LandlebenErnährungSpeiseeis: Kokosfett verdrängt die Milch

Speiseeis: Kokosfett verdrängt die Milch

Eis ohne Kokosfett: Ausnahmen gibt es – meist als „bio“, „regional“ oder „fair“. Man muss sie im Supermarkt aber suchen.
Quelle: OÖBB/Pichler/repro:BZ/Jank)

Geschätzt durchschnittlich acht Liter Eis werden in Österreich jährlich geschleckt. Das meiste Eis stammt dabei nicht aus der handwerklichen, sondern aus der industriellen Produktion (genaue Zahlen gibt es nur für Deutschland, wo das industriell hergestellte Eis 85 % ausmacht; in Österreich geht man von einer ähnlichen Verteilung aus). Industrieeis ist das, was es (zum Großteil) im Supermarkt zu kaufen gibt – einzeln verpackt. Zutatenliste sollte nachdenklich stimmen. Denn dort findet man – auf einer sowieso schon ewig langen Zutatenliste mit allerhand Stabilisatoren – fast durchwegs Kokosfett: Ein pflanzliches Fett, das billiger ist als Milchfett.

Nur 7 Eissorten ohne Kokosfett

Weil scheinbar kaum darüber geredet wird, will der oberösterreichische Bauernbund anlässlich des bevorstehenden Weltmilchtages am 1. Juni dieses Problem aufzeigen und hat einen Testeinkauf gemacht. Dazu wurden in vier oberösterreichischen Supermärkten 18 verschiedene, einzeln verpackte Eislutscher bzw. Eisbecher, gekauft. Das Ergebnis ist ernüchternd: In mehr als der Hälfte fand sich Kokosfett auf der Verpackung, teils auch noch Palmöl. Nur sieben kommen ohne Kokosfett aus – und dabei handelt es sich fast ausschließlich um Sorten, die ohnehin als „regional“, „bio“ oder „fairtrade“ ausgelobt und deshalb auch extra beworben werden. Bei der großen Masse der Eislutscher hat man nur wenig Chance, eines ohne Kokosfett zu erwischen.
Milch, entrahmte Milch und ähnliche Zutaten sind zwar noch immer vorhanden, über den Mengenanteil kann man aber nur spekulieren. Fast nirgends gibt es eine Prozentangabe der Inhaltsstoffe. Vor allem bei industriell hergestelltem Eis verschwinden Milch und Milchfett zusehends zugunsten der pflanzlichen Fette. Argumentiert wird dabei oft mit Konsumentenwünschen nach pflanzlichen Alternativen.

Kokosfett ist das neue Palmöl

Ein im Vorjahr präsentierter Bericht aus Deutschland zeigt, dass das in Verruf geratene Palmöl zunehmend durch Kokosfett ersetzt wird. Kokosfett gilt bei den Konsumenten noch viel weniger belastet und wird daher viel eher akzeptiert als das mittlerweile verpönte Palmöl. Kokosfett ist aber – zumindest was die Produktionsbedingungen betrifft – nicht besser: Es trägt einen großen CO2-Rucksack, weil es aus den Hauptproduktionsländern Indonesien und den Philippinen importiert wird. Dafür müssen ebenso Wälder in Plantagen verwandelt werden und es wird laut der Zutatenliste kaum auf zertifiziertes Kokosöl (aus kontrolliertem Anbau) geachtet.

Pflanzliche Fette sind billiger als Milch

Fakt ist aber: „Pflanzliche Fette sind billiger als Milch und deshalb kommen sie in der Eisproduktion immer mehr zum Einsatz. So einfach wie auch bedenklich ist der Grund für das zunehmende Zurückdrängen der Milch. Leider zählt auch beim Eis scheinbar nur der Preis“, beklagt der oberösterreichische Bauernbund-Landesobmann Max Hiegelsberger. Dazu Bauernbund-Direktor Wolfgang Wallner: „Ob Palmöl oder nun das Kokosfett – beides wird aus fernen Ländern importiert. Warum greift man nicht zur Milch, die unsere Bauern in höchster Qualität und unter strengsten Rahmenbedingungen liefern?“

Ein weiteres Problem ist außerdem, dass nirgendwo die Herkunft der Zutaten deklariert ist. Es bleibt dem Eis-Konsumenten also verborgen, woher z.B. die noch vorhandene Milch herkommt. „Die Vermutung liegt nahe, dass es keine österreichische Milch ist“, so Wallner, „sonst würde es der Hersteller wohl angeben und damit Werbung machen.“

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