LANDWIRT 2023 Nr. 22 - Deutschland Extra

22-2023 41 Interview fast die ganze Freizeit für mein neues Hobby drauf. Dein Hobby ist also ziemlich aufwendig. Verdienst du denn schon Geld damit? Damit ich unabhängig bleibe, habe ich bis jetzt alle Geldangebote abgelehnt, so kann ich frei und neutral berichten. Um mit Instagram richtig Geld zu verdienen, sind Schweine ohnehin das Falsche; da interessieren sich dann leider doch zu wenig Leute dafür. Inso- fern gab und gibt es nicht wirklich Anzeigen oder Werbepartner. Alle Ausgaben, sei es beispielsweise für die Bahnfahrten oder Übernachtungen, bezahle ich aus meiner persönlichen Urlaubskasse. Ich freue mich über Zur Person Nik betreibt seit März 2021 seinen Instagram-Kanal „stadtkind.im. schweinestall“. Dort gewährt der 31-Jährige Einblicke in verschiedenste Bereiche der Schweinehaltung, spricht aber auch Themen an, wie die wichtige Rolle der Bauern für die Gesellschaft, die vielfältigen Aufgabenbereiche und Fähigkeiten von JunglandwirtInnen und warum Fleisch als Nahrungsmittel so wertvoll ist. Auf Instagram arbeitet der Schweizer nicht nur mit Fotos und Texten, sondern regt seine Follower mit Quizfragen und Abstimmungen zur Interaktion an, etwa über die Ferkelkas- tration oder das Schwanzkupieren. Seinen vollständigen Namen möchte Nik nicht nennen, auch sein Gesicht zeigt er nicht. Seine Begründung: „Im Fokus sollen die Schweine und die Betriebe stehen und nicht ich.“ Nik ist immer auf der Suche nach Betrieben, die ihm ihre Türen öffnen möchten. Mehr dazu auf stadtkindimschweinestall.com oder instagram.com/stadtkind.im. schweinestall jeden Betrieb, den ich besuchen darf, besonders auch über namhafte Unter- nehmen in der Branche. Aber sobald Geld ins Spiel kommt, bin ich raus. Hast du schon Jobangebote aus der Schweinebranche bekommen? Auf einigen Schweinebetrieben hätte ich sofort anfangen können. Das zeigt aber lediglich, wie dramatisch die Per- sonalsituation auf den Betrieben ist, dass sie sogar jemand Ungelerntes wie mich anstellen würden. Mir fehlt nun mal die jahrelange praktische Erfah- rung mit Dingen, die man als „Land- kind“ einfach so kann. Davor habe ich tiefen Respekt, genauso wie vor der breiten und fundierten landwirtschaft- Sie interessieren sich dafür, in den sozialen Medien aktiv zu werden? „Stadtkind.im.Schweinestall“ gibt folgende 5 Tipps dazu: 1. Überleg nicht lange, sondern beginn einfach mal. Egal, ob ein Foto in der WhatsApp-Story oder ein ausführliches Video: Mach, worauf du Lust hast. Du bist der Profi, du kannst die Realität aus dem Schweinestall am besten erklären und verbreiten! 2. Sei du selbst und mach social media, wie es dir gefällt und für dich stimmt. Vielleicht zeigst du dich gerne, vielleicht lieber nur die Schweine. Wichtig ist, dass du authentisch bleibst: Zeige nicht nur die „schönen“ Seiten, sondern die ganze Realität. Hab keine Angst vor schwierigen Themen, sondern erkläre, warum was wie gemacht wird. 3. Du bist nicht alleine. Viele Schweinebe- triebe machen auf ganz unterschied- liche Art Öffentlichkeitsarbeit. Nutze dieses Netzwerk: Tausche dich aus, schau, was andere machen, verlinkt euch untereinander. Arbeitet miteinan- der und nicht gegeneinander und zeigt, dass die Schweinebranche am selben Strick in dieselbe Richtung zieht. Knüpfe dein Netzwerk dann auch außerhalb der Branche, etwa in Richtung Dorfvereine und Veranstaltungen. Unterschätz dieses Netzwerk nicht; in den sozialen Medien hat man durch die Verwandt- und Bekanntschaft schnell mal 50 Leute erreicht – wann hast du das letzte Mal vor 50 Leuten gesprochen? 4. Ja, Öffentlichkeitsarbeit braucht Zeit. Nimm sie dir, es lohnt sich auf vielfältige (vielleicht nicht auf den ersten Blick sichtbare) Weise. Bleib dran. Manchmal braucht es etwas Ausdauer, doch mit ein bisschen Übung geht das Erstellen von Content immer schneller. Und Themen gibt es ja auf einem Schweine- betrieb genügend. Denk immer dran: Für andere ist das, was für dich alltäglich ist, vermutlich sehr spannend. 5. Du brennst für die Schweinehaltung, bist leidenschaftlich gerne im Stall? Zeig das auch und habe Freude, darüber in den sozialen Medien zu berichten. Sprich über deine Arbeit und zeige all das Gute, das du tagtäglich leistet. Denn du darfst stolz sein, den wichtigsten Beruf der Welt auszuüben und durch deinen Einsatz ganz viele Menschen satt zu machen! lichen Ausbildung. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, doch erstmal werde ich wohl weiterhin in meiner Freizeit in Schweineställen tätig bleiben. n Für seine Beiträge vom Schlachthof erhielt Nik bislang die meisten Rückmeldungen.

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