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Statt Schafmilch Wolle vermarkten

Karina Neuhold verarbeitet nicht nur die Wolle ihrer eigenen 200 Schafe, sondern nimmt auch vier Nachbarbetrieben die gesamte Wolle um 1 € pro Kilo ab. In Summe ist das etwa eine Tonne Wolle pro Jahr.
Quelle: Paul Loibner

Mit 18 bekam Karina Neuhold ein Schaf. „Ich war so fasziniert von der wunderbar weichen Wolle, dass ich mir unbedingt etwas zum Anziehen daraus machen wollte. Also begann ich zu spinnen. Die Nachbarn schüttelten zwar den Kopf und bezeichneten mich als rückständig, aber wenn dich die Faszination für Wolle einmal gepackt hat, lässt sie dich nicht mehr los“, schwärmt die heute 54-Jährige. Sie heiratete später vom Feistritztal bei Hartberg auf einen Schafmilchbetrieb nach Naas bei Weiz in der Oststeiermark und arbeitete in der Molkerei. Ihr Schwiegervater war damals der erste, der gemeinsam mit einem Nachbarhof von Milchkühen auf Milchschafe umstellte und nach und nach alle Nachbarn auch auf die Schafmilchproduktion brachte. „Das Gelände ist steil und kleinstrukturiert und Schafmilch hatte einen guten Preis. Auch die Wolle war damals noch mehr Wert und es wurde sogar überlegt, Maschinen zu kaufen, um mit der Wollverarbeitung zu beginnen. Dann kam der EU-Beitritt 1995 dazwischen, die kleinen Molkereien hörten auf. In den Bezirken Voitsberg und Weiz wurden 40 Schafmilchbetriebe fallen gelassen“, erzählt Karina.

Von Milch auf Wolle

Nachdem Karina drei Töchter auf die Welt gebracht hatte und die Schafmilchproduktion auf ihrem Hof eingestellt wurde, blieb sie zuhause und begann wieder langsam mit ihrer Leidenschaft: der Wollverarbeitung. Allerdings wohnte Karina damals mit vier Generationen in einem kleinen, 200 Jahre alten Bauerhaus. „Es war zwar jeder Raum ein Schlafzimmer, doch es hatten acht Familienmitglieder Platz.“ Aufgrund des Platzmangels filzte Karina dafür zehn Jahre lang im Freien. Dann wurde ein neues Haus gebaut, natürlich aus Holz mit Wolle als Dämmung. Nachdem das alte Bauernhaus nun leer war, richtete sich Karina dort die Werkstatt sowie einen Schau- und Verkaufsraum ein. Mittlerweile ist das ganze Haus Schau- und Verkaufsraum, Karina hat etwa 100 Produkte im Sortiment und beschäftigt eine Mitarbeiterin. Bis zu 20 Schulen waren vor Corona jährlich im Rahmen von „Schule am Bauernhof“ bei Karina zu Besuch, teilweise sogar aus Wien. Jetzt sind es sechs bis sieben Schulen im Jahr. Karina und ihr Mann haben drei Nachbarbetriebe (30 ha) in Pacht und halten rund 200 Schafe, hauptsächlich Muttertiere der Rassen Merino und Jura, die mit Fleischrassen wie Texel oder Berrichon belegt werden. Die Lämmer, sowie das große Wollsortiment werden durch die Weizer Schafbauern eGen über den Einzelhandel, die Gastronomie und den Shop vermarktet (www.weizerschafbauern.at).

Mit Wolle heilen

Ein Produkt, das Karinas Sortiment einzigartig macht, ist die sogenannte „Heilwolle“. Bereits seit 15 Jahren beschäftigt sich Karina mit Heilwolle.
Eine Freundin vom Palliativteam Hartberg- Weiz hatte Karinas Wolle zur Behandlung von Patienten verwendet und war von der Wirkung begeistert. „Damals haben wir es noch Vitalwolle genannt, weil wir uns nicht trauten, das Wort Heilwolle in den Mund zu nehmen. Legt man Wolle auf wunde Hautstellen oder in Hautfalten, nimmt sie die Feuchtigkeit, massiert die Haut, hält sie trocken, belüftet und regt den Heilungsprozess an“, erklärt Karina. Obwohl die Heilwolle zuvor vom Ötztaler Schafwollzentrum gewaschen wird, gab es aber auch Kritik wegen angeblicher Keime und Bakterien in der Wolle. Also war es nötig, wissenschaftlich beweisen zu können, dass Heilwolle hilft und nicht schadet. Über eine Masterarbeit und ein LEADER-Projekt wurde mit viel Aufwand von 2020 bis 2022 eine Studie durchgeführt. „Zuerst hat das Labor- und Analyseinstitut kiloweise Wollvliese getestet, bis wir das Attest bekommen haben, dass man die Wolle auf der Haut bedenkenlos verwenden kann. Zwei Pflegeheime, zwei Krankenhäuser, jeweils mit Palliativstationen sowie mobile Palliativteams haben die Wolle dann auch praktisch an Patienten getestet. Mit diesen Ergebnissen in Form einer Masterarbeit an der Medizinischen Universität Graz können wir beweisen, dass Wolle im Krankenhaus keine negativen, sondern ausschließlich positive Effekte erzielt“, erklärt Karina stolz. Seitdem würden immer mehr Pflegeheime, Krankenhäuser und Apotheken Heilwolle verwenden und anbieten. „Es sollen aber mehr werden, denn Wolle ist ein Wunderding und hat viel mehr Ansehen verdient“, wünscht sich die Woll-Visionärin aus der Oststeiermark.

Weitere Infos zu Karinas Produkten und Preisen finden Sie in der aktuellen Ausgabe von Schafe & Ziegen aktuell! Hier gratis Probeheft oder Abo bestellen!

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