LANDWIRT 2023 Nr. 22 - Deutschland Extra

Rind 30 22-2023 „Wir bewirtschaften eine Alm und auf dem Heimbetrieb nur Grünland mit maximal drei Schnitten. Ein Rind, das mit den extensiven Gegebenheiten nicht klarkommt, hat woanders mehr Sinn“, ist der Vollerwerbslandwirt überzeugt. Saisonales Abkalben Auf der Weide angekommen, blickt eine Kuh von weither in Rolands Rich- tung. Er deutet zu ihr hin und erklärt: „Das ist Karin. Eine Lieblingskuh mei- ner Kinder. Sie bringt jedes Jahr pünkt- lich im April ihr Kalb und ist mittler- weile zum fünften Mal tragend.“ Ka- rins Kälber konnte der Landwirt aller- dings noch nie behalten, da die Nach- kommen nicht mehr in seinen Abkalbezeitraum passen würden. „Von Dezember bis April kalben meine Kühe, wobei ich ein Erstkalbealter von 25 bis 26 Monaten im Zeitraum von Ende Februar bis März anstrebe“, er- klärt der Murbodnerzüchter sein Ab- kalbemanagement. Würde er Aprilkäl- ber für die Nachzucht behalten, wür- den diese das erste Mal zwei Jahre spä- ter im Juni kalben. Das würde eine Kal- bung mitten unter der Almperiode bedeuten. „Ich möchte keine Kalbun- gen auf der Weide, denn ich halte es für wichtig, dass die Kälber in der ersten Lebenszeit Kontakt zumMenschen ha- ben und Vertrauen fassen. Das ist im Stall einfacher.“ Nach der ersten Kalbung achtet Roland Hörmann auf eine Rastzeit von etwa vier Monaten. Der Grund: „Nach dem ersten Kalb ist eine Kuh noch nicht aus- gewachsen. Die längere Zeit zwischen dem ersten und zweiten Kalb erlaubt der Erstkalbskuh sich zu erholen. Au- ßerdem hat sie so Energie für die eigene Entwicklung. Dafür ist die Mutterkuh dann besser gewappnet für hoffentlich viele Kälber.“ Während Kuh Karin die Streichelein- heit der Landwirtsfamilie dankend ent- gegennimmt, fällt ihre Gelassenheit ge- genüber Menschen auf. Eine Mutter- kuh, die vertraut mit Menschen ist, ist unüblich. Das ist bei Familie Hörmann allerdings normal. Damit die Tiere den Kontakt mit Menschen nicht scheuen, entschied sich das Betriebsleiterpaar im Jahr 2008 für den Bau eines An- bindestalls. So grast die Murbodner- herde von April bis November sowohl auf Weiden als auch auf der Blahberg- alm auf etwa 1.000 Metern Seehöhe. In der restlichen Zeit sind sie angebunden mit regelmäßigemAuslauf. „Ich mag es nicht, wenn Kühe menschenscheu sind. Gerade Murbodner haben als tra- ditionelle Rasse ein ausgeprägtes Ge- müt. Zusätzlich will ich meine Tiere nicht enthornen. Die Hörner gehören für uns bei den Murbodner Rindern dazu“, so der Betriebsleiter. Dass vom Anbindestall gerne nur Negativargu- mente genannt werden, ärgert Roland Hörmann: „Die Tiere sind ruhiger, denn sie sind den direkten Kontakt mit dem Bauern gewöhnt. Das ist gerade bei Tiertransporten vonWeide zuWei- de und auf die Alm wichtig, um die Verletzungsgefahr für Mensch und Tier gering zu halten. Außerdem lässt sich durch die Kombinationshaltung vermeiden, dass die Rinder ihre Rang- kämpfe in einem beengten Raum aus- Murbodner Die Rasse Murbodner ist eine gefährdete Nutztierrasse mit steirischem Ursprung. Sie zeichnet sich durch ihre Genügsamkeit aus. Die Tiere sind an extensives Grünland angepasst. Dort erreichen männliche Kälber in den ersten 200 Lebenstagen im Schnitt 1.160 Gramm an Tageszunahmen. Weibliche Kälbern nehmen etwa 100 Gramm weniger zu. Bei intensiver Aufzucht würden die Tageszunahmen nicht entsprechend ansteigen. Seit der letzten ÖPUL-Periode konnte der Gefährdungsstatus um eine Stufe gesenkt werden. Dennoch braucht es einen strengen Anpaarungsplan, um Inzucht zu vermeiden. Deshalb muss der Inzuchtgrad von jedem Murbodnerstier für die jeweilige Herde berechnet werden. Über die Geschichte dieser Rinderrasse hat der Verein der Murbodnerzüchter in diesem Jahr ein Buch veröffentlicht. Dieses ist auf der Homepage der Murbodnerzüchter erhältlich (murbodner.at ). Kuh Karin ist zum fünften Kalb tragend. Die Weiden sind in diesem Jahr durch die Trockenheit kaum von Trittschäden belastet.

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