu Am- moniakemission leisten. Aber sie ist eben auch nicht für alle Betriebe in Deutsch- land gleichermaßen das beste Mittel der Wahl - weder wirtschaftlich, noch unter den Gesichtspunkten der Effektivität, Nachhaltigkeit oder Futterqualität. In grünlandbetonten Berggebieten löst diese alternativlose Maßnahme Sorgen, Ängste und Frust bei den Landwirten aus. Insbesondere, als dass gerade hier der tatsächliche Nutzen in Frage gestellt wer- den kann. In diesem Zusammenhang är- gert mich dabei besonders: Niemand bei den zuständigen Ministerien konnte mir beantworten, was die bodennahe Gülle- ausbringung Landwirte im Schnitt kostet. Statttdessen hieß es: Ich könne mir die Zahlen ja aus den Daten, die das KTBL (Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft) bereitstellt, heraus- suchen. Da frage ich mich: Wie will ich als Politiker die Bauern von der verpflichten- den, bodennahen Gülleausbringung überzeugen, wenn ich nicht einmal die Konsequenzen für sie kenne. Ab 2025 ist die bodennahe, streifenförmige Gülleausbringung auch auf Grünland verpflichtend. Alternativ können Landwirte die Gülle auch separieren. Damit lässt sich die Fließfähigkeit verbessern und die Gül- lemenge reduziert sich - ebenso wie die Einsatzzeiten. Im besten Fall wird da- durch für manchen Landwirt sogar die Nutzung eines gemeinschaftlichen Güllefasses interessant. Im Gegenzug fallen aber Kosten für Technik und La-

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